
Die Hofer Wärschtlamänner feiern heuer 150. Jubiläum: Seit dem Jahr 1871 sind sie in Hof unterwegs und verkaufen ihre Wienerla, Knacker oder Bauern. Viel hat sich in den 150 Jahren geändert, aber das Erscheinungsbild der Wärschtlamänner mit ihrem typischen Messingkessel und dem großen Korb für die Brötchen ist immer gleich geblieben. Aus Anlass des Jubiläums haben wir bereits die Wärschtlamänner vorgestellt, die in Hof heute noch mit Kessel und Brötchenkorb an einem bestimmten Standort ausharren. Es gibt aber darüber hinaus auch Wurstverkäufer aus Leidenschaft, die zwar nicht traditionell mit dem Kessel umherziehen, aber sich um die Wärschtla-Tradition trotzdem in ähnlicher Weise verdient gemacht haben.
Einer von ihnen ist Werner Vinograski (50). Seit über drei Jahrzehnten versorgt er Filmfans und Prominente bei den Hofer Filmtagen mit Wurstwaren aus der Region. Sein Bratwurststand am Central-Kino ist bei den Filmtagen eine Institution. Als begeisterter Cineast sieht sich Werner Vinograski nicht nur bei den Hofer Filmtagen mit seinem Bratwurst-Imbiss bestens aufgehoben, er verköstigt auch die Besucher der Grenzlandfilmtage, des Uferflimmerns und des Weihnachts-Kinderfilmfestes im Central-Kino.
Vielleicht fühlen sich die Wurstesser bei Werner Vinograski so besonders wohl, weil sein Bratwurstverkauf nicht nur ein Business für ihn ist, sondern auch ein Hobby. In die Aufgabe ist er mehr oder weniger hineingerutscht, als er 1987 anfing – parallel zu seiner Ausbildung als Kaufmann – in der damaligen Kneipe La Choccolata neben dem Central-Kino zu jobben. Von dort aus wurden damals bereits im zweiten Jahr Filmtagebesucher mit Bratwürsten verwöhnt. Zunächst half Werner Vinograski jahrelang als Mitarbeiter beim Würstebraten. Er machte aber auch weiter aktiv mit, als er Partner in der Kneipe und damit auch Mitinhaber der Bratwurstbude wurde – und beides später ganz übernahm.
2007 gab Werner Vinograski das „Chocco“ auf, behielt aber den Namen für den Veranstaltungsservice, den er seitdem betreibt. Dass er der Bratwurstbude bei den Hofer Filmtagen auch nach seiner beruflichen Neuorientierung treu blieb, ist Filmtage-Begründer Heinz Badewitz persönlich zu verdanken: „Der Heinz hat zu mir gesagt, ich soll weitermachen, denn meine Bratwürste und die Filmtage gehörten fest zusammen.“
Seit 2014 ist Werner Vinograski hauptberuflich in der Erwachsenenbildung tätig, bietet weiterhin seinen Veranstaltungsservice an – und ist Wurstbrater aus Leidenschaft geblieben. Es begeistert ihn, mit seinem Bratwurstimbiss Dreh- und Angelpunkt der Hofer Filmtage zu sein. In den vergangenen 34 Jahren habe wohl so ziemlich jeder prominente Besucher der Filmtage auch bei ihm vorbeigeschaut – sogar erklärte Vegetarier wie die Regisseurin Doris Dörrie. Besonders gern erinnert sich Werner Vinograski an Begegnungen mit Stars wie Wim Wenders, Götz George, Werner Herzog, Sönke Wortmann und Tom Tywker.
Unvergesslich seien aber auch viele kleine Begebenheiten am Rande geworden: „Man trifft einfach unglaublich viele interessante Leute und ist immer mittendrin im Leben“, schwärmt er. Geschichten über Promis möchte er zwar nicht zum Besten geben, denn: „Was bei den Filmtagen passiert, bleibt bei den Filmtagen.“ Eine kleine Anekdote erzählt Werner Vinograski dann aber doch: „In der Schlange vor meiner Bude stand einmal auch eine junge Schauspielerin, die Angst hatte, den Anfang ihres Films zu verpassen. Da meldete sich hinter ihr der Filmvorführer zu Wort und beruhigte sie auf seine Art: So lange er seine Würste noch nicht bekommen habe, werde der Film sowieso nicht losgehen.“
Auch wenn die Filmtage in diesem Jahr wegen der Coronabeschränkungen erneut in Hybridform stattfinden, wird Werner Vinograski wieder in gewohnter Weise dabei sein. Zu seinem Team gehören seine Ehefrau Stefanie und außerdem Manfred Nürnberger am Rost. Zwar rechnet er damit, wegen Corona wohl wieder nicht mal die Hälfte des früheren Umsatzes zu machen. Aber seine Einstellung lautet: „Man muss gerade in schlechten Zeiten zusammenhalten.“ Es gehe darum, die Filmtagebesucher zu verköstigen, seien es viele oder derzeit eben eher nicht so viele. Es gehe aber auch darum, die Tradition hoch zu halten: „Wir haben tolle Wurstwaren in der Region“, stellt Werner Vinograski fest. „Vor allem auf unsere Bratwürste können wir so richtig stolz sein.“ Manfred Köhler