450 Stunden Arbeit hat Evi Thurnberger in ihren Kalender „A weng aus Hof“ investiert. Thurnberger ist keine Künstlerin, die „schnell mal“ ein neues Werk zu Papier bringt. Sie geht, wie sie selbst sagt, lange mit ihren Ideen schwanger, lässt sie reifen, wälzt Gedanken hin und her. Motive legt sie zunächst mit Bleistift an und fertigt dann hauchdünne Tusche-Zeichnungen, die sie teilweise koloriert. Sie habe sich im Laufe ihres Schaffens auch an Aquarellen versucht, erzählt die Wahl-Hoferin, aber da müsse man zu schnell arbeiten. „Ich bin mehr von der langsamen Sorte.“
Auch die kleinsten Details müssen am Ende genau so aussehen, wie sie sich das vorstellt. Das sei vielleicht der Ausbildung zur technischen Zeichnerin geschuldet, die sie in ihrer Jugend gemacht hat.
Details gibt es in Evi Thurnbergers Werken reichlich zu entdecken. Wer zum dritten Mal hinsieht, findet immer noch Neues. Ein Schwerpunkt ihres Schaffens sind Stadt-Ansichten, die sie neu komponiert, verändert oder mit fantastischen Elementen bereichert. Ihre Leidenschaft für Stadtansichten entdeckte die Künstlerin, während sie in Görlitz lebte: „Das ist so eine tolle Stadt – da kann man gar nicht aufhören zu zeichnen.“
Evi Thurnbergers erstes und zugleich bekanntestes Werk aus ihrer aktuellen Heimat Hof, mit dem sie 2002 nach ihrem Umzug begonnen hatte, kennt mittlerweile jeder Hofer: Es ziert als riesengroßer Druck eine Fassade in der Hofer Kreuzsteinstraße und wurde 2016 zum Hofer Stadtfest enthüllt. Über die aufwändige Montage der bedruckten Stahlplatten hat damals sogar der Bayerische Rundfunk berichtet. Bis heute ist das Bild mit dem Titel „Hof an der Saale“ sehr gefragt – aber nicht mehr zu haben, weil es nur in limitierter Auflage gedruckt wurde.
Zu Thurnbergers Lieblingswerken aus ihrer ersten Zeit in Hof gehören die „Theresiensteine“, für die sie lange in Hofs schönem Bürgerpark auf Motivsuche war. In jüngerer Vergangenheit entstand das Bild mit dem Titel „Aus meinem Fenster“, das auch den immerwährenden Kalender ziert, den die Künstlerin im November in den Verkauf brachte. Auf den ersten Blick zeigt es Heißluftballone über dem Wartturm. Wer genauer hinsieht, bemerkt, dass an einem der Ballons der Kaufhof von dannen fliegt. „Es entstand in dem Jahr, in dem der Kaufhof zu machte“, erzählt die Künstlerin, die in der Innenstadt wohnt. „Das fand ich schlimm: eine Stadt ohne Kaufhof…“
Auch das Labyrinth am Stein, die Hofer Schulen und Kirchen, verschiedene Denkmäler, Altstadt und Untreusee kommen in dem immerwährenden Kalender zu Ehren. Es ist bereits der zweite Kalender, den Evi Thurnberger mit viel Mühe gestaltet hat; der erste ist seit Jahren vergriffen. „Viele Menschen haben nicht genug Platz, ein großes Bild aufzuhängen“, erklärt Thurnberger. So entstand die Idee, einen Kalender zu gestalten, der kleiner sei und zudem den Vorteil wechselnder Motive habe. Wer ein Motiv besonders gerne mag, kann es mit einem Passepartout und einem Rahmen versehen und sich so auch dauerhaft daran erfreuen.
In Zeiten von Corona fehlen Evi Thurnberger die Rückmeldungen der Kunden. Ihre Werke verkauft sie normalerweise über die Buchgalerie im Altstadthof; Inhaberin Regine Kaiser berichtet ihr regelmäßig von Reaktionen und Wünschen der Kunden. Aktuell trägt sich die Künstlerin mit dem Gedanken, vielleicht noch einmal ein großes Bild von Hof zu malen. Doch auch hier gilt: Gut Ding will Weile haben… Sandra Langer
Wer sich für das Schaffen von Evi Thurnberger interessiert, findet auf www.evithurnberger.de Werke, Lebenslauf und Kontaktdaten der Hofer Künstlerin. Den immerwährenden Kalender gibt es in der Buchgalerie im Altstadthof. Aktuell sind dort nur telefonische Bestellungen unter 09281/5406622 möglich; die Ware wird dann ausgeliefert.