Es hat nicht viel gefehlt, und er wäre ein Bayreuther geworden: „Es waren zwei meiner schönsten Jahre, als ich von 1972 bis 1974 für den FC Bayreuth spielte“, erinnert sich der Hofer Stadtrat und ehemalige Erfolgs-Fußballer Reinhard Meringer. Aber Bayreuth sei damals abgesehen von Wagner ein eher verschlafener Ort gewesen, Hof dagegen immer noch das Manchester Bayerns. Also blieb er und engagierte sich weiter in seiner Heimatstadt – als Sportler, Lehrer und Kommunalpolitiker. Für sein langjähriges Wirken als Hofer Stadtrat wurde Reinhard Meringer jüngst mit der Goldenen Bürgermedaille der Stadt Hof ausgezeichnet.
Von den drei Karrieren war die als Fußballer am naheliegendsten: Reinhard Meringer wurde 1947 in der Silberbergstraße geboren und wuchs nur 300 Meter vom ATS-Hof-West-Platz auf. „Wir Hofecker Buben und Mädels spielten im Sommer Tag und Nacht Fußball und fuhren in den damals schneereichen Wintern Ski und Schlitten am Schafhübel“, erinnert er sich. Skifahren und später Tennis behielt er sich als Hobbys, aber im Fußball startete er so richtig durch: Noch als Gymnasiast wurde er mit dem FC Bayern Süddeutscher Vize-Meister und als Vertragsspieler dann 1968 Süddeutscher Meister. Dreimal habe man sozusagen an die Tür zur ersten Bundesliga geklopft. „1969 wurden wir zur Belohnung für unsere Leistungen, übrigens als erste deutsche Elf nach dem Krieg, zu einer Israel-Reise eingeladen“, berichtet er. Außer für die Hofer Bayern und den FC Bayreuth spielte Reinhard Meringer auch für den VfB Helmbrechts. In den 1980er Jahren dann, bei den Alten Herren, sei er mit Hofer Stars wie Stark, Greim, Sieber, Oehm oder Winterling gegen bundesweite Spitzenspieler wie Beckenbauer oder Grabowski angetreten.
Zuletzt Seminarrektor
Wie viele andere Fußballer zahlte Reinhard Meringer mit zahlreichen Verletzungen einen teils hohen Preis. Gerade erst hat er sich von Knie- und Hüftgelenksoperationen erholt. Nicht nur deswegen rät er jungen Sportlern der Gegenwart davon ab, sich allzu sehr auf eine Profikarriere auszurichten: „Ich habe dem Fußball viel zu verdanken, aber Schule und Ausbildung sollten immer an erster Stelle kommen.“ Er selbst habe bei aller Sportbegeisterung den beruflichen Werdegang nie vernachlässigt. Vom Volksschullehrer in Hof Anfang der 1970er Jahre wurde er nach einem Zusatz-Studium in München schließlich Wirtschafts-, Geografie- und im Nebenfach Sportlehrer im Schulzentrum am Rosenbühl und ging 2010 als Seminarrektor in den Ruhestand. Besonders habe ihm in der Zeit der Jahrtausendwende ein fünfjähriger Modellversuch „Bildung zu Nachhaltigkeit“ an seiner Schule am Herzen gelegen: „Das Ziel lautete, Umwelt-Bildung ohne erhobenen Zeigefinger zu vermitteln.“ In den Modellen, die man damals entwickelt habe, sei es auch darum gegangen, dem Hofer Stadtsäckel Geld sparen zu helfen.
„Hof ist besser als sein Ruf“
Gedanken über die Zukunft seiner Heimatstadt habe er sich allerdings schon sehr viel länger gemacht. „Ich bin ein leidenschaftlicher Hofer und immer der Meinung gewesen, dass die Stadt und ihre Region viel besser sind als ihr Ruf“, sagt Reinhard Meringer. Um selbst aktiv an der weiteren Entwicklung mitarbeiten zu können, sei er zur Wahl als Stadtrat angetreten und 1984 dann auch gewählt worden. In den 40 Jahren seitdem habe er immer wieder auch unbequeme Meinungen vertreten: „Ich habe damals zum Beispiel zu der Minderheit gehört, die den Zentralkauf für Hof erhalten wollte.“ Einer der größten Erfolge in der Vergangenheit sei es gewesen, zusammen mit dem Freistaat Bayern auf bessere Filteranlagen in den Fabriken im benachbarten Böhmen hinzuwirken – und so das leidige Kapitel „Katzendreckgestank“ zu beenden. „Wir haben damals im Stadtrat über die Parteigrenzen hinweg eng zusammengearbeitet, darauf bin ich immer noch stolz.“
Bei aller Harmonie in einzelnen Fällen wie diesen – grundsätzlich sei im Hofer Stadtrat früher noch viel mehr gestritten worden, erinnert sich Reinhard Meringer. Die Sitzungen hätten freitags oft drei Stunden und länger gedauert, und danach sei man meistens noch zusammen ein Bier trinken gegangen und habe weiter diskutiert. Die langen Reden von damals sind Reinhard Meringer sozusagen in Fleisch und Blut übergegangen. Eines seiner Markenzeichen waren immer schon höchst ausführliche Stellungnahmen. Gerade bei strittigen Themen würde er sich in der Gegenwart oftmals mehr Redezeit wünschen: „Man sollte auch nicht so viel Angst vor öffentlichen Diskussionen haben“, meint er.
Goldene Bürgermedaille
Nach 40 Jahren in der Kommunalpolitik nun mit der Goldenen Bürgermedaille bedacht worden zu sein, habe ihn riesig gefreut, sagt Reinhard Meringer. Um so mehr gelte das aus einem weiteren Grund: Sein alter Freund und Weggefährte, der kürzlich verstorbene Dr. Jürgen Adelt, sei 1984 mit ihm gemeinsam in den Stadtrat eingezogen, und auch er habe im vergangenen Jahr die gleiche Würdigung erfahren. „Dass Dr. Jürgen Adelt und ich im selben Jahr auf diese Weise ausgezeichnet wurden“, sagt Reinhard Meringer, „das ist mir eine besondere Ehre.“ Manfred Köhler