„Man kann nun mal nicht auf allen Hochzeiten tanzen.“ Das lernt früher oder später jedes Kind, das sich zu viel vorgenommen hat, von den Eltern oder Großeltern. Aber man kann in allen – oder zumindest vielen – Orchestern spielen. Das beweist Dr. Dominik Scheruhn, Orthopäde und Musiker aus Leidenschaft. Sein Quintett „Die Brassmatiker“ kennen spätestens seit dem fulminanten Konzert zum 25. Bühnenjubiläum im vergangenen Jahr nicht nur Blasmusik-Fans aus der Region. Darüber hinaus spielt der Arzt seit Jahrzehnten auch im Welt-Ärzteorchester, im Bayerischen Ärzteorchester und in der Formation BÄO böhmisch. Zwei seiner Ensembles haben demnächst erstmals Auftritte in Hof.
Seit 23 Jahren spielt Dr. Dominik Scheruhn im Bayerischen Ärzteorchester Trompete – und liebäugelt schon lange damit, die Formation, die normalerweise immer in Bad Kissingen, Bamberg und München auftrat, nach Hof zu bringen. Im Organisieren großer Konzerte hat er in den vergangenen Jahren immerhin reichlich Erfahrung sammeln können, nachdem sein Quintett „Die Brassmatiker“, das er während des Medizinstudiums mit Kommilitonen und Kollegen gegründet hat, immer größere Hallen füllt.
Mehr Interesse erwartet
Vor fünf Jahren war es schon einmal fast soweit, doch dann legte die Corona-Pandemie das öffentliche Leben lahm. „Unser Konzert in der Bamberger Philharmonie war meistens vergleichsweise schlecht besucht“, erzählt Scheruhn. „Weil keiner der Musiker vor Ort lebt und dementsprechend wenig Werbung gemacht wurde. Das ist schade, wenn man so viel Arbeit reinsteckt.“ In Hof sind gleich zwei der Musiker, sowohl der Orthopäde Dr. Dominik Scheruhn als auch der Münchberger Radiologe Professor Hans Ulrich Kerl, bekannt und rühren bereits kräftig die Werbetrommel. Etliche Karten für das Konzert am Freitag, 20. Juni, um 19 Uhr in der Hofer Freiheitshalle sind längst verkauft.
Es handelt sich um ein Benefizkonzert, präsentiert vom Lions Club Hochfranken; der Erlös wird der Musikschule der Hofer Symphoniker zugutekommen. Auf dem Programm stehen „Die Zarenbraut“ von Rimski-Korsakow, „Vier letzte Lieder“ von Strauss sowie „Symphonie Nr. 5“ von Tschaikowski – „ein sehr klassisches Programm mit superschöner Musik“. Réka Kristóf, Sopran, singt und Olivier Tardy dirigiert. Nachdem das Orchester 40 Jahre lang von dem Arzt und Hobby-Musiker Professor Reinhard Steinberg dirigiert worden war, arbeitet es aktuell jährlich wechselnd mit verschiedenen Profi-Dirigenten zusammen.
100 Musiker proben
Direkt vor den Auftritten steht jeweils eine Probenwoche in Schloss Craheim in Unterfranken auf dem Programm: „Rund 100 Musiker mit Kind und Kegel. Viele bringen ihre Familien mit – da ist etwas los.“ Scheruhn liebt die Probenwochen, die ihn trotz der harten Arbeit an eine große Freizeit erinnern. Der Ablauf ist stets ähnlich: Im Februar wird beschlossen, wer mitspielt und was gespielt wird. Dann gibt es Noten und jeder Musiker muss – neben dem anspruchsvollen Alltag als Arzt – fleißig üben. „Zur Probenwoche muss schon alles gut sitzen.“ Auf Schloss Craheim wird jeden Tag intensiv geprobt – aber auch viel gelacht und gefeiert. Vor dem ersten Konzert, heuer in Hof, gibt’s noch eine letzte Generalprobe – und dann wird’s ernst. Nach dem Auftritt in Hof, der, wenn es nach Dominik Scheruhn geht, gerne zur Tradition werden darf, steht heuer nur noch ein zweiter in München an.
