Was Dr. Franziska Dornig und Stefan Denzler, Ansprechpartner der „Partnerschaft für Demokratie“ in Stadt und Landkreis Hof, tun, klingt ein bisschen sperrig – und ist doch bunt, spannend und wichtiger denn je: „Unser Ziel ist es, die Zivilgesellschaft in ihrem Engagement für Demokratie und Vielfalt sowie gegen Rechtsextremismus zu unterstützen“, erklärt Projektleiter Stefan Denzler (zuständig für den Landkreis Hof). Seine Kollegin Franziska Dornig (zuständig für die Stadt Hof) betont: „Wir wären nichts ohne das Engagement im Ehrenamt und ohne die vielen Menschen, die sich für ein gelingendes Miteinander einbringen.“

Dornig und Denzler arbeiten für das Evangelische Bildungszentrum Bad Alexandersbad (EBZ), wo seit vielen Jahren die „Partnerschaften für Demokratie“ für die Stadt Hof sowie die Landkreise Hof, Wunsiedel und Tirschenreuth betreut werden. Die Partnerschaften für Demokratie sind Teil des Bundesprogramms „Demokratie leben!“; die hauptamtlichen Mitarbeiter (je einer pro Partnerschaft) verstehen sich als Koordinatoren und Netzwerker. Ihre Aufgabe ist es, „den Stein am Rollen zu halten“.
Das heißt ganz praktisch: Vereine, Organisationen oder auch nicht-organisierte Gruppen von Privatpersonen, die eine Veranstaltung, Exkursion oder einen Workshop planen, können über Franziska Dornig und Stefan Denzler sowohl Fördermittel beantragen als auch praktische Unterstützung für ihr Vorhaben erhalten. Wichtigste Voraussetzung: Es muss konzeptionell nachweislich ein pädagogischer Gedanke mit dem Projekt verbunden sein, der Demokratie und Vielfalt stärkt. „Trotzdem müssen die Angebote natürlich so niederschwellig wie möglich sein, um die Menschen auch zu erreichen“, erläutert Franziska Dornig.
Gespräch unterstützt
So manches Projekt entwickelt eine Eigendynamik. Beim Podiumsgespräch mit Marie-Agnes Strack-Zimmermann in Hof vor wenigen Wochen lagen die Aufgaben der Projektstelle nicht in erster Linie bei der Finanzierung, sondern eher in der praktischen Unterstützung. „Dr. Gisela Strunz, eine der Organisatorinnen des Abends, hatte sich an uns gewandt“, erinnert sich Franziska Dornig. „Wir haben zunächst beim Erstellen der Einladung unterstützt und später bei der Planung der Veranstaltung.“ Auch in die Moderation waren die Mitarbeiter der Koordinierungs- und Fachstelle schließlich eingebunden. „Und am Ende haben wir genau das erlebt, was wir uns für jede Veranstaltung wünschen, nämlich: Menschen zusammenbringen, die sich sonst nicht unbedingt treffen würden, und gemeinsam offen zu diskutieren.“
Ziel erreicht
So könne man beispielsweise über so manche Position Strack-Zimmermanns trefflich streiten. Aber wenn Reservistenverband, Caritas und Diakonie sowie Akteure aus Politik und Wirtschaft gemeinsam und überparteilich über Demokratie und Vielfalt diskutieren, dann haben die Mitarbeiter des EBZs ihr größtes Ziel erreicht. Auch das Fest „Mödlareuth grenzenlos bunt“ zum Tag der Deutschen Einheit unterstützt die „Partnerschaft für Demokratie“ seit Jahren, treten doch auch hier verschiedenste Bündnisse und Organisatoren gemeinsam für Demokratie und Vielfalt ein. Hier leistet das Team am EBZ vor allem Hintergrundarbeit: Verschiedene Akteure vernetzen, Fördermittel beantragen und abrechnen – „vor allem solche Aufgaben, die man Ehrenamtlichen nicht unbedingt zumuten kann oder möchte“, sagt Stefan Denzler.
