Die 56. Internationalen Hofer Filmtage finden vom 25. bis 30. Oktober statt. Für Christine Walther, Dreh- und Angelpunkt des Festivals, sind es die vorletzten in dieser Funktion. Doch für die Nachfolge ist gesorgt: Tochter Franziska Mattes übernimmt.
Die „heiße Phase“ des Festivals, welches unangefochten die Nr. 1 der Nachwuchsfestivals des Deutschen Films ist, kommt langsam aber sicher ins Rollen. Christine Walther, langjährige Organisationsleiterin der Filmtage, geht in anderthalb Jahren in Ruhestand. Derzeit übergibt sie – peu à peu – ihren Job an ihre Tochter Franziska.
Für die derzeitige Orga-Chefin ist es enorm wichtig, ihre künftige Nachfolgerin bestens einzuarbeiten. „Das Festival ist eine Art Saisongeschichte. Es passiert alles nur einmal im Jahr, deshalb ist es notwendig, so frühzeitig mit der Einarbeitung zu beginnen. Wir wollten zumindest zwei Festivals komplett zusammen durchlaufen lassen, bevor Franziska übernimmt“, erklärt die 64-jährige.
„Es ging nicht darum,
dass die Mutter ihre
Tochter ins Boot holt“
Für die ausgeschriebene Stelle der Organisationsleitung, deren Assistenz Franziska Mattes momentan innehat, gab es rund 20 Bewerber. Dass ausgerechnet ihre Tochter die Nachfolge antreten sollte, war nicht Walthers Entscheidung. „Es ging hier nicht darum, dass die Mutter ihre Tochter ins Boot holt, sondern darum, wer die besten Fähigkeiten für den Posten hat“, schiebt Christine Walther nach.
Die Geschicke Mattes in Sachen Organisation der Filmtage haben sich sicherlich mit der Zeit entwickelt, als Franziska Mattes mit den Filmtagen aufgewachsen oder besser gesagt, in sie hineingewachsen ist. Bereits als Schülerin erledigte sie, um die Filmtage herum, schnell ihre Hausaufgaben, um dann mit zulangen zu können und dabei zu sein, so oft es ging. „Ich bin da langsam reingerutscht“, so formuliert es Mattes, die seit 1993/94 beim Hofer Filmfestival aktiv am Start ist.
„Ich wollte eigentlich nie im Büro arbeiten, sondern ursprünglich selbst Schauspielerin werden und vielleicht einmal in einem Film bei den Hofer Filmtagen zu sehen sein“, sagt Mattes. So besuchte sie nach ihrer Schulzeit erst einmal eine Schauspielschule, verfolgte diesen Plan jedoch nicht bis zum Ende. Der Grund dafür liegt unter anderem darin, dass sie früh feststellte, wie wichtig ihr Werte wie Stetigkeit, Sicherheit und ein geregeltes Leben sind.
So entschied sie sich für Plan B, nämlich eine Lehre als Verlagskauffrau zu machen, und lebte rund zehn Jahre in München. Irgendwann zog es Franziska Mattes zurück in die Heimat. „Ich finde das Leben hier viel besser als in der Großstadt“, findet die 42-Jährige und ergänzt. „Wir haben hier alles. Kino, Theater, den wunderschönen Theresienstein – quasi Natur und Kultur, direkt nebeneinander. Und man kennt sich. Ich treffe mich oft in der Mittagspause mit Bekannten in einem der Cafés in der Altstadt.“ Man kann spüren, dass Franziska Mattes, genau wie ihre Mutter, gerne hier lebt und dass ihr Herz an Hof und den Filmtagen hängt. Sie sprüht vor Begeisterung, wenn sie darüber spricht.
Auch Mutter Christine zog es Anfang der 70-er Jahre erst mal weg aus Hof. 1982 kehrte sie zurück in die Saalestadt. „Man ändert irgendwann seinen Blickwinkel, sieht vieles anders. Ich könnte mir ein Leben in der Großstadt gar nicht mehr vorstellen“, versichert sie.
Heidenrespekt
Die künftige Organisationsleiterin des Hofer Filmfestivals freut sich auf ihre neue Aufgabe, in die sie gerade „Step by Step“ von ihrer Mutter eingearbeitet wird. Gleichzeitig räumt sie aber auch ein, dass sie einen Heidenrespekt vor dieser großen Herausforderung hat und hofft, dass ihr die Mutter, auch im Ruhestand, hin und wieder noch mit Rat und Tat zur Seite steht. Und das nicht ohne Grund, denn sie weiß um die Fülle der Aufgaben, die auf sie zu kommen.
Die gigantische Menge an „To dos“, die notwendig sind, damit das Filmfest auf festen Beinen steht, in wenigen Sätzen zu benennen, sei unmöglich. Diese seien ebenso vielfältig wie umfangreich und oft unvorhersehbar. „Wenn´s in Richtung Festival geht, haben wir oft nicht mehr viel Zeit, um groß abzuwägen oder nachzudenken. Da müssen Entscheidungen schnell und ‚aus dem Bauch heraus‘ getroffen werden“, weiß die Frontfrau hinter den Kulissen: Behördliche Belange, Mitarbeiterbetreuung, Korrespondenz und Kommunikation mit allen möglichen Stellen, aber auch Buchhaltung, Telefonate mit den unterschiedlichsten Menschen, bis hin zum Kinofan, der wissen will, ab wann es die Karten zu kaufen gibt.
Allroundtalent
Und das sei nur ein Bruchteil des täglichen Geschäfts rund um das Hofer Filmfest. Für den Job der Organisationsleitung müsse man ein echtes Allroundtalent sein, sagt Christine Walter. „Dass ich das bin, habe ich tatsächlich erst gemerkt, als ich schon mittendrin war. Die Buchhaltung beispielsweise habe ich mir komplett aneignen müssen und darauf bin ich schon ein bisschen stolz“, räumt die gebürtige Würzburgerin, die ursprünglich Modedesign studiert hat, ein.
Das motivierte Mutter-Tochter-Gespann teilt sich momentan ein Büro in der Hofer Altstadt, gleich neben dem Kino und arbeitet perfekt im Duo. „Wir wissen um die Macken des anderen und können uns so gut darauf einstellen“, sind sich beide einig. So arbeiten sie Hand in Hand auf die kommenden Filmtage hin. Heike Sommermann
Das Programm
Weitere Informationen zu den Internationalen Hofer Filmtagen sowie das Programm gibt es unter https://www.hofer-filmtage.com/