Verschiedene Einrichtungen und Organisationen stellen im Hofer Land gemeinsam ein umfangreiches Angebot palliativer Versorgungsmöglichkeiten auf die Beine. Dr. Silke Pietsch von der Palliativstation am Sana Klinikum Hof weiß: „Die Angst und Verunsicherung bei dem Begriff ,palliativ‘ ist nach wie vor sehr präsent.“ Viele Menschen verbinden damit das unmittelbare Lebensende. Dabei geht es vielmehr um Lebensqualität und Schmerzlinderung – und das möglichst schon frühzeitig, ab dem Zeitpunkt der Diagnose. Auch Beistand für die Angehörigen gehört zur Palliativarbeit. Einen Überblick über die verschiedenen Angebote gibt es beim 2. Hofer Palliativtag am 27. April in der Bürgergesellschaft Hof.
Auf dem Weg zur Palliativstation am Hofer Sana Klinikum stutzt so mancher Besucher kurz. Das Krankenhaus-Weiß weicht gedeckten, warmen Farben; statt der manchmal geschäftigen Atmosphäre herrscht in den Gängen entspannte Ruhe. Ein Wegweiser führt zum „Wohnzimmer“. Auf der Terrasse dieses Wohnzimmers sitzen Menschen bei Kaffee und Bier zusammen. Auch Kinder und Hunde sind dabei, es wird angeregt geplaudert und leise gelacht. Erst aus der Nähe wird deutlich: Der Gesundheitszustand des älteren Herrn im Rollstuhl in der Mitte der kleinen Gesellschaft ist sehr schlecht.
Freiheit ermöglichen
„Das Sonnen auf der Terrasse gehört quasi zu unserem Konzept“, erklärt Stationsleiter Frank Wenzel-Wardezki: „Mit der notwendigen medizinischen Unterstützung so viel Freiheit wie möglich genießen.“ Medizinische Unterstützung bedeute in diesem Fall, die Schmerzen der Patienten bestmöglich zu lindern, damit trotz schwerer oder lebensbedrohlicher Krankheit möglichst viel Lebensqualität bleibt.
„Wir begleiten hier Menschen in existenziellen Nöten. Neben Schmerzen oder Luftnot stellt die schwere Erkrankung auch eine starke seelische Belastung dar“, weiß Dr. Silke Pietsch, Leiterin der Palliativstation. Ängste, die nicht nur den Patienten, sondern natürlich auch den Angehörigen der Schwerstkranken zu schaffen machen. „Ängste abzubauen und die Angehörigen bei allen Therapieentscheidungen mit einzubinden, gehört deshalb zu unseren wichtigsten Aufgaben“, ergänzt Wenzel-Wardezki. Oft gelinge es, dass Patienten noch einmal nach Hause entlassen werden können.
„Das eigene Bett ist etwas Besonderes, gerade auch für Ehepartner.“
Zu diesem Zeitpunkt kommen die SAPV-Teams ins Spiel, die spezialisierte ambulante Palliativ-Versorgung bieten. Dr. Annette Stoidner-Amann vom Palliativnetz im Dreiländereck weiß: „Das eigene Bett ist etwas Besonderes, gerade auch für Ehepartner.“ Wenn ein Patient stabil ist und im häuslichen Bereich gut versorgt wird, bleibe manchmal noch mehr Lebenszeit als ursprünglich gedacht. Dank der 24-Stunden-Rufbereitschaft sei immer ein Ansprechpartner greifbar. Unnötige Krankenhaus-Einweisungen werden vermieden, weil SAPV und behandelnde Haus- und Fachärzte eng zusammenarbeiten. „Was diese Betreuung so wertvoll macht, ist: Da ist ein festes Team von Menschen, die Bescheid wissen, was los ist.“ Alle Beschwerden und Ängste müssen nicht jedes Mal aufs Neue erklärt werden. Sie sind bekannt und finden Gehör und Berücksichtigung.
Für Angehörige
Die ambulante Palliativ-Versorgung kümmert sich zudem nicht nur um medizinische und pflegerische Belange, sondern knüpft ein Netzwerk für Betroffene und ihre Familien. „Wir stellen die Unterstützung auf mehrere Beine und leisten Hilfe für die ganze Familie“, erklärt Dr. Stoidner-Amann. So könne man beispielsweise bei der Beantragung eines Pflegegrads oder der Beschaffung von Hilfsmitteln unterstützen sowie Kontakt zum stationären Hospiz herstellen, wenn es zuhause doch nicht mehr gehe.
Netzwerkarbeit wichtig
Überhaupt sei Palliativarbeit stets auch Netzwerkarbeit, darin sind sich alle Beteiligten einig. Beim ersten Hofer Palliativtag im vergangenen Jahr haben sich einige Angehörige und Betroffene informiert, die später im Laufe des Jahres Palliativversorgung in Anspruch genommen haben. „Wenn uns das auch mit dem zweiten Palliativtag wieder gelingt, haben wir unser wichtigstes Anliegen erreicht“, sagt Dr. Pietsch.
Das Programm wurde aktualisiert und der Veranstaltungsort bewusst vom Rand der Stadt in die Innenstadt – mitten ins Leben – verlegt. Weil auch das Thema ins Leben und zum Leben gehört. Sandra Langer
Folgende Partner stellen sich am Samstag, 27. April, beim 2. Hofer Palliativtag von 10 bis 14 Uhr in der Hofer Bürgergesellschaft vor: Sana Klinikum Hof, SAPV Palliativnetz im Dreiländereck GmbH, SAPV-Team Hochfranken, Hospizverein Hof e.V., Hospizverein FRANKENWALD e.V., Hospiz-Initiative Fichtelgebirge e.V., Diakoniewerk Martinsberg e.V., Central-Apotheke Falkenstein, Leitstelle Pflege Hofer Land, Psychosoziale Krebsberatungsstelle Hof, BRK-Kreisverband Hof mit dem Herzenswunschmobil Hofer Land.
Um 10.15 Uhr findet ein Einführungsvortrag zum Thema „Wie geht palliativ?“ mit Dr. Denise Landmann von der Palliativstation am Sana Klinikum Hof sowie Dr. Annette Stoidner-Amann vom SAPV Palliativnetz im Dreiländereck statt.
Es folgt um 10.45 Uhr eine Podiumsdiskussion zum Thema „Wie geht palliativ im Hofer Land?“, moderiert von Dr. Abhishek Pandey, Chefarzt der Urologie, Kinderurologie, Urologischen Onkologie und Palliativmedizin am Sana Klinikum Hof. Gesprächsgäste sind Dr. Verena Luber (MVZ Onkologie Hof), Dr. Silke Pietsch (Palliativstation Sana Klinikum Hof), Dr. Alexandra Schramm (SAPV Hochfranken), Alexandra Puchta (Leitstelle Pflege Hofer Land), Ines Backmann (Hospizverein Hof), Christine Rothemund (Hospiz Naila) sowie einem betroffenen Angehörigen.
Alle Netzwerkpartner sind mit Informationsständen vor Ort, an denen die Gäste unkompliziert mit Experten ins Gespräch kommen können.