Den Stein „im Rollen halten“ heißt zum einen: „Es anderen erleichtern, etwas zu tun.“ Aber auch: „Immer wieder selbst hinausgehen und Dinge anschieben.“ Welche Projekte eine Förderung erhalten, entscheidet ein regionaler Begleitausschuss, besetzt mit Vertretern der Zivilgesellschaft und der Verwaltungen. Es muss sich dabei nicht um professionelle Großveranstaltungen handeln. Auch Workshops, Vorträge oder Filmvorführungen in kleinerem Kreis sind prinzipiell förderfähig. Die Mitarbeiter der Koordinierungs- und Fachstelle unterstützen bei Bedarf auch bei der Öffentlichkeitsarbeit und der Umsetzung oder holen weitere Partner aus ihrem breit gefächerten Netzwerk an Bord. Gerne denken sie auch an eine Veranstaltung in der Hofer Freiheitshalle im vergangenen Jahr mit der Wirtschaftsregion Hochfranken und zahlreichen anderen Akteuren zum Thema „Demokratie und Wirtschaft“ zurück. Mancher mag bei „Demokratiearbeit“ an „Ringelpietz mit Anfassen“ denken, weiß Franziska Dornig. „Es geht aber durchaus um ,hard facts‘ wie beispielsweise Fachkräftegewinnung oder Standortsicherung.“
Dass in Bad Alexandersbad gleich vier „Partnerschaften für Demokratie“ unter einem Träger und einem Dach beheimatet sind, macht allen Beteiligten die Arbeit einfacher und dürfte bundesweit einmalig sein. Auch mit dem ebenfalls in Bad Alexandersbad angesiedelten Bayerischen Bündnis für Toleranz, den neu entstehenden Beratungsstellen gegen Diskriminierung in Oberfranken und der Projektstelle gegen Rechtsextremismus arbeite man eng zusammen.
Spitze des Eisbergs
Wobei Rechtsextremismus, wie Franziska Dornig betont, nur die „Spitze des Eisberges“ sei und große Aufmerksamkeit bekomme, weil die Akteure laut und auffällig unterwegs seien. Engagement für Demokratie bedeutet für sie auch Einsatz gegen Klassismus und Chauvinismus sowie jegliche Form von Diskriminierung. „Ein Demokratisches Miteinander ist wertvoll – und nicht selbstverständlich. Daran müssen wir uns immer wieder erinnern.“ Gesellschaftspolitische Fragestellungen, wie beispielsweise Bildungsgerechtigkeit, haben die junge Frau, die im Osten Deutschlands geboren und aufgewachsen ist, schon immer interessiert. „Ich stamme aus einem Arbeiterhaushalt, doch hatte ich alle Aufstiegschancen. Warum sind nicht jedem Kind in Deutschland, unabhängig von Familie und Herkunft, diese Chancen gegeben?“
„Warum sind nicht jedem Kind in Deutschland,
unabhängig von Familie
und Herkunft, diese
Chancen gegeben?“
Nach ihrem Studium der „Fremdsprachen in der Erwachsenenbildung“ hat Franziska Dornig in England, Italien und Indien gelebt, und sieht seitdem Deutschland auch mit einem „Blick von außen“. Nachdem sie zunächst an der Hochschule Hof gearbeitet hatte, hat sie sich vor einigen Jahren für die Stelle bei der „Partnerschaft für Demokratie“ beworben – und diese Entscheidung nicht bereut. „Der Rückhalt, den wir sowohl aus der Politik als auch aus der Zivilgesellschaft heraus erhalten, ist wirklich toll.“
Der Bamberger Stefan Denzler, der Politikwissenschaften und Erwachsenenbildung studiert hat, fand über Martin Becher von der Projektstelle gegen Rechtsextremismus den Weg nach Bad Alexandersbad. Er hat sich viel mit der Frage beschäftigt, wie man Rechtsextremismus vorbeugen kann, und landete dabei zwangsläufig auch beim Thema Demokratie. „Die spannende Frage ist ja: Was heißt eigentlich Demokratie? Und wie kann man es Menschen und Institutionen ermöglichen, Demokratie zu leben?“ Nach vielen Jahren „Demokratiearbeit“ weiß Stefan Denzler: „Das ist kein abgeschlossener Prozess – sondern eine lebenslange Aufgabe. Und daran mitzuarbeiten macht mir großen Spaß.“ Sandra Langer
Fest der Demokratie
Das Fest der Demokratie „Mödlareuth grenzenlos bunt“ findet zum Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober ab 12 Uhr neben dem Deutsch-Deutschen-Grenzmuseum statt. Infos und Eindrücke gibt es auf www.grenzenlos-bunt.de
Weitere Infos, Kontaktdaten der Ansprechpartner sowie auch Hinweise zur Beantragung von Fördergeldern gibt es unter www.demokratie-leben-in-der-mitte-europas.de.
Man kann sich bereits jetzt für Projekte im kommenden Jahr bewerben. Insgesamt fließen pro Jahr rund 300.000 Euro Fördermittel in die fünf Oberfränkischen „Partnerschaften für Demokratie“ in Stadt und Landkreis Hof, Wunsiedel, Tirschenreuth und Bamberg