„Begonnen hat alles mit ein bisschen Helfen am Einlass.“ Dieser Satz könnte über so mancher „Karriere“ der unzähligen ehrenamtlichen Hofer Filmtage-Helfer stehen. Kerstin Fröber ist seit fast 20 Jahren im Filmtage-Team aktiv und bleibt dem Festival treu, obwohl ihr Lebensmittelpunkt längst nicht mehr in Oberfranken liegt.
Von Kindesbeinen an war die habilitierte Psychologin Kino-Fan. Dass die Leinwand wesentlich mehr Emotion und Faszination birgt als der heimische Fernseher, hat sie vor einigen Jahren sogar in einer kontrollierten, experimentellen Studie untersucht und bestätigt. Zwar waren der jugendlichen Kerstin Fröber diese wissenschaftlichen Erkenntnisse noch unbekannt, doch es war klar, wo die Schülerin ihren ersten Nebenjob antrat: im Kino ihrer damaligen Heimatstadt Marktredwitz.
Passenderweise hat sie sich dort in den Vorführer verliebt, der noch heute an ihrer Seite ist, und über den sie zu den Hofer Filmtagen fand, obwohl ihr die dortigen Kino-Säle mangels Volljährigkeit noch gar nicht offenstanden. (Weil die Festival-Filme noch keine FSK-Prüfung durchlaufen haben, ist das Mindestalter für alle Vorstellungen unabhängig vom Inhalt 18 Jahre.)
Ticketverkäuferin
Auf die ersten Tätigkeiten am Einlass folgten Jobs als Kinopatin oder im Ticket-Verkauf, bis Kerstin Fröber schließlich selbst zur Vorführerin wurde. Sie erklärt: „Man muss darauf achten, dass der richtige Film im richtigen Format auf die Leinwand kommt, dass er in der richtigen Sprache und mit den passenden Untertiteln läuft.“
Beim Einarbeiten in die technischen Details half ihr Partner, der heute technischer Direktor der Hofer Filmtage ist. Bisweilen komme es auch vor, dass man einem besonders aufgeregten Regisseur noch einen kleinen Extra-Test ermöglichen muss. Schließlich möchte jeder seinen Film perfekt in Szene gesetzt wissen.
Das ist es auch, was für Kerstin Fröber den besonderen Charme der Hofer Filmtage ausmacht: „Dass zu vielen Filmen auch Leute vom Team da sind, ist ein toller Mehrwert.“ Zudem werde man während der Filmtage in völlig fremde Welten entführt und bekomme Filme zu Gesicht, die man andernfalls nie auf der Leinwand sehen könnte. Die Themenvielfalt sei eine ganz andere als im regulären Programm. „Und auch internationale Filme in der Originalsprache anzusehen vermittelt ein ganz besonderes Flair.“
Die Hofer Filmtage blieben nicht das einzige Festival, für das Kerstin Fröber sich engagiert. Bei den Grenzland-Filmtagen in Selb war die Kino-Liebhaberin zunächst ebenfalls beim Saal-Einlass tätig, stieß später zu dem Team, das die Filme sichtet, und ist seit drei Jahren erste Vorsitzende des Trägervereins.
Zwar geht die Psychologin demnächst beruflich neue Wege, ihr Engagement in Sachen Kino und Film-Festivals gibt sie jedoch nicht auf. „Vor allem bei den Hofer Filmtagen ist es immer ein bisschen wie beim Klassentreffen. Viele sind schon lange dabei, manche sogar in der zweiten Generation, wenn Kinder von langjährigen Mitarbeitern im Lauf der Zeit eigene Aufgaben übernommen haben.“
Ab Freitag dabei
Vorführerin kann Kerstin Fröber heuer nicht sein und auch nicht das ganze Festival über in Hof bleiben. „Aber spätestens ab Freitag werde ich dabei sein. Ganz nehmen lasse ich mir das nicht.“ Sandra Langer
Start mit Weltpremiere
Die 57. Internationalen Hofer Filmtag estarten am 24. Oktober. Gleich im Eröffnungsfilm „15 Jahre“ von Chris Klein sind mehrere Stars des deutschen Kinos vertreten – unter anderem Hannah Herzsprung und Albrecht Schuch. Daneben werden auch Hassan Akkouch und Stefanie Reinsperger erwartet.
Foto: Robert Hölzel