Karola Böhm wurde in diesem Jahr die Goldene Bürgermedaille der Stadt Hof für ihr kommunalpolitisches und bürgerschaftliches Engagement verliehen. Besonders engagiert findet sie aber auch ihre Hofer Mitbürger.
Was sie alles schon gemacht hat in ihrem Leben, sei ihr erst bei der Feierstunde im Rathaus so richtig bewusst geworden. „Und als mich danach viele Leute angesprochen haben“, erzählt die gebürtige Kulmbacherin, die mit sieben Jahren mit ihrer Familie nach Hof gekommen ist.
Die Hofer kennen Karola Böhm vermutlich als stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion im Stadtrat, durch ihr vielfältiges Engagement in verschiedenen Vereinen – oder auch durch ihre langjährige Tätigkeit als Rechtsanwältin. Da sei es ganz normal, dass sie häufig angerufen werde: vor Jahren etwa wegen der öffentlichen Toiletten am Friedhof oder wenn irgendwo ein Straßenschild kaputt oder ein Geländer verrostet sei. Das sind aber doch alles Anliegen, für die die Stadtverwaltung zuständig ist?
„Manche wissen nicht, an wen sie sich wenden können“, berichtet die 69-Jährige, die seit 1996 dem Stadtrat angehört. Sie versuche sich dann zu kümmern oder zumindest den richtigen Ansprechpartner zu nennen. Seit sie 1991, nach dem Studium und ersten Berufsjahren in Mittelfranken, zurück nach Hof gekommen ist, hat sie sich für viele Belange der Stadt und ihrer Bürger eingesetzt.
So hat sie unter anderem den Förderverein für den Frauennotruf und den Verein Evangelische Jugendsozialarbeit (EJSA e.V.) mit auf den Weg gebracht. Gründungsmitglieder des Fördervereins für den Frauennotruf waren außerdem Frauen von CSU und den Grünen. „Wir wollten damals auf das Thema Gewalt gegen Frauen auch in Hof aufmerksam machen“, sagt Böhm. Erst durch das Engagement der Hofer Lokalpolitikerinnen konnte der Frauennotruf gegründet werden, der heute Mädchen und Frauen sogar in ganz Hochfranken unterstützt.
Beim Verein EJSA – auch bekannt als Träger des Internationalen Mädchen- und Frauenzentrums – sei damals ein wichtiges Anliegen gewesen, junge Aussiedlerinnen zu betreuen. Bis zum Jahr 2018 war Karola Böhm außerdem Vorsitzende des Vereins „Die Gruppe“, aus dem Die Gruppe Hochfranken gGmbH hervorging. Diese bietet Hilfen für junge Menschen und Familien an, unter anderem für Heranwachsende, die zum ersten oder wiederholten Male straffällig geworden sind.
Gründungsmitglied war Böhm auch beim Verein Idor e. V., aus dem 2002 die Deutsch-Tschechische Fußballschule entstanden ist. Junge Spieler aus ganz Europa können hier ihr Talent unter Beweis stellen. Den Verein habe sie auf Initiative zusammen mit der ehemaligen Bundestagsabgeordneten Petra Ernstberger ins Leben gerufen und einige Jahre begleitet. Ernstberger habe die Kontakte und Beziehungen nach Tschechien aufgebaut.
Vieles hat Karola Böhm also initiiert oder federführend in die Hand genommen. Wie war das alles möglich neben ihrer Tätigkeit als selbstständige Rechtsanwältin? „Die eigene Kanzlei war ein Vorteil“, berichtet sie, denn so habe sie aus ihrem Büro unkompliziert Einladungen etwa für Vereinssitzungen verschicken können – damals noch per Post. Und bei rechtlichen Fragen habe sie immer ihre Fachkompetenz einbringen können. Heute betreibt sie ihre Kanzlei nur noch in ihren Privaträumen, seit sie ihr Büro in der Poststraße aufgegeben und Dieter Döhla seine Tätigkeit als Rechtsanwalt bei „Böhm und Döhla“ beendet hat.
Gerechtigkeit herzustellen: Das war und ist nicht nur ein Anliegen in ihrem Beruf, sondern auch bei ihrem Engagement für soziale und frauenpolitische Themen. Neues sei dabei immer „aus der Situation heraus“ entstanden, also, wenn andere auf sie zugekommen seien und umgekehrt. Denn sie empfinde die Hofer als ausgesprochen hilfsbereit. „Sie sind bereit, etwas zu unterstützen, man kann gemeinsam etwas auf den Weg bringen“, sagt Böhm. Aus einigen verantwortlichen Tätigkeiten habe sie sich inzwischen zurückziehen können. „Das müssen auch mal Jüngere machen.“
Bleibt bei dem vielfältigen Engagement noch Zeit für ganz persönliche Interessen? Gern gehe sie auf Vorträge und komme mit Leuten ins Gespräch. Ansonsten stehe gerade die Familie im Vordergrund. „Ich werde versuchen, wieder Freunde und Verwandte zu besuchen, um gemeinsam zu wandern und Stadt und Land zu erkunden.“ Claudia Schott