Die Nachricht hat eingeschlagen: Die ehemaligen Hofer Volksfestwirte übernehmen ab sofort die Sommergaststätte am Untreusee – nun unter dem Namen „Die Wertschaft“. Was treibt die sechs Hobby-Wirte mit eigener GmbH an und welche Pläne haben sie?
Im Laufe des März soll es losgehen: „Ein Fenster machen wir auf jeden Fall auf und bieten was an“, sagt Björn Pausch, der Pressesprecher der Wirte. Gute Nachricht für alle Kuchen-Fans: Den beliebten Himbeerkuchen gibt es weiterhin, auch die anderen Sorten. Es soll Bewährtes und Neues dabei sein – eben Speisen für jedermann. Und: Es muss alles reibungslos laufen. „Die Hofer sind es gewöhnt, dass sie Essen und Getränke schnell bekommen, auch wenn es mal sehr voll ist“, weiß Pausch. Auch das bisherige Seestübchen solle stärker in das Konzept eingebunden werden und als gemütliche Gaststube ganzjährig zur Verfügung stehen. Das gehe aber nicht alles auf einmal, betont er. Pläne haben die sechs Hofer jedoch eine Menge – und sie teilen sich bei allen Gemeinsamkeiten die Aufgaben untereinander auf.
Wirte im Nebenberuf
Neben dem Mann für die Öffentlichkeitsarbeit Björn Pausch gehören Andreas Walter, Roland Degel, Peter Geilenkirchen, Marcus Traub und Freddy Lonke zur Fränkischen Volksfestwirt GmbH. Walter ist als hauptberuflicher Vermessungsbeamter zuständig für Planung und technische Angelegenheiten und kümmert sich zusammen mit Roland Degel um Reparaturen aller Art. „Wir nennen sie scherzhaft unsere Hausmeister“, erzählt Björn Pausch. Degel hat ebenfalls das Know-How in technischen Dingen, ist er doch selbstständiger Landmaschinenmechaniker mit eigenem Betrieb. Für Digitales, Kassensysteme und Finanzen ist Peter Geilenkirchen als gelernter EDV-Kaufmann, der überdies seit 25 Jahren bei einer Bank arbeitet, verantwortlich. Freddy Lonke ist Speditionskaufmann und Vertriebsleiter bei einer großen Firma in der Region. Kein Wunder, dass er derjenige ist, der sich um Personalangelegenheiten kümmert, die Schichten einteilt und Lohnabrechnungen macht.
Die meiste gastronomische Erfahrung des Sechserteams hat Marcus Traub, auch bekannt als Hofer Wärschtlamo und davor Inhaber der Gaststätte Waldfrieden. Einen ganz anderen Hintergrund hat Björn Pausch als studierter Medienwissenschaftler und Pädagoge: In seinem Hauptberuf ist er Pressesprecher bei der Diakonie und arbeitet dort seit einigen Jahren auch mit Kindern und Jugendlichen. „Als Pädagoge bin ich deshalb auch für den inneren Frieden bei uns zuständig“, sagt er schmunzelnd.
Und wie kamen sechs so unterschiedliche Menschen dazu, vor mehr als zehn Jahren die Fränkische Volksfestwirt GmbH zu gründen und jetzt als Gastronomen am Untreusee einzusteigen? „Wir waren damals ein Stammtisch, der aus lauter Mitarbeitenden der Hofer Filmtage entstanden ist“, erzählt Pausch. Acht Jahre lang haben die Männer das Volksfest ausgerichtet; auch in diesem Jahr hatten sie sich wieder dafür beworben – ebenso wie für den Imbiss-Betrieb am Untreusse. „Doch wir wussten, dass wir nur für eines von Beiden den Zuschlag bekommen konnten – oder auch für gar keines unserer Konzepte“, fährt Pausch fort. Um so größer sei die Freude gewesen. „Alle haben wirklich Lust darauf und sind schon etwas durch den Wind. So ähnlich wie beim ersten Mal Volksfest.“
Schon nach kurzer Zeit der Bekanntgabe sei das Interesse der Hofer riesengroß. Besonders auf Social Media habe es viele Kommentare und Likes gegeben. „Cool“ sei es auch, wie viele Leute in Hof bereit seien, was auf die Beine zu stellen. Man hilft sich, tauscht sich in Netzwerken aus. „Wer was machen will, kann hier was reißen. Es gibt viele engagierte Leute in Hof“, zeigt sich Björn Pausch begeistert.
