Die Freie Turnerschaft (FT) Hof steuert auf den Abschluss eines bemerkenswerten Jahres zu. Aus beiden großen Abteilungen gibt es Positives zu berichten. Da wären zunächst die sportlichen Erfolge: „Unsere Hauptabteilung Fußball hat eine super Saison hinter sich, wir wären fast in die Kreisliga aufgestiegen“, berichtet Vorsitzender Christian Szczepanski. Bei aller Freude darüber, das Hauptziel der FT sei aber die Kameradschaft, und auch da funktioniere alles bestens: „Bei uns soll es familiär zugehen. Unsere Hauptziele sind Geselligkeit und sportlicher Ausgleich zum Alltag.“ Zur Freien Turnerschaft komme man, wenn man einfach nur Freude am Fußball habe ohne große Karriereziele zu verfolgen.
Das gilt auch für die zweite große FT-Abteilung: für Boule beziehungsweise Pétanque. Beides ist auf dem FT-Platz an der Alten Plauener Straße seit diesem Frühjahr unter besten Bedingungen möglich, und das ist auch die zweite gute Nachricht des Jahres: „Die Stadt Hof hat uns sehr geholfen und unseren Platz unter schönen, alten Bäumen optimal ausgebaut“, freut sich Michael Weiß, der für die Boule- beziehungsweise Pétanque-Abteilung zuständig ist. Bei der Freien Turnerschaft kann man gemütlich und ohne Ehrgeiz immer mittwochs und samstags nachmittags Boule spielen – oder die Wettkampf-Variante Pétanque wählen und auch zu Vergleichskämpfen antreten. Aktuell spielt die Pétanque-Mannschaft in der Bayernliga.
Gemütlicher Treffpunkt
Seit diesem Jahr blickt man bei den Freien Turnern erstmals seit Langem wieder positiv in die Zukunft. Der Hofer Traditionsverein, der im Jahr 1900 unter dem Motto „Frisch, frei, stark und treu“ im Umfeld der Arbeiterbewegung gegründet wurde und jahrzehntelang auf Augenhöhe mit anderen großen Hofer Vereinen agierte, geriet in den Neunzigerjahren unverschuldet in eine existenzbedrohliche Krise, wie Kassier Ingo Mandl zu berichten weiß: „Im Jahr 1994 mussten wir für die Landesgartenschau am Theresienstein unser gesamtes Gelände abgeben.“ Zwar habe man danach den Fußballplatz und das Sportheim zurückbekommen, aber nicht den Trainingsplatz. In Folge sei die Jugendabteilung weggebrochen. Außerdem habe man, um das Sportheim für Zwecke der Landesgartenschau herzurichten, einen Kredit aufnehmen müssen, an dem man lange abzubezahlen hatte. „Damals wären die Freien Turner fast verschwunden“, erinnert sich Ingo Mandl, der schon seit fast 40 Jahren dabei ist, früher als aktiver Fußballer.
Inzwischen habe man sich mit den Bedingungen seit der Landesgartenschau längst arrangiert und zu neuer Stärke gefunden. 170 Mitglieder halten dem Verein aktuell die Treue, davon jeweils rund 20 Aktive beim Fußball und beim Boule. Der Platz mit seinem Sportheim und dem Boule-Platz ist bei schönem Wetter ein gemütlicher Treffpunkt mit familiärer Atmosphäre. Während die einen Schafkopf spielen oder bei Getränken zusammensitzen und sich unterhalten, betätigen sich andere beim Boule. „Das Schöne ist, dass hier jeder mitmachen kann“, sagt Michael Weiß. Sogar Teams aus Großeltern und Enkeln seien möglich. Allerdings dürfe man die Wettkampfform Pétanque nicht unterschätzen: „Das ist richtiger Sport, bei dem man bis zu zehn Stunden am Stück im Einsatz ist.“
Verein für Jung und Alt
Mehr über den Sport und die vollständige, sehr wechselvolle und spannende Geschichte der Freien Turnerschaft Hof kann unter www.ft-hof.de nachgelesen werden. Bemerkenswert ist, dass der Verein in Spitzenzeiten bis zu 700 Mitglieder hatte und die unterschiedlichsten Abteilungen anbot, darunter sogar eine Theatergruppe. Dramatisch liest sich der spätere Überlebenskampf, als der Sportplatz der Landesgartenschau weichen musste und scharenweise Mitglieder zu anderen Vereinen wechselten. Manfred Köhler
Fotos: Manfred Köhler