
Vor genau 140 Jahren wurde der Hauptbahnhof Hof eingeweiht. Nicht nur die Hofer Geschichte spiegelt sich in dem monumentalen Gebäude, auch deutsche Geschichte wurde hier geschrieben. Wir haben nachgefragt bei Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner:
Worin liegt aus Ihrer Sicht die gegenwärtige Bedeutung des Hofer Hauptbahnhofes? Welche Rolle spielt er in den Bereichen Tourismus und Wirtschaft für die Stadt?
Der Hauptbahnhof ist nach wie vor eines der großen Einfallstore in die Stadt, insbesondere auch, was die wachsende Zahl der Studentinnen und Studenten angeht, die besonders am Sonntag hier ankommen. In erster Linie aber ist er durch seine Rolle im Wendeherbst 1989 ein geschichtliches Monument. Zudem nimmt – das darf man nicht vergessen – der Güterbahnhof in seiner Bedeutung und insbesondere durch die Schaffung des Güterverkehrszentrums enorm zu. Der Güterbahnhof ist ein elementarer Bestandteil der Hofer Logistikdrehscheibe, die zuletzt ja durch viele Investitionen und die Schaffung von Arbeitsplätzen immer wieder positiv von sich reden machte.
Welche Veränderungen würde sich die Stadt Hof von der optischen Außenwirkung des Bauwerkes und möglichen künftigen Funktionen her wünschen?
Eigentümer ist die Deutsche Bahn. Der Zustand des Hauptbahnhofes ist schwer erträglich, weshalb es dazu in der Vergangenheit auch schon mehrere Gespräche zu einer möglichen Nachnutzung des Gebäudes mit dem Eigentümer gab. Nachdem es offenbar seitens der Bahn keine Lösung gibt, freuen wir uns über die Bereitschaft des Freistaats Bayern, nun eine Machbarkeitsstudie zu dem Gebäude zu finanzieren. Diese soll und wird Ideen für eine Nachnutzung liefern und zeitgleich auch einen Eindruck über die jeweils dann fälligen Kosten vermitteln.

Welches grundsätzliche Potenzial steckt noch im Bahnhof als Verkehrsknotenpunkt?
Die Bedeutung der Schiene ist ungebrochen. Das Problem ist, dass die Bahn diese völlig unabhängig von den früher zugehörigen Gebäuden betrachtet.
Welche Gedanken kommen Ihnen persönlich, wenn Sie den Bahnhof besuchen?
Ich empfinde den Zustand als zunehmend beschämend, gerade auch weil in den letzten Jahren viele andere Sanierungen in Hof getätigt wurden und Schandflecke verschwanden. Der Bahnhof wurde leider vom Eigentümer mehr oder weniger sich selbst überlassen. Ich habe mich deshalb immer wieder bei der Bahn um eine Aufwertung bemüht. Ich gehe davon aus, dass mit der nun erreichten Machbarkeitsstudie endlich Bewegung in die Sache kommen könnte.
Die Fragen stellte Manfred Köhler.
Geschichte des Hofer Bahnhofes
Der heutige Hauptbahnhof Hof wurde am 1. April 1880 eingeweiht. Schon 1836 hatten sich die Hofer Bürger für die Bahnlinie starkgemacht. Ab 1848 fuhren dann Züge zum alten Hofer Bahnhof in der Poststraße. Zu dieser Zeit kam König Ludwig mit dem Zug nach Hof und blieb zwei Tage in der Stadt. 1839 erteilte der bayerische König die Konzession zum Bau der „Ludwig-Süd-Nord-Bahn“. Ein Staatsvertrag zwischen Bayern und Sachsen gewährleistete den Anschluss der Bahn über die Ländergrenzen hinweg.
Wegen des stetig steigenden Verkehrsaufkommens wurde der Kopfbahnhof am Postplatz zu klein, und es wurde im Auftrag von König Ludwig weit vor der Stadt der neue Hofer Hauptbahnhof gebaut. Dieser prachtvolle Bau diente als Repräsentationsstation zwischen den Königreichen Bayern und Sachsen und als Aufenthaltsort unter anderem für Könige auf der Fahrt nach Karlsbad oder Marienbad. Der noch ziemlich gut erhaltene Königssaal lässt die Pracht erahnen.
Ab 1945 war der Bahnhof für Flüchtlinge und Spätheimkehrer aus der Kriegsgefangenschaft die erste Station in Freiheit. In den 1950er Jahren wurde Hof zum letzten Halt vor der DDR. Am 1. Oktober 1989 kamen die ersten Züge mit den Botschaftsflüchtlingen aus Prag in Hof an. Die Stadt wurde damit zum Symbol der Freiheit, und der Hofer Hauptbahnhof zum wichtigen Ort deutscher Geschichte.
Zusammengestellt von Gerlinde Bittner