Wer jetzt zu Pfingsten mit dem Wetter auf Nummer sicher gehen will, der sollte einen Ausflug zum Friedrich-Wilhelm-Stollen in Lichtenberg im Landkreis Hof einplanen. Bei Regen ist man unter Tage geschützt; bei Sonnenschein kann man die Stollen-Besichtigung mit einer Höllentalwanderung oder einer Stippvisite auf der Lichtenberger Burgruine verbinden. Die Gaststätte auf dem Stollengelände lockt bei jedem Wetter, entweder mit uriger Wirtshaus-Atmosphäre oder dem Biergarten.
Auch wenn man den Friedrich-Wilhelm-Stollen schon von einem früheren Besuch kennt, sollte man nicht fernbleiben. Denn man kann sich auf ein neu gestaltetes Erlebnis freuen. „In den letzten fünf Jahren haben wir den zuvor überfluteten oberen Bereich des Bergwerkes entwässert“, berichtet Eva Spörl, die Vorsitzende des Fördervereins Friedrich-Wilhelm-Stollen. Dabei habe man rund eine Million Liter Wasser pro Tag abgepumpt und unter anderem typische Tropfsteine freigelegt, aber auch farbige Gebilde, wie man sie in besonderen Schauhöhlen findet. Gemäß ihrer außergewöhnlichen Formen haben die aus Eisensinter entstandenen Stalagmiten und Stalaktiten im Friedrich-Wilhelm-Stollen ihre Namen bekommen, zum Beispiel „Spaghetti“, „Dönerspieße“ oder „Möhren“. Auch uralte Baumstämme aus dem 18. Jahrhundert habe man als „Gebrück“, also Untergrund für Laufwege im Stollen gefunden.
Derzeit plane man, die rund 800 Meter langen, neu freigelegten Stollenbereiche Stück für Stück auch den Besuchern zugänglich zu machen. „Hauptproblem ist die Bewetterung, also die Belüftung“, erklärt Eva Spörl. Momentan sei der vom Bergamt für den Besucherverkehr freigegebene Bereich des Stollens rund 200 Meter lang. So weit reiche die Luft vom Eingang her, wobei vorsichtshalber während einer Führung ständig der CO2-Gehalt der Luft gemessen werde. Damit Gäste tiefer in den Stollen vordringen können, müssen jetzt sogenannte Wetterschächte angelegt werden, also zusätzliche Belüftungsschächte.
Dennoch bekommen die Gäste auch heute schon einen Eindruck von dem Zauber der noch unzugänglichen Bereiche, denn Bilder davon sind neuerdings Teil der üblichen Diashow, die man vor einer Stollen-Einfahrt, also vor einer Führung durch den Stollen im Besucherzentrum zu sehen bekommt. Auch bei der Besichtigung selbst gehen die Führerinnen und Führer auf den gesamten rund 1000 Meter langen Stollen ein. Dabei gibt es manch interessantes Detail zu hören, zum Beispiel dieses: „Der Friedrich-Wilhelm-Stollen, wie man ihn derzeit besichtigen kann, wurde im 18. Jahrhundert in 38 Jahren harter körperlicher Arbeit als reiner Entwässerungsschacht in Richtung bestehender und viel älterer Bergwerke in den Berg getrieben“, berichtet Eva Spörl.
Der Friedrich-Wilhelm-Stollen bietet neben der Gastronomie auch Erlebnisbereiche für Kinder an. Führungen sind an Samstagen, Sonntagen und Feiertagen jeweils um 11, 13 und 15 Uhr möglich und dauern etwa eine Stunde. Außerdem werden Kindergeburtstage unter Tage mit „Edelsteinbuddeln“ angeboten. Weitere Infos: www.friedrich-wilhelm-stollen.de. Manfred Köhler
Info:
Eva Spörl, die Vorsitzende des Fördervereins Friedrich-Wilhelm-Stollen, ist von Beruf Leiterin des Studienkreises Naila. Ihr Engagement für die Bergwerksgeschichte der Region umfasst auch das Höllental, durch das früher eine uralte Handelsstraße für Bergwerkserzeugnisse geführt habe und in dem immer noch Relikte früherer Schmelzöfen zu finden seien. Der Förderverein hat rund 70 Mitglieder und davon etwa ein Dutzend Aktive, die entweder Führungen anbieten oder daran arbeiten, das Bergwerk weiter zugänglich zu machen. Mitglieder aus Nürnberg oder Bayreuth stehen da auch schon mal um vier Uhr früh am Wochenende auf, um rechtzeitig zu Arbeitseinsätzen am Friedrich-Wilhelm-Stollen anzukommen.
Fotos: Manfred Köhler