Dorit und Stefan Pohl vom Kulturkreis Hof haben schon viel gemacht in ihrem Leben. Etwas aber liegt ihnen besonders am Herzen: den Hofer Maler, Zeichner und Radierer Johan Christian Reinhart bekannter zu machen – gerade bei den Hofern.
Bei Führungen durchs Reinhart-Cabinett am Unteren Tor stellen sie oft fest, dass die Besucher zwar schon von dem Künstler gehört haben, aber eigentlich nichts über ihn wissen. „Dabei dürfte er der bedeutendste Hofer Künstler sein“, sagt Dorit Pohl. Die gebürtige Hoferin ist auf ihn aber auch erst aufmerksam geworden, als sie an ihrem früheren Wohnort am Mittelrhein auf ein Bild von ihm stieß. Damals war sie Museumsleiterin und befasste sich mit der Geschichte des Mittelrheins. Sie beschloss, das Reinhart-Cabinett aufzusuchen, zumal sie seit ihrem Wegzug noch regelmäßig ein paar Mal im Jahr in ihre Heimatstadt kam. Zwei Schwestern leben hier.
Weggegangen war sie vor über 50 Jahren, um in Regensburg Geschichte und Anglistik zu studieren. In der oberpfälzischen Stadt lernte sie ihren späteren Mann Stefan kennen, der aus Bocholt in Nordrhein-Westfalen stammt. So kam es, dass ihr gemeinsamer Weg erst dorthin und später nach Oberwesel an den Mittelrhein führte. Die beiden bauten eine eigene Firma auf, danach wurde Dorit Pohl Museumsleiterin und ihr Mann arbeitete als rechtlicher Betreuer – bis sie 2015 beschlossen, nach Hof zu ziehen. Als Nicht-Hofer sei der Umzug damals zwar ein Sprung ins kalte Wasser gewesen, sagt Stefan Pohl. „Das habe ich aber noch keine Sekunde lang bereut.“
Als die damals 63-Jährigen nach Hof (zurück-) kamen, waren sie sehr beeindruckt vom bürgerschaftlichen Engagement, das sie hier vorfanden. „Die Hofer engagieren sich für ihre Stadt“, ist Dorit Pohl begeistert. Nicht nur im Bereich Kultur, sondern auch in den vielen Sportvereinen zeige sich das, ergänzt ihr Mann. „Das zeichnet Hof aus.“ Und: Die Stadt habe unendlich viel zu bieten. Welche Stadt dieser Größe habe schon ein eigenes Theater, Symphonieorchester und ein Museum in dieser Qualität, meint Stefan Pohl. Durch die überraschende Entdeckung des Bildes von Reinhart standen sie seit 2008 in Kontakt mit dem Reinhart-Cabinett und begannen bald nach ihrem Umzug, sich ebenfalls für Hof zu engagieren: Sie traten den Kulturkreis bei. Seit 2017 ist die ehemalige Museumsleiterin im Vorstand, der „Teilzeit-Rentner“, wie sich Stefan Pohl selbst nennt, seit dem Jahr 2019. (Er ist außerdem noch als Nachlasspfleger tätig.)
Neue Erkenntnisse –
neues Buch
Derzeit bereiten die beiden Kunstbegeisterten vor allem den 175. Todestag von Johann Christian Reinhart vor, der 1789 mit 28 Jahren nach Rom ging, wo er fast 58 Jahre lang lebte. Reinhart habe sich Zeit seines Lebens „immer als Hofer gefühlt“ – obwohl er nie wieder zurückkam und in Rom starb. König Ludwig I hat dem Hofer Künstler auf einem römischen „Friedhof für Nichtkatholiken“ – damals eine neue Einrichtung – sogar eine Stele errichten lassen. Diese und viele andere Details weiß das Ehepaar Pohl spannend zu erzählen. Kein Wunder, dass sie sich auf die Neuauflage des Buchs „Von Hof nach Rom“ freuen, dessen erste Auflage vergriffen ist. Dieter Richter, ebenfalls ein gebürtigen Hofer, Literaturwissenschaftler und Italien-Kenner, hat dafür aus neuen Quellen Erkenntnisse über das Leben des Malers herausgearbeitet, die bisher nicht bekannt waren. Sicher werden auch diese in der einen oder anderen Führung des Ehepaars Pohl mit einfließen – zum Beispiel, wenn wieder eine Klasse vom Reinhart-Gymnasium oder einer anderen Schule zu Besuch ist.
Seit einiger Zeit gibt es diese Kooperationen, entweder über die P-Seminare in den Abitur-Jahrgängen oder auch mit jüngeren Kindern. So heißt es bald auch wieder: „Reinhart im Reinhart“, wenn Arbeiten der Schüler ausgestellt werden, die sich mit dem Maler beschäftigen. Sogar verkauft wurden einige Schülerwerke schon und der Erlös für einen guten Zweck gespendet. Mit Vernissagen und Einladungen an Eltern und Großeltern gelinge es, ein Publikum zu erreichen, das sonst den Weg in die Ausstellung im Hospitalhof wohl nicht gefunden hätte. Das sei sehr wichtig, erläutern Dorit und Stefan Pohl, denn wie in vielen Vereinen gebe es auch beim Kulturkreis Nachwuchsprobleme.
Neue Besucher wolle man auch mit wechselnden Ausstellungen anlocken, die jeweils neben der 2021 neu konzipierten Reinhart-Schau gezeigt werden. Und vielleicht würde auch eine „anständige“ Johann-Christian-Reinhart Straße die Bekanntheit des deutsch-römischen Malers noch steigern? Das ist jedenfalls ein großes Anliegen des Ehepaars Pohl, denn die seit 1920 bestehende Reinhart-Straße kenne kaum jemand, wie sie festgestellt haben. Oder hätten Sie gewusst, wo es in Hof eine Straße mit diesem Namen gibt? Claudia Schott
Info
Das Reinhart-Cabinett im Hospitalhof, Unteres Tor 7 wird vom Kulturkreis Hof betreut. Es ist von Freitag bis Sonntag von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Noch bis 3. Juli ist die Sonderausstellung „Zeichenwege“ von Dominik Lommer zu sehen. Vom 28. Juli bis 30. Oktober gilt es, Menschen aus Hof zu entdecken. „Kopf an Kopf“ heißt die Ausstellung mit Portraits aus der Hofer Kunstsammlung.
Am 9. Juni, dem 175. Todestag Reinharts, stellt Prof. Dr. Dieter Richter um 19.30 Uhr im Foyer des Museums Bayerisches Vogtland die erweiterte Neuauflage seines Buchs „Von Hof nach Rom. Johann Christian Reinhart. Ein deutscher Maler in Italien“ vor.
Fotos: Claudia Schott