Lange bevor der Begriff „Genussregion“ erfunden und das „Hofer Bier“ als Marketinginstrument entdeckt worden war, saß der frisch aus München zugezogene Roland Eichhorn bei einem Glas heimischem Bier am Theresienstein, blickte auf Hof und dachte: „Das ist ja traumhaft schön, wie kann’s das geben?“ Im Traum wähnte er sich auch, als er sich bei der Baugenossenschaft (bg) Hof mit Gehaltsnachweis und Co. um eine Wohnung bewerben wollte, und zu hören bekam: „Es sind einige frei. Möchten Sie gleich eine Besichtigung machen?“ Von den günstigen Mietpreisen ganz zu schweigen…
Seitdem sind gut 15 Jahre vergangen. Roland Eichhorn nennt Hof längst seine Heimat. Und spricht nach wie vor mit Begeisterung von der Stadt. Anders als so mancher damalige Kollege ist der Abteilungsdirektor und Leiter des Geologischen Dienstes am Landesamt für Umwelt (LfU) auf eigenen Wunsch nach Oberfranken gekommen. Er hatte die Region in den Jahren zuvor in der Vorbereitung von Buchveröffentlichungen und einer Fotoausstellung bereist und schnell ins Herz geschlossen.
Das LfU hat seinen Hauptsitz in Augsburg. Die 2006 in der Hans-Högn-Straße in Hof gegründete Dienststelle ist die zweitgrößte und zählt inzwischen rund 350 Mitarbeiter. Der Geologische Dienst, den Roland Eichhorn leitet, hat breit gefächerte Aufgaben – vom Schutz der Bevölkerung vor Geogefahren wie Steinschlägen oder Felsstürzen über das Vorantreiben der Energiewende (Stichwort „Erdwärme“) bis hin zur Sicherung heimischer Rohstoffe wie Kalk, Sand oder Kies. Auch der Bodenschutz sei ein wichtiges Thema, das angesichts von Trockenheit und Erosion zunehmend an Bedeutung gewinnt: „Die Nahrungsmittel, von denen wir leben, werden auf dem Acker angebaut. Da ist es wichtig, dass wir zum Beispiel wissen, wo die Böden robust sind – und wo sie besonders sensibel auf die Klimaerwärmung reagieren.“
Seit Kurzem ist Eichhorn zudem Betrieblicher Leiter der Dienststelle Hof. Ein Job, den er schmunzelnd mit dem Begriff „Edelhausmeister“ umschreibt: Er steht dem Team vor, das das große Haus „in Schuss“ hält – in Sachen Müllabfuhr, Reinigung, Winterdienst und Co.
Privat engagiert der Wahl-Hofer sich seit Jahren über den Förderverein (heute Verschönerungsverein) im Botanischen Garten und im Stein. Zum Botanischen Garten hat er dabei seinen ganz eigenen Zugang gefunden – notgedrungen: Denn seine Lebenspartnerin ist die Vereinsvorsitzende Martina Tögel, die bekanntermaßen sehr rührig ist. „Da hieß es mitgefangen – mitgehangen.“ Und weil ein Geologe sich naturgemäß mehr für Steine denn für Blumen interessiert, brachte Roland Eichhorn sich unter anderem bei der Beschriftung der diversen Steine im Botanischen Garten ein und bietet dort „Männerführungen“ an. Frauen dürfen selbstverständlich auch mitkommen, müssen sich jedoch darauf einstellen, die Pflanzenwelt unter dem Fokus „Sport, Alkohol und Erotik“ zu betrachten.
Rosenfest, Nacht der Sinne und Weinfest gehören in den Augen Eichhorns zu den Vereins-Highlights. 2025 hat der Verein zum „Gottlob-Thomas-Jahr“ ausgerufen. Verschiedene Veranstaltungen sollen den Vereinsgründer und Wohltäter Hofs ehren, der heuer 200. Geburtstag feiern würde, und vor 150 Jahren den Verschönerungsverein Hof gegründet hat. Neben besonderen Führungen und Ausstellungen ist auch ein Bierfest am Labyrinth geplant. Eine Idee, die übrigens nicht neu ist. Roland Eichhorn, der dazu im Hofer Stadt-Archiv recherchiert hat, weiß: „Wenn früher am Labyrinth die Fahne geweht hat, war der Bierausschank geöffnet.“
Der Verschönerungsverein stellt damit nicht nur attraktive Veranstaltungen für die Hofer Bürger auf die Beine, sondern tut mit den Einnahmen wiederum etwas Gutes für Hof. „Das ist einfach eine schöne Sache.“ Gemäß des John F. Kennedy-Ausspruchs „Fragt nicht, was euer Land für euch tun kann – fragt, was ihr für euer Land tun könnt“, sei es wichtig, sich die Bedeutung ehrenamtlichen Engagements bewusst zu machen.
Der erste positive Eindruck von Hof ist Roland Eichhorn bis heute geblieben, auch wenn es natürlich Ecken mit „Nachholbedarf“ gebe. Als begeisterter Radfahrer schätze er auch die landschaftlich reizvolle Umgebung mit Frankenwald und Fichtelgebirge sehr. Einen Kritikpunkt findet er nach längerem Nachdenken aber doch: „Die Höhenmeter! Ein paar mehr ebene Strecken wären schön…“ Sandra Langer
Foto: Nicolas Armer