Für pflegebedürftige Menschen, die weiterhin in ihrem bisherigen Zuhause wohnen und leben möchten, gibt es seit 2018 die Tagespflege „Alternaktiv Leben GmbH“, die aus der Tagespflege Birgit Wilfert hervorgegangen ist. Die Einrichtung hat sich zum Ziel gesetzt, pflegebedürftige Menschen Freude in der Gemeinschaft erleben zu lassen und Abwechslung in ihren Alltag zu bringen.
Wie es zur Gründung der Alternaktiv Leben GmbH kam, erzählt Kerstin Langheinrich, die Einrichtungsleitung: „Unsere heutige Geschäftsführerin Birgit Wilfert eröffnete 2009 die erste Tagespflegeeinrichtung in Oberfranken mit zwölf Tagespflegeplätzen.“ Birgit Wilfert habe seit über 30 Jahren in der Altenpflege gearbeitet, und immer schon habe es bei ihr im Vordergrund gestanden, Pflegebedürftigen eine würdevolle und individuelle Pflege zukommen zu lassen. Da die Nachfrage nach dem Angebot immer größer geworden sei, hätten sich Birgit Wilfert, Kerstin Langheinrich und Ina Wilfert dazu entschlossen, die Alternaktiv Leben GmbH Tagespflege zu gründen und das Angebot an Tagespflegeplätzen zu erweitern.
Das Team von Birgit Wilfert und Kerstin Langheinrich, bestehend aus 24 Mitarbeitern, biete 56 Tagesgästen auf 1.000 Quadratmetern über drei Etagen einen abwechslungsreichen Tagesablauf, soziale Kontakte und individuelle Pflege und Betreuung. Die Mitarbeiter seien in den Bereichen Fahrdienst, Pflege und Betreuung, Verwaltung, Hauswirtschaft und Küche tätig. Das Besondere der Tagespflegeeinrichtung sei unter anderem der hohe Personalschlüssel, da eine Pflegekraft vier Tagesgäste betreue.
Corona traf Tagespflege
Natürlich hat Corona auch die Tagespflege getroffen. Am meisten seien jedoch die Tagesgäste und deren Angehörige betroffen gewesten, da ihnen von heute auf morgen die Betreuung weggefallen sei. Schwierig sei das vor allem für Angehörige gewesen, die selbst noch berufstätig seien. Momentan versorge man täglich um die 25 Gäste. Die Nachfrage bestehe nach wie vor, und derzeit seien wieder viele Neuaufnahmen zu verzeichnen.
Ganz wichtig sei es bei Alternaktiv Leben, auf die Biographie der Menschen bezogen zu arbeiten, berichtet Kerstin Langheinrich weiter. Alle wichtigen Feiertage würden mit allen Bräuchen gefeiert. Ostern färbe man gemeinsam Ostereier, backe Osterzöpfe, und jeder Gast bekomme ein Osternest. Zu Weihnachten werde zusammen die Tagespflege geschmückt, es werden Plätzchen und Stollen gebacken.
Ein großes Highlight für die Gäste sei vor Corona immer der Besuch des Schlappentagsumzugs mit anschließendem Mittagessen im Biergarten gewesen. Da in den letzten Jahren auch der Volksfestumzug ausgefallen sei, hätten die Mitarbeiter ihren eigenen organisiert, und die Küche habe für die passenden Speisen wie Lachsbrötchen, Bratwürste und Radi gesorgt.
Gerne beteiligten sich die Tagesgäste am Basteln sämtlicher Dekorationen. Geburtstage würden groß gefeiert. „Es gibt verschiedene Torten und Knabbereien, Geschenke werden vorbereitet, und nachmittags gibt es dann immer eine große Feier mit Musik und Tanz“, so Kerstin Langheinrich. Der älteste Tagesgast werde heuer 102 Jahre alt, und da sei der Geburtstag dann natürlich etwas ganz Besonderes.
Die Tagesgäste kommen nicht nur aus Hof, sondern auch von außerhalb. Der Fahrdienst sei im Umkreis von 25 Kilometern unterwegs, so von Sparneck über Weißdorf und Helmbrechts bis nach Selbitz, Naila, Wölbattendorf wie auch Feilitzsch und Töpen. Von den vier Tagespflegebussen seien drei für Rollstuhlfahrer ausgerichtet.
Ein Ziel der Einrichtung sei es, soziale Bindungen aufzubauen und den Tagesgästen eine Art zweite Familie zu bieten. Kerstin Langheinrich weiß: „Viele Gäste kennen sich zum Beispiel noch von früher aus der Arbeit oder von gemeinsamen Hobbys.“ Gerade bei Senioren, die alleine lebten, seien die Stunden in der Tagespflege ein wichtiger Bezugspunkt. Freundschaften unter den Gästen lebten wieder auf oder entwickeln sich neu – gerade bei den Gästen, die an ihren Besuchstagen zusammensitzen. „Wir hatten sogar schon einige Liebespaare“, erinnert sich Kerstin Langheinrich.
„Viele pflegende Angehörige wissen nicht, dass der
Aufenthalt über die Pflegekassen finanziert wird.“
Anfangs kämen die Gäste meist zwei Tage in der Woche. Die Anzahl der Besuchstage erhöhe sich in den meisten Fällen stetig, so dass letztendlich von Montag bis Samstag die Tagespflege besucht werde. Der Aufenthalt erstrecke sich meist über fünf bis sieben Jahre. „Wir versuchen unsere Angehörigen so weit zu unterstützen und zu beraten, dass der Aufenthalt in einem Pflegeheim so lang wie möglich hinausgezögert werden kann. Viele pflegende Angehörige wissen nicht, dass der Aufenthalt über die Pflegekassen finanziert wird“, sagt Kerstin Langheinrich. Schon immer sei es eine große Herzensangelegenheit der Leitung der Alternaktiv Leben GmbH gewesen, die Angehörigen diesbezüglich fachlich und kompetent zu beraten und zu unterstützen. Bei der Wohnumfeldberatung bis zur Hilfsmittelbesorgung oder Unterstützung bei Höher- und Einstufungen des Pflegegrades, bei Therapeutensuche oder Kommunikation mit den Pflegekassen habe man immer den richtigen Ansprechpartner in der Einrichtung.
Was Kerstin Langheinrich an ihrer Arbeit besonders gefällt, ist der abwechslungsreiche Alltag. Aber auch die Kommunikation mit den Angehörigen weiß sie zu schätzen. Außerdem ist sie neugierig darauf, die Lebensgeschichte der Gäste zu erfahren. „Ich habe in all den Jahren traurige, rührende und auch lustige Geschichten gehört“, erzählt Kerstin Langheinrich. „Ich erinnere mich gern an ein Ehepaar zurück, das 72 Jahre verheiratet war und gemeinsam die Tagespflege besuchte. Es war so rührend, wie sie sich nach all den Jahren noch umeinander gekümmert haben. Das hat mir gezeigt wie groß Liebe sein kann.“ Manfred Köhler
Info:
Die Tagespflege Alternaktiv am Bahnhofsplatz 1 in Hof hat von Montag bis Freitag von 7 bis 17 Uhr geöffnet, an Samstagen und Feiertagen von 7.30 bis 16 Uhr. Sonntags ist geschlossen. Kontakt: 09281/7907000.
Fotos: Kerstin Langheinrich