Die zweite Formation, der Scheruhn angehört und auf die die Hofer sich freuen dürfen, hat ihren Ursprung ebenfalls auf Schloss Craheim: Seit 30 Jahren ist es Tradition, dass zum Grillfest während der Probenwoche eine Böhmische Blaskapelle aufspielt; seit gut 20 Jahren als separate Sektion des Bayerischen Ärzteorchesters. Klar, dass Scheruhn dieser Truppe längst selbst angehört. Und ebenso, dass er seit einiger Zeit versucht, auch diese Musiker aus ganz Deutschland nach Hof zu holen. „Dass es nun mit beiden Formationen fast zeitgleich geklappt hat, ist fast ein bisschen stressig – aber es freut mich sehr.“
Egerländer Weisen
BÄO böhmisch heißt der Ableger des Bayerischen Ärzteorchesters, der am Sonntag, 6. Juli, eines der Promenadenkonzerte am Theresienstein bestreitet und die schönsten Titel der böhmischen Blasmusik mit Schwerpunkt auf den Erfolgsmelodien der Egerländer Musikanten präsentiert. Das Konzert beginnt (anders als üblich) schon um 10.30 Uhr und dauert etwa zwei Stunden. Ausnahmsweise gibt es auch eine Ausweichlocation: Bei schlechtem Wetter findet das Konzert am Hofer Eisteich statt.
Alle drei Jahre bestreiten BÄO böhmisch unter der Leitung von Dr. Christoph Reiter, Strahlentherapeut aus Augsburg, gemeinsam Konzerte – in den vergangenen Jahren unter anderem in Nürnberg und Neuschwanstein, am Gardasee oder in Karlsruhe. Gemeinsam geprobt wird genau einen Tag lang, bis alles sitzt. „Zum Glück sind wir alle gute Musiker. Und wir freuen uns auf diese Auftritte wie die kleinen Kinder.“ Alle Konzerte spielt BÄO böhmisch für den guten Zweck.
Der Erlös des Promenadenkonzerts in Hof kommt, passend zur Location, dem Hofer Zoo und dem Verschönerungsverein Botanischer Garten, Theresienstein und Hof zugute. Netter Fakt am Rande: Gottlob Thomas, der „Vater des Theresienstein“, dessen 200. Geburtstag der Verschönerungsverein heuer feiert, war der Ur-Ur-Großvater von Dr. Dominik Scheruhn. „Das macht das Konzert für mich zu etwas ganz Besonderem.“
Sandra Langer
Zwei Benefizkonzerte mit hochkarätiger Besetzung finden im Juni und Juli in Hof statt: Am Freitag, 20. Juni, spielt das Bayerische Ärzteorchester um 19 Uhr in der Hofer Freiheitshalle. Der Eintritt kostet 15 Euro (ermäßigt 10 Euro), Karten kann man sich im Vorverkauf im Konzertbüro der Hofer Symphoniker, Telefon 09281/720029, tickets.hofer-symphoniker.de, sichern. Der Erlös kommt der Musikschule der Hofer Symphoniker zugute. Am Sonntag, 6. Juli, spielt die Formation BÄO böhmisch (bestehend aus Bläsern des Bayerischen Ärztechorchesters) am Theresienstein böhmische Blasmusik. Das Konzert beginnt um 10.30 Uhr und dauert etwa zwei Stunden. Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten. Der Erlös kommt dem Verschönerungsverein Botanischer Garten, Theresienstein und Hof sowie dem Hofer Zoo zugute.
Beide Konzerte werden vom Lions Club Hochfranken präsentiert; im Juni übernimmt der Lions Club auch die Bewirtung (deren Erlöse ebenfalls gespendet werden).
Foto: Andreas Knapp (Bayerisches Ärzteorchester)