
Johannes Mergner war nicht immer Theater-Fan. Als Jugendlicher galt sein Interesse vor allem Elektronik, Audiotechnik und Beleuchtung. Heute ist der 23-Jährige Bühnenmeister für den Bereich Schauspiel am Theater Hof und liebt seinen Beruf: „Er bietet eine coole Dynamik zwischen Kunst und Technik.“
Bühnentechniker sind im Theaterbetrieb eine Art „Möglichmacher“. Sie sind für die technischen Abläufe vor, während und nach den Aufführungen zuständig. 50 Züge (Hebevorrichtungen für den Auf- und Abbau oder szenische Wechsel von Dekorationen und technischen Geräten) gebe es am Theater Hof, mit denen man „ein bisschen zaubern“ könne. Doch bei allen technischen Finessen gelte es viel zu bedenken: Kosten, Statik, Sicherheit, Machbarkeit… Der Bühnenmeister erklärt: „Wir bringen die Ansprüche der Kunst und das, was technisch machbar ist, zueinander.“
Offiziell heißt der Lehrberuf, den Johannes Mergner 2018 ergriffen hat, Fachkraft für Veranstaltungstechnik. Ein relativ neuer Beruf, der entstanden ist, weil bei allen Arten von Veranstaltungen Technik eine immer größere Rolle spielt – von LED-Leinwänden oder Scheinwerfern bis hin zu Sicherheitstechnik. Die Ausbildung umfasst die Bereiche Beleuchtung, Tontechnik und Bühnentechnik. Mergner hat sich nach seiner Ausbildung am Hofer Theater auf den Bereich Bühnentechnik spezialisiert und inzwischen seinen Meister gemacht. Zum Zeitpunkt des Abschlusses war er damit der jüngste Bühnenmeister Deutschlands.
Die Ausbildung zum Veranstaltungstechniker ist sehr umfang- und abwechslungsreich. Im Bereich Beleuchtung, auf den sich im Anschluss die meisten Teilnehmer spezialisieren, gelte es Beleuchtungskonzepte zu verstehen und auszuarbeiten, Bühnenbilder auszuleuchten – nicht nur im Theater, sondern beispielsweise auch bei einem Konzert oder einer Rock‘n‘Roll-Show, sowie darum, Dinge sicher zu verkabeln. „In allen Bereichen spielt Sicherheit eine große Rolle“, erklärt Johannes Mergner.
Am Abschluss der Ausbildung steht eine Projektarbeit: Die Teilnehmer müssen unter Berücksichtigung der Bereiche Beleuchtung, Tontechnik und Bühnentechnik ein Veranstaltungskonzept erarbeiten. „Da muss man beispielsweise für große Bühnenbilder die Statik berechnen können. Bei Großveranstaltungen braucht es ein eigenes Verkehrs- und Sicherheitskonzept. Man muss wissen, was genehmigungspflichtig ist und was nicht.“
Es gebe im Bereich der Veranstaltungstechnik sehr viele Verordnungen und Gesetze, die streng ausgelegt werden. Nicht zuletzt im Hinblick auf die Loveparade-Tragödie aus dem Jahr 2010 findet Johannes Mergner das richtig und wichtig: „Man trägt in diesem Beruf viel Verantwortung. Es geht immer auch um die Sicherheit von Menschen. Wir wollen sie nicht in Gefahr bringen, sondern ihnen einen schönen Abend bereiten.“ Zu jeder Veranstaltung gehört eine schriftlich fixierte Gefährdungsbeurteilung. Für den Bühnenmeister heißt das: „Ich muss wissen, was da auf der Bühne steht. Das Theater ist ein Sonderfall, weil hier alles selbst gebaut wird. Sind Baurecht und Brandschutzverordnung eingehalten? Was kann ich erlauben, und was muss ich verbieten? Womit kann ich nachts schlafen?“ All das habe er an der Meisterschule gelernt. Eine der wichtigsten Erkenntnisse: „Man kann nicht auf alles spezialisiert sein – aber man muss es überblicken können.“
Die Bühnentechniker arbeiten am Hofer Theater in Schichten. Sowohl während der Proben am Vormittag und Nachmittag als auch abends zu den Vorstellungen müssen sie anwesend sein. „In der Endprobenphase sind das nervenaufreibende Wochen“, weiß Mergner. Er hat sich an die Schichtarbeit gewöhnt und schätzt die Abwechslung und den Freiraum, die sie ihm bietet. Es ist längst nicht mehr nur die Technik, die ihn an seinem Beruf begeistert: „Ich liebe es, gemeinsam mit den Kollegen aus vielen anderen Bereichen etwas auf die Beine zu stellen, was am Ende alle zufriedenstellt. Bis zu 200 Leute ziehen an einem Strang, und es ist jedes Mal aufs Neue ein schönes Gefühl, wenn der Vorgang zugeht und alles applaudiert.“ Es fühle sich wenig nach Arbeit an, auf diese Weise zu einer Sache beizutragen, die man liebt und unterstützt.
Und wie kam nun damals bei dem Schüler Johannes Mergner die Technikbegeisterung ausgerechnet mit Kunst und Theater in Verbindung? Die Mama war’s! „Meine Mutter hat damals die Stellenanzeige des Theaters gesehen und mich gefragt, ob das nicht etwas für mich wäre.“ Es blieb die bisher einzige Bewerbung im Leben von Bühnenmeister Johannes Mergner: Traumberuf gefunden! Sandra Langer
Was ein Schauspieler tut, weiß jedes Kind. Und auch von den Aufgaben eines Regisseurs haben die meisten Menschen eine ungefähre Vorstellung. Wie viele Menschen jedoch in einem Theater hinter den Kulissen am Gelingen einer Vorstellung mitwirken, was Maler, Schreiner und Schneider dort tun, und welche unterschiedlichen Berufsbilder es in der Theaterwelt gibt, weiß kaum jemand. Das ProHof-Magazin stellt deshalb in loser Folge verschiedene „Theaterberufe“ vor und präsentiert Gesichter und Geschichten hinter den Kulissen des Hofer Theaters.
Foto: Kerstin Maus