Pläne für den Sommer
Man freue sich deshalb auch auf die Zusammenarbeit mit der Nachbarschaft und den Vereinen am See. „Wir haben ja hier wirklich ein einmaliges Naherholungsgebiet!“ Auch werde es auf jeden Fall den Tretboot-Verleih weitergeben, denn die Boote gehören zum Inventar der Gaststätte. Und für das ehemalige Seestübchen gebe es sogar schon die ersten Anfragen für Familienfeiern. Das sei alles sicher möglich, aber im Moment eben noch in der Planungsphase. „Vielleicht können wir im Hochsommer die Innenräume herrichten, wenn sowieso alle lieber draußen sitzen“, überlegt Pausch. Auch müssten noch konkrete Vereinbarungen mit der Stadt Hof als Eigentümerin des Gebäudes abgeschlossen werden. Die Einrichtung und technischen Geräte konnte die „Wertschaft“ dem vorherigen Betreiber der Sommergaststätte, Reinhard Grüner, abkaufen. Recht froh sind die Sechs, dass der Schwiegersohn Grüners und bisherige Koch, Rajmund Musikant, weiter bei ihnen mitmacht. Er kenne sich mit allem aus, was die Küchengeräte und andere technische Dinge angehe. Bei ihm und Freddy Lonke werden zukünftig die Fäden zusammenlaufen. „Mit dem Arbeitgeber von Freddy haben wir hier eine gute Lösung gefunden“, betont Björn Pausch.
Einmalige Chance
Die Chance, hier als Gastronomen einzusteigen, sei jedenfalls einmalig gewesen. Auch wenn die Idee zu dem Ganzen beim Stammtisch zunächst einmal eher heiter aufgenommen worden sei. „Aber wir wollten einfach mal wieder was Cooles machen, und so wurden schnell die ersten Ideen geboren.“ Man beschloss, sich einfach mal zu bewerben. Und jetzt ist aus den ersten Überlegungen Realität geworden: Allein die Personalauswahl- und Beschaffung nehme viel Zeit in Anspruch.
Alte Mitarbeiter bleiben
Erfreulich sei, dass auch weitere der früheren Mitarbeiter und auch einige Aushilfen an ihren alten Arbeitsplatz zurückkommen wollen. Auch Reinhard Grüner habe seine Unterstützung angeboten, wenn es Fragen gebe. Diese Leute seien aufgrund ihrer Erfahrung Gold wert; aber auch Bewerbungen seien noch möglich. Es gebe jedenfalls viele Ideen für den Betrieb. Der Pachtvertrag läuft zunächst über fünf Jahre, da könne sich noch einiges entwickeln. Alle hätten wirklich Lust drauf, betont Björn Pausch noch mal. Wichtig ist den Sechsen dabei vor allem eines: „Wir sind Hofer. Wir wollen für die Hofer einfach das Beste.“
Claudia Schott
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Sie trafen sich schon mal im „Seestüberl“, um Pläne zu machen: Von links (vorne) Freddy Lonke, dahinter Marcus Traub, Reinhard Grüner, der ehemalige Besitzer der Seegaststätte, Roland Degel, Peter Geilenkirchen, Andreas Walter, Rajmund Musikant – Schwiegersohn von Reinhard Grüner (er wird weiter im Team mitarbeiten) – und Björn Pausch.