„Denken Sie auch mal an sich – denn Sie leisten jeden Tag Großartiges!“, rät Jennifer Rauh den Angehörigen pflegebedürftiger Menschen. Sie weiß, was pflegende Angehörige Tag für Tag leisten, mit welchen Herausforderungen sie konfrontiert sind, und wie schwer es ihnen oft fällt, auch auf sich selbst zu achten. Die gelernte Gesundheits- und Krankenpflegerin hat Weiterbildungen zur verantwortlichen Pflegefachkraft und zur Fachkraft für außerklinische Intensivpflege absolviert und arbeitet bei der Fachstelle für pflegende Angehörige des Caritasverbandes Stadt und Landkreis Hof.
Schwerpunkte der Fachstelle sind die psychosoziale Beratung von pflegenden Angehörigen, Beratung rund um das Thema Demenz, sowie die Vermittlung von Entlastungsleistungen – beispielsweise durch einen Helferkreis, eine Angehörigengruppe, Betreuungsgruppen oder Ähnliches. Die Beratung erfolgt kostenlos, auf der Basis von Verschwiegenheit und Freiwilligkeit, und so, wie es den Hilfesuchenden am meisten entgegenkommt – telefonisch, online, im Büro der Caritas oder im Rahmen eines Hausbesuches. Wo immer möglich, steht die Hilfe zur Selbsthilfe im Vordergrund.
Überblick behalten
Diese reicht von fachlichen Auskünften über Hilfe im Umgang mit Behörden und Ämtern bis hin zur Begleitung in akuten Notsituationen. So unterschiedlich die Menschen – Pflegende wie Pflegebedürftige – sind, so breit gefächert ist auch das Angebot der Beratungsstelle, das häufig zunächst darin besteht, im Dschungel der Möglichkeiten den Überblick zu behalten, und Kontakte zu vermitteln, wo der Einzelne an seine Grenzen stößt.
„Mein persönliches Highlight war meine allererste Beratung“, erinnert sich Jennifer Rauh. „Mich rief eine Dame an, deren Mann unter einer beginnenden Demenz litt. Sie konnte nicht mehr und war völlig überfordert mit der Situation.“ Der „Familienrat“ hatte entschieden, dass eine Versorgung im Seniorenheim die richtige Lösung wäre – doch ein freier Heimplatz war nicht zu finden. „Als Fachstelle und dank meiner früheren Kontakte und Netzwerke konnte ich schließlich doch mehrere Kontakte herstellen, und die Familie konnte aus mehreren bestehenden Zusagen einen Heimplatz aussuchen.“ Nach einigen Wochen kam eine sichtlich entlastete Ehefrau in die Beratungsstelle und erzählte, wie wohl ihr Mann sich fühle. „Die Ängste und Nöte der Betroffenen mit meiner Arbeit lindern zu können, bereitet mir Freude“, sagt Jennifer Rauh.
Heim nicht immer ideal
Nicht immer ist jedoch ein Heimplatz die richtige Lösung. Und nicht immer tun sich die Menschen leicht damit, Hilfe anzunehmen. Die Mitarbeiterin der Fachstelle versucht in diesen Fällen, mit viel Einfühlungsvermögen, strategisch, transparent und nahbar zu informieren und zu beraten. Ihr Netzwerk und ihr Wissen aus ihrer früheren Tätigkeit als Pflegedienstleitung sind ihr dabei eine große Hilfe.
Angehörige überfordert
Jennifer Rauh erinnert sich an einen besonders herausfordernden Fall, in dem Kinder und Ehemann eine schwer kranke Frau mit Pflegestufe fünf pflegten, mit der Situation überfordert waren, und eigentlich zunächst keine Hilfe annehmen wollten. Schließlich kam zwar drei Mal am Tag ein ambulanter Pflegedienst, doch das reichte dem Ehemann, der seine Frau unbedingt dennoch weiterhin zuhause behalten wollte, nicht mehr aus. „Wir haben sämtliche Leistungen ausgeschöpft und konnten einen zertifizierten 24-Stunden-Pflegedienst organisieren – was während der Corona-Pandemie eine ganz besondere Herausforderung war“, erzählt Jennifer Rauh. „Die Frau war rundum versorgt und die Angehörigen waren sehr erleichtert.“
Allen pflegenden Angehörigen wünscht Jennifer Rauh viel Kraft, Geduld und Mut. Und: „Auch wenn es schwer fällt – holen Sie sich rechtzeitig Hilfe!“ Sandra Langer
Pflegende Angehörige leisten wichtige Arbeit – und wissen oft nicht, welche Unterstützungs- und Entlastungsangebote es gibt, die ihnen das Leben und Pflegen deutlich leichter machen können. Das ProHof-Magazin stellt deshalb aktuell verschiedene Anlaufstellen und Ansprechpartner vor.
Diesmal: Jennifer Rauh, Gesundheits- und Krankenpflegerin mit Weiterbildung zur verantwortlichen Pflegefachkraft und Fachkraft zur außerklinischen Intensivpflege, von der Fachstelle für pflegende Angehörige des Caritasverband Stadt und Landkreis Hof. Die Fachstelle berät telefonisch, online, persönlich im Büro oder per Hausbesuch. Jennifer Rauh ist unter Telefon 09281/1401716 oder E-Mail j.rauh@caritas-hof.de erreichbar. Mehr Infos gibt es außerdem unter www.caritas-hof.de.