November ist der Monat des Gedenkens an unsere Verstorbenen. Doch sonst wird das Thema Tod und Sterben oft verdrängt. Wie gehen Pflegekräfte damit um, die ständig damit konfrontiert sind?
„Man lernt damit umzugehen“, sagt Mario Eckardt vom Seniorenhaus Christiansreuth, das zur Hospitalstiftung gehört. Seit zehn Jahren arbeitet Eckardt in der Pflege und er weiß: „Viele Bewohner haben ein erfülltes Leben hinter sich.“ Das helfe einem, irgendwann auch den Tod zu akzeptieren. Doch bis es so weit sei, gelte es, den alten Menschen das Leben so angenehm wie möglich zu gestalten. Dazu trügen vielfältige Angebote im Haus wie zum Beispiel die Biographiearbeit bei: ein Rückblick auf das Leben. Es werde auch darüber gesprochen, wie der oder die Einzelne sich die letzte Lebensphase wünscht und wie sie sich den Abschied vorstellt. Wer soll noch einmal zu Besuch kommen? Soll ein Pfarrer noch einmal einen Segen spenden?
Letzte Wünsche stehen auch bei Helga Derr ganz oben auf der Tagesordnung: Als Ethikbeauftrage im Haus Christiansreuth berät sie über Patientenverfügungen und spricht auch viel mit Angehörigen, versucht ihnen Unsicherheit und Angst zu nehmen. „Gerade Angehörige sind dann oft erleichtert“, berichtet sie. Den Pflegekräften selbst helfe ein sogenannter Notfallbogen, auf dem vermerkt ist, welche Maßnahmen im Ernstfall ergriffen werden sollen. „Schmerztherapie wünschen fast alle“, sagt Helga Derr und betont, heute müsse niemand mehr mit Schmerzen leben.
Auch die Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung und der Hospizverein werden oft zu Rate gezogen, ebenso wie Ärzte. So könne man sich sicher sein, alles Mögliche für den Menschen getan zu haben, ergänzt Mario Eckardt. „Ich kann es relativ gut verarbeiten“, erzählt er weiter. Als Pflegekraft erlebe man die Veränderung bei einem alten Menschen im Lauf der Zeit mit, und man könne somit den Tod oft als Erlösung von körperlichen Gebrechen annehmen.
Wenn es doch einmal besondere Umstände gebe, die man nicht so leicht wegstecken kann, ktönne man sich ans Team, allen voran Heimleiterin Manuela Koppmeier wenden, oder auch an den Betriebsarzt oder einen Seelsorger. Auch die soziale Betreuung im Haus stehe als Ansprechpartner zur Verfügung, und selbstverständlich gebe es auch Fallbesprechungen. Anspruchsvoll sei manchmal der Umgang mit Angehörigen. „Sie müssen oft mehr betreut werden als die Bewohner“, sagt Helga Derr. Sie seien aber auch sehr dankbar für Gespräche.
Keine Angst haben
„Niemand muss heute mehr Angst vor dem Sterben haben“, sagt Christina Dumann, Palliativ Care Fachkraft vom Seniorenhaus Rosenbühl. Es gebe heute genügend Möglichkeiten der palliativen Versorgung am Lebensende, um Schmerzen oder andere Symptome einer Erkrankung zu lindern. In der Pflegeeinrichtung der Diakonie Hochranken werde mit der Spezialisierten ambulanten Palliativversorgung ebenso zusammengearbeitet wie mit dem Hospizverein und auf Wunsch auch mit Pfarrern und natürlich mit Ärzten. Denn man lege Wert darauf, dass ein Mensch am Lebensende physisch, psychisch, sozial und spirituell gut versorgt sei. „Sozial“ meint, dass auch die Angehörigen wenn möglich mit einbezogen werden. Auch könnten Fragen aufkommen wie „Warum bekomme gerade ich diese Krankheit?“. Dumann und ihre Kolleginnen und Kolleginnen seien dann für die Bewohner da.
Akzeptanz des Sterbens
„Es geht um die Akzeptanz des Sterbens“, erklärt die examinierte Altenpflegerin, die auch Mitglied im Ethikrat der Diakonie Hochfranken ist. Jede und jeder müsse seinen eigenen Weg des Umgangs damit finden. Auch die Mitarbeitenden selbst müssten sich intensiv mit diesem Thema beschäftigen. Zum einen geschehe dies bereits bei der Ausbildung, zum anderen in der praktischen Arbeit. Die Kollegen sprechen dann viel miteinander, außerdem gebe es Supervision, in der einzelne Fälle noch einmal besprochen werden können. „Und man muss auch mal weinen können“, sagt Christina Dumann. Das sei wichtig. Wenn man einen Menschen über Jahre begleite, sei es ganz normal, dass man traurig ist, wenn er stirbt. Dennoch sei ein professionelles Nähe-Distanz-Verhältnis in dem Beruf wichtig.
Alles in allem gehe es darum, dem Leben auch in seiner letzten Phase noch Lebensqualität zu schenken, so Dumann. Und dass die Wünsche berücksichtigt werden, die Menschen äußern. Auch eine Patientenverfügung sei sehr hilfreich für alle, vor allem für die Angehörigen, die sonst im Notfall nicht wüssten, wie sie richtig entscheiden sollen. Claudia Schott
Bild: Mit einer liebevollen Erinnerungsecke wird im Seniorenhaus eines verstobenen Bewohners gedacht.
Fotos: Claudia Schott