Edeltraud Albrecht hat 2002 eine Ausbildung zur Hospizhelferin gemacht und erlebte nach den ersten Sterbebegleitungen einen Tiefpunkt. „Man wird immer wieder mit der eigenen Endlichkeit konfrontiert und mit dem Leid, das das Alter mit sich bringen kann. Ich fragte mich: Mache ich das weiter?“. Die ehrenamtliche Hospizhelferin hat weitergemacht. Sie hat zahlreiche Sterbende und deren Angehörige begleitet. Und sie sagt: „Ohne diese Arbeit wäre ich nicht wie ich heute bin.“
Albrecht war zum Hospizverein gekommen, weil ihr Vater vor seinem Tod lange leiden musste. „Ich wusste damals nichts über Hospizarbeit und wie man dieses Leid lindern kann. Ich wollte, dass meine Mutter einmal anders sterben darf.“ Der Hospizverein Hof feierte heuer 25. Jubiläum, hat derzeit 413 Mitglieder und 116 ehrenamtliche Mitarbeiter, die im vergangenen Jahr 130 Begleitungen geleistet haben. Darüber hinaus bietet der Verein unter anderem Beratungsgespräche und Trauergruppen an.
Norbert Lummer ist einer der Koordinatoren des Vereins, die hauptamtlich arbeiten. Auch er hat erlebt, wie diese Arbeit einen Menschen verändert: „Es bringt einen immer wieder zurück zu den wahren Werten. Das Leben ist ein Geschenk, und man fragt sich regelmäßig: Was machst du daraus? Gibt es Dinge, die du ändern solltest?“
Größter Lohn für ihre Arbeit ist es den Hospizhelfern, wenn ein Sterbender friedlich einschlafen kann – und die Angehörigen ihn entspannt gehen lassen können. Das ist auch der Grund, warum Edeltraud Albrecht dabeigeblieben ist: „Es ist eine erfüllende Aufgabe. Wenn man miterlebt oder erfährt, dass ein Begleiteter gut sterben konnte, und wenn die Angehörigen ihre Dankbarkeit ausdrücken, dann gibt einem das viel zurück.“
Viele Angehörige erleben die Hospizhelfer nicht nur als willkommene seelische Unterstützung, sondern auch als ganz praktische. „Die wenigsten Menschen kennen sich aus, was man in Sachen künstlicher Ernährung, Schmerzmittel und Co. machen kann und was nicht“, weiß Lummer. „Und viele haben in dieser Situation auch nicht mehr die Kraft, sich umfassend zu informieren.“ Der Hospizverein kann hier Berater und Begleiter sein oder qualifizierte Ansprechpartner vermitteln, denn es gelte, die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern und ein möglichst menschenwürdiges und schmerzfreies Sterben möglich zu machen.
Wie funktioniert so eine Sterbebegleitung? In der Regel sind es die Angehörigen, die sich an den Hospizverein wenden, oder Einrichtungen wie Pflegeheime und Krankenhäuser. Das erste Gespräch führt einer der Koordinatoren, der anschließend entscheidet, welcher der ehrenamtlichen Mitarbeiter gut passen würde. Nach dem ersten Gespräch zwischen dem ausgewählten Begleiter und dem Sterbenden versichern sich die Koordinatoren noch einmal, dass die Chemie stimmt.
Die jährliche Kino-Matinee des Hofer Hospizvereins findet heuer am Sonntag, 24. November, im Central-Kino statt. Gezeigt wird um 11 Uhr – bei freiem Eintritt – der Film „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“. Jeder, der Interesse hat, ist herzlich eingeladen. Im Anschluss an den Film besteht die Möglichkeit, unverbindlich und zwanglos mit Mitgliedern des Hospizvereins ins Gespräch zu kommen und sich über deren Arbeit zu informieren.
Ist so eine Begleitung nicht eine sehr traurige Angelegenheit? Nicht zwingend. Norbert Lummer weiß: „Man erlebt hier das ganze Spektrum des Lebens – vom Lachen bis zum Weinen. Und das sehr intensiv, teils mit extremen Auf- und Abwärtskurven.“ Prinzipiell gilt: Wie sich die Treffen gestalten, bestimmt der Sterbende. Manch einer erzählt beim ersten Treffen seine gesamte Lebensgeschichte; ein anderer hält lieber Smalltalk übers Wetter. Edeltraud Albrecht hat mit einer Sterbenden auf deren Wunsch hin Weihnachtssterne gebastelt, manchmal stehen letzte Spaziergänge auf dem Programm. Und wer nichts tun und nicht sprechen möchte, freut sich vielleicht einfach über Gesellschaft an seinem Sterbebett.
Albrecht erklärt: „Man muss es auch aushalten, bei einem Sterbenden zu sitzen, ohne zu reden, sondern einfach da zu sein.“ Norbert Lummer ergänz, es sei wichtig, die Sterbenden niemals von etwas überzeugen zu wollen. Der Mensch sei auf Tun und auf Problemlösung programmiert, doch am Ende des Lebens gebe es nichts mehr zu tun und zu lösen, da gelte es einfach da zu sein: „Man muss jeden seinen Tod so erleben lassen wie er ihn erleben möchte.“
Die ehrenamtlichen Begleiter erhalten bei Bedarf jederzeit Unterstützung durch die Koordinatoren und nehmen regelmäßig an Supervisionen teil, um ihre Erlebnisse und Eindrücke zu verarbeiten. Nach jeder Begleitung steht eine Ruhezeit, bevor die nächste Begleitung beginnt. „Man hat in der gemeinsamen Zeit ja eine Beziehung aufgebaut und erlebt den Verlust selbst mit“, sagt Edeltraud Albrecht. „Ich habe durch diese Arbeit gelernt, jeden meiner Tage zu leben als wäre es der letzte.“ Sandra Langer
Wer den Hospizverein mit einer Mitgliedschaft unterstützen möchte oder sich für eine Ausbildung zum Hospizhelfer interessiert, erhält unter Telefon 0173 3531109 oder E-Mail hospizvereinhof@yahoo.de nähere Informationen. Das Spendenkonto des Vereins ist bei der VR Bank Bayreuth Hof: IBAN DE03 7806 0896 0000 0669 66.