Eine unglaubliche Erfolgsgeschichte hat der Verein „SySTEP“ hingelegt, der sich der Förderung von Kindern und Jugendlichen verschrieben hat. Innerhalb von nur zehn Jahren hat der 2013 als freier Träger der Jugendhilfe gegründete Verein seinen Mitarbeiterstamm auf rund 150 aufgestockt und sein Angebot vervielfacht. Als erste bayerische Institution wurde „SySTEP“ bereits zum wiederholten Male mit dem Gütesiegel der Deutschen Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie als systemisch-familienorientiert arbeitende Einrichtung ausgezeichnet. Aber was genau steckt hinter der kompliziert klingenden Aufgabenstellung?
Der gebürtige Hofer Michael Wilfert (44) hat in der Diakonie Martinsberg in Naila Erzieher gelernt und sich schon früh die Frage gestellt, wie man die Erziehung von Kindern und Jugendlichen mit besonderem Förderbedarf weiter optimieren könnte. „Ich kam zu dem Schluss, dass man junge Leute mehr als Teil eines Systems, also der Familie, Schule oder des Klassenverbandes betrachten sollte“, erzählt er. Bei diesem sogenannten systemischen Ansatz stehe der Gedanke im Zentrum, dass das gegenwärtige Verhalten eines jungen Menschen als Teil des Lösungsansatzes hin zu einem besseren Verhalten gesehen werden sollte – auch und gerade, wenn dieses momentane Verhalten auffällig und unerwünscht sei. Diesen Ansatz machte Michael Wilfert zur Grundlage des Vereins, den er vor zehn Jahren gründete: SyS steht für systemisches Denken und Arbeiten, ep für erlebnispädagogische Methoden. Das Wort STEP Symbolisiert den nächsten Schritt, den man gemeinsam mit den Partnern gehen wolle – zusammen „SySTEP“.
Um junge Menschen zu fördern, sei es wichtig, schnell Erfolge zu produzieren, erklärt Michael Wilfert weiter. Spiel und Sport in der Natur seien dafür besonders wichtig: „Ein Jugendlicher denkt vielleicht von sich, er kann nichts, aber schafft es dann, auf einen Berg zu klettern oder durch ein Gewässer zu paddeln.“ Mehr zu erreichen, als man sich zutraut, könne das ganze Denken umkrempeln.
Eltern einbeziehen
Hinzu komme der Ansatz, auch die Eltern in die gemeinsame Arbeit einzubeziehen, denn ein stabiles Gesamtumfeld sei entscheidend für den Erfolg. Längst erstreckten sich die Probleme in den Familien durch alle Gesellschaftsschichten. Und daran hätten die weltweiten Krisen unserer Zeit und die allgemeine Überforderung einen großen Anteil. Der überwiegende Teil der Menschen, die den Rat von „SySTEP“ suchen, komme von sich aus. Betroffen seien Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von sechs bis 21 Jahren. Die Kosten für die Leistungen trage der Staat.
Weil jeder junge Mensch anders sei, gelte es auch möglichst viele unterschiedliche Angebote zu machen, sagt Michael Wilfert. Bereits 2017 habe „SySTEP“ mit dem Haus Froschbachtal in Naila seine erste stationäre Jugendhilfeeinrichtung eröffnet. Es folgten eine Beratungsstelle für Täter häuslicher Gewalt im Innenhof der Hofer Niederlassung, mit dem Haus Selbitztal eine weitere Jugendhilfeeinrichtung und ein erster Waldkindergarten in Naila in Kooperation mit dem Bund Naturschutz Hof. Vor einem Jahr übernahm der Verein das Bärenhäusl in Culmitz und machte daraus eine vorübergehende Heimat für jeweils acht geflüchtete unbegleitete Minderjährige. Und heuer kam dann noch die Feuerwehr-Kita in Straßdorf in Schwarzenbach am Wald dazu. In Kooperation mit der örtlichen Feuerwehr biete man hier ein innovatives pädagogisches Konzept mit dem Schwerpunkt „Natur und draußen“ und damit wiederum ein Alleinstellungsmerkmal. Unter anderem betreibt „SySTEP“ außerdem einen ebenfalls noch ganz neuen Waldkindergarten in Stammbach und mit „FiSCH“ (Familie in Schule) ein Programm aus dem Bereich der Multifamilientherapie.
Stütze für Menschen
Und wie wird es im neuen Jahr weitergehen? Wird sich das rasante Wachstum aufrecht erhalten lassen? Michael Wilfert, der auch weiter aktiv mit den Klienten arbeitet, sammelt in seinem Hofer Büro ständig neue Ideen und – wie es ein Holzschild anmahnt – die „AHA-Momente der Woche“. Dabei treibt ihn, wie schon in den letzten zehn Jahren, der folgende Wunsch: „Wir wollen ratsuchenden Personen, die oft sehr großes Leid mitbringen, innere Orientierung und damit eine möglichst gute Stütze bieten.“ Manfred Köhler
Weitere Infos
im Internet unter www.systep.de
Fotos: Manfred Köhler, Ingo Franz