Für Schulkinder ein Traum! Morgens war es in den Klassenzimmern so dunkel, dass sie ihre eigene Kerze mitbringen mussten, um überhaupt was sehen zu können. An Lesen und Schreiben war zwar nicht zu denken, aber die Hofer Stadträte waren lange Zeit äußerst zufrieden mit ihrer Stadtsäckel-schonenden Schullösung. Aber im Laufe des 19. Jahrhunderts war damit Schluss. Die allgemeine Schulpflicht wurde (auch in Hof) eingeführt, die Eisenbahn, die Dampfmaschine, die Textilbranche und damit verbunden ein Strom von arbeitssuchenden Familien mit Kindern waren nach Hof gekommen. Der Bildungsbedarf in puncto Technik und Wissenschaft erklomm bisher ungekannte Höhen.
Apropos „bisher“. Eine amüsant lesenswerte Beschreibung des Schulinspektors von damals beschrieb den bisherigen Zustand des alten Gymnasiums, bevor die Stunde Gottlob Thomas‘ schlug! „Bisher waren alle Zimmer, von welchen einige über drei volle Jahrhunderte zum Unterrichte der studierenden Gymnasial-Jugend gedient haben, feucht und dumpfig und daher nur im Hochsommer kein ungesunder Aufenthaltsort. Vier unter ihnen empfingen ihre Beleuchtung von Fenstern, welche einander genau gegenüberstanden. Daraus entstand eine Doppelbeleuchtung, welche besonders auf die Sehkraft derjenigen Schüler nachteilig einwirken musste, welche in der Mitte des Klassenzimmers saßen. Der größte Übelstand aber war die außerordentliche Düsterheit, welche zur Winterszeit fast in allen Klassen morgens oder nachmittags herrschte. Die ungewöhnlich hohen Dächer der auf der Lichtseite dicht danebenstehenden Gebäude veranlassten, das entweder morgens von 8–9 Uhr, oder nachmittags von 3–4 Uhr das Schreiben, oft sogar das Lesen eingestellt werden musste. Aber wie konnten diese Übelstände so lange geduldig ertragen werden? Es war die ungemeine Genügsamkeit unserer einfachen Vorfahren hinzudeuten. Ein Übelstand, die Düsterheit am Morgen der kurzen Wintertage, wurde dadurch beseitigt, dass jeder Schüler ein Lichtlein mitbrachte, dieses vor sich auf dem Pultbrett befestigte und dann in ganz vergnüglicher Weise bei dessen mehr oder weniger kräftigem Schimmer las oder schrieb.“
Nachdem die Stadt einem Neubau zugestimmt hatte, plante und baute Gottlob im Akkord: Am 7. Oktober 1867 „steht der schöne Bau vollendet da und auch die Lehrzimmer sowie die Bibliothek, das Konferenz- und das Rektoratszimmer sind in ihrem Innern mit allem Nötigen und Nützlichen versehen, wobei ebenfalls der Umsicht des Herrn Stadtbaurates und seiner Bereitwilligkeit, auf alle billigen Wünsche zu achten, Dank und Lob in reichem Maße gespendet werden müssen.“ Leider waren zwei Arbeitsunfälle zu beklagen: Am 1. August 1866 stürzte der 23-jährige Dachdeckergeselle Johann Faigel aus Blankenberg vom Dach und erlag nach zweiwöchigem Leiden seinen schweren Verletzungen im städtischen Krankenhaus. Ein Zimmergeselle brach durch die Decke und stürzte im Gebäudeinneren vom obersten bis ins Erdgeschoss, ohne dass ihm etwas passierte: „So verschieden ist das Geschick der Sterblichen“, notierte Rektor Gebhardt.
Heute hat das Gymnasium einen musischen, neusprachlichen, humanistischen und naturwissenschaftlich-technologischen Zweig. Benannt ist es seit 1946 nach seinem ehemaligen Schüler, dem Hofer Schriftsteller Jean Paul.
Roland Eichhorn; Verschönerungsverein Botanischer Garten, Theresienstein und Hof e.V.
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