„In den vergangenen Monaten sind die Menschen öffentlich mit dem Thema Tod konfrontiert worden – das ist gut“, sagt Torsten Stelzer, Koordinator des Hospizvereins Hof. Zu den Aufgaben des Vereins gehört es, die Themen Tod und Sterben, die in unserer Gesellschaft gerne ausgeblendet werden, ins Bewusstsein der Menschen zu rücken, sowie Schwerstkranke, Sterbende und deren Angehörige auf ihrem Weg zu begleiten. Letzteres gestaltet sich in Zeiten der Corona-Krise nicht so einfach.
„Inzwischen dürfen unsere Mitarbeiter wieder ins Krankenhaus gehen“, erzählt Stelzer. Dafür müsse man natürlich symptomfrei sein, sich am Eingang einer Fiebermessung unterziehen, und zuvor einen Termin ausgemacht haben. Mit der Palliativstation arbeitet der Hospizverein schon seit Eröffnung der Station im Jahr 2011 eng zusammen; ein Mitarbeiter des Hospizvereins nimmt regelmäßig an den Besprechungen der Ärzte teil. Oberärztin Dr. Silke Pietsch lege großen Wert auf eine Begleitung ihrer Patienten. Bisher habe täglich eine ehrenamtliche Kraft des Vereins die Palliativstation besucht und dort allen Patienten Gesprächsangebote gemacht. Neuerdings gehe man auch hier zur Einzelbegleitung über. Das heißt: Ein ehrenamtlicher Mitarbeiter wird einem Patienten fest zugeordnet und begleitet diesen so lange wie gewünscht.
Nicht nur sterbenden Patienten sind die Ehrenamtlichen des Hospizvereins eine wertvolle Unterstützung: „Auch onkologische Patienten, die noch therapiert werden, haben häufig Fragen oder Gesprächsbedarf“, weiß Stelzer, der selbst Intensiv- und Palliativfachkraft ist. „Durch freundliche Kooperation mit Dr. Markus Kapp, dem leitenden Arzt der internistischen Onkologie, können sich die Mitarbeiter des Hospizvereins in laufende Therapien unterstützend einklinken und weiterhelfen.“
Die Begleitungen im Altenheim dagegen ruhen zurzeit zum größten Teil. „Dort ist die Gruppe von Menschen daheim, die für das Corona-Virus am anfälligsten ist. Insofern ist es wohl richtig, noch etwas zu warten, bis man wieder mehr Besucher zulässt“, sagt der Koordinator. Dennoch leiden die alten Menschen an der Einsamkeit und vermissen ihre Begleiter. Der Hospizverein sei in der glücklichen Lage, dass einige ehrenamtliche Mitarbeiter im Hauptberuf als Pflegekräfte arbeiten und so in den Heimen, in denen sie ohnehin tätig sind, als Hospizhelfer zur Verfügung stehen können. Auch Gespräche ohne persönlichen Kontakt – beispielsweise am Telefon oder an geöffneten Fenstern – biete man an. „Aber solche Gespräche sind mit so viel Abstand natürlich schwierig.“ Man hoffe nun, dass eine zweite Infektionswelle ausbleibe und man sukzessive zu einem Normalbetrieb innerhalb der viel beschworenen „neuen Normalität“ finden könne.
Im September startet beim Hospizverein Hof ein neuer Hospizhelfer-Kurs. An 22 Abenden (immer donnerstags) stehen verschiedene theoretische Einheiten auf dem Programm. Außerdem absolvieren die Teilnehmer 20 Stunden Praktikum auf der Palliativstation oder im Hospiz. Wer sich für den Kurs interessiert, kann sich unter Telefon 0173/3531109 oder E-Mail hospizvereinhof@yahoo.de informieren und anmelden. Weitere Informationen über den Hospizverein – dessen Arbeit neben Sterbebegleitungen beispielsweise auch Trauerbegleitungen oder Beratung in Sachen Patientenverfügung und Co. umfasst – gibt es im Internet unter www.hospizverein-hof.de.
Natürlich werden bei den Veranstaltungen des Hospizvereins alle Hygiene- und Abstandsregeln eingehalten; bei schönem Wetter können Veranstaltungen auch in dem großen Garten der Münch-Ferber-Villa stattfinden.
Nach Einschätzung von Torsten Stelzer freuen sich die meisten ehrenamtlichen Mitarbeiter sehr, ihre Begleitungsarbeit nun langsam wieder aufnehmen zu können, ziehen sie doch auch für sich selbst viel Positives aus den Gesprächen mit den Schwerstkranken und Sterbenden. Wer nach der Corona-Pause aber noch nicht weitermachen wolle, sich unsicher fühle oder Ängste habe, könne diese gerne mit den hauptamtlichen Koordinatoren besprechen. Auch im Normalbetrieb sind die Koordinatoren wichtige Ansprechpartner für die Begleiter und stehen diesen mit Rat und Tat zur Seite. „Unsere 120 Ehrenamtlichen erfüllen den Verein mit Leben“, sagt Stelzer. „Ohne sie wären wir nichts.“
Auch heuer startet im September wieder ein Hospizhelferkurs, für den sich Interessenten aus Stadt und Landkreis Hof gerne noch anmelden können. Unter fachkundiger Anleitung beschäftigen sich die Teilnehmer intensiv mit dem Leben und dem Tod. Torsten Stelzer ist sich sicher: „Wer seine Zeit hier auf Erden gut genutzt hat und sein Leben genossen hat, und wer gelernt hat, sich selbst wertzuschätzen – der kann auch als Sterbender entspannt sein.“ Dafür solle man, wo möglich, aufhören, Dinge zu tun, die einem nicht guttun, und sich den Sachen zuwenden, die man gerne macht. „Deshalb ist es ganz gut, dass wir in den vergangenen Monaten wieder einmal an unsere eigene Endlichkeit herangeführt wurden.“ Natürlich wecke es Ängste in den Menschen, mit Krankheit und Tod konfrontiert zu werden. Aber: Wer sich Zeit nehme, darüber nachzudenken, wie er mit dem Sterben umgehen würde, könne gestärkt aus einer solchen Situation herausgehen. Sandra Langer