Slawek Dudar ist gelernter Elektriker und hat bis zu seinem 16. Lebensjahr kein Instrument gespielt. Wer den Saxofonisten und Komponisten, jüngst zum Künstler der Metropolregion Nürnberg gewählt, schon einmal live erlebt hat, kann das kaum glauben.
Heute unterrichtet der gebürtige Pole, der seit einigen Jahren in Hof lebt, an der Musikschule der Hofer Symphoniker und tritt europaweit als Solist sowie in verschiedensten Formationen mit internationaler Besetzung auf. Seine Leidenschaft gehört dem Jazz; seine CD-Veröffentlichungen finden nicht nur hierzulande, sondern auch in Polen, Tschechien, England, Australien, den USA oder Japan bei führenden Jazz-Magazinen Beachtung. Zudem ist der Saxofonist Erfinder und Leiter der „Hof Jazz Nights“.
Wie es dazu kam? „Meine besten Freunde waren Musiker“, erinnert sich Slawek Dudar. Kunst und Musik haben ihn immer interessiert, doch habe er in jungen Jahren eher gemalt und gebastelt. Als Achtklässler an der Berufsfachschule für Polytechnik ließ er sich von einem Freund, der im Orchester spielte, überreden, Trompete zu lernen – und entschied sich ganz kurzfristig doch für das Saxofon.
Von da an ging alles sehr schnell: „Schon nach drei Monaten durfte ich im Orchester mitspielen, und nach einem Jahr bin ich an die Musikschule gegangen.“ An der Musikschule absolvierte er wegen seines Talents und Wissensdrangs eine beschleunigte Ausbildung, überholte die, die lange vor ihm angefangen hatten, und gründete früh eine erste eigene Band. Zwar hat er parallel die Polytechnik-Schule mit einem guten Abschluss beendet. Aber als er nach seinem Abschluss nach Hause fuhr, war ihm klar: „Das ist nicht meine Welt. Ich möchte Musik spielen.“
Unterricht hatte Slawek Dudar unter anderem bei einem der bekanntesten Saxofonisten Polens und studierte an der Musikakademie Breslau Jazz mit pädagogischer Auslegung. Er hat mit vielen herausragenden Musikern gespielt, an Workshops teilgenommen und ein großes internationales Netzwerk geknüpft. So wie er damals von versierten Kollegen profitiert hat, ist es ihm heute ein Anliegen, nicht nur im Rahmen seiner Tätigkeit an der Musikschule der Hofer Symphoniker sein Wissen weiterzugeben, sondern interessierte Jugendliche auf vielfältige Art und Weise zu unterstützen – sei es in gemeinsamen Projekten mit Hofer Schulen oder mit Workshops und Konzerten im Rahmen der „Hof Jazz Nights“.
„Ich habe so viel Zeit mit tollen Musikern verbringen dürfen. Manche Sätze, die dabei fallen, vergisst man nie“, erinnert sich Dudar. Von einem sehr bekannten Gitarristen habe er gelernt: „Du muss alles lernen! Aber wenn Du auf der Bühne stehst, musst Du alles vergessen.“ Eine Weisheit, die er heute mit vielen seiner Musiker teilt. Slawek Dudar möchte mit seinem Wirken den Jazz in seiner ganzen Vielfalt feiern – „in allen Farben, Schichten und Stimmungen“. Die Schönheit von Jazz könne sich auch in Rock, Pop oder Latin Music zeigen, nicht nur Swing, Blues und Co.
Als Dudar nach Hof kam, fehlte ihm die Breslauer Jazz-Szene. Schon vor der Corona-Pandemie hatte er die Idee eines eigenen Jazz-Festivals im Kopf, zumal er in Breslau bereits Erfahrung mit der Organisation solcher Events gesammelt hatte. 2023 schließlich gingen die ersten „Hof Jazz Nights“ über die Bühne – mit Slawek Dudar als künstlerischem und organisatorischem Leiter und komplett auf sein eigenes Risiko: „Ich habe jedes Plakat selbst gedruckt, jeden Musiker selbst bezahlt, und wusste ja damals noch nicht, wie es am Ende ankommt.“ Eine verrückte Idee? „Ja, aber ich bin für jede verrückte Idee offen – auch Jazz war anfangs eine verrückte Idee.“
Heute ist klar: Die ersten (und zweiten) „Hof Jazz Nights“ kamen sehr gut an, nicht zuletzt dank der Unterstützung diverser Medien und vieler ehrenamtlicher Helfer aus dem Freundes- und Bekanntenkreis des Veranstalters. „Wenn ich auf der Straße von Fremden angesprochen werde, wie schön diese Konzerte waren, oder E-Mails mit Nachfragen nach dem nächsten Festival bekomme, ist das sehr motivierend und Anstrengung und Stress sind vergessen.“
Heute finden die „Hof Jazz Nights“ als Veranstaltung des Tonkünstlerverbands Hochfranken und mit Unterstützung der Stadt Hof statt. Ohne freiwillige Helfer, „ohne offene Köpfe, Ohren und Herzen vieler Personen“, ginge es jedoch nach wie vor nicht, und Slawek Dudar ist für diese vielfältige Unterstützung sehr dankbar.
Das Konzept: gute (internationale) und abwechslungsreiche Musik zeigen, die lokale Szene einbinden, eine Plattform für die Hofer Schüler schaffen, und vor allem auch Zeit für den persönlichen Kontakt und Austausch ermöglichen. Auch in diesem Jahr werden die Big-Bands von Jean-Paul- und Reinhart-Gymnasium auf der Bühne stehen und in einem Workshop von Profi-Musikern lernen. Nachwuchsförderung liegt Slawek Dudar sehr am Herzen, und das nicht nur in Sachen Musik: „Kinder sind die beste Investition in unsere Welt!“ Seinen Schülern möchte er zeigen: „Mit Anstrengung und Motivation ist alles möglich! Es gibt keine Grenzen!“ Sandra Langer
Hof Jazz Nights
Die Hof Jazz Nights finden heuer von Donnerstag, 3. April, bis Sonntag, 6. April, statt. Die Veranstaltungsreihe entsteht in enger Kooperation zwischen dem Tonkünstlerverband Hochfranken e.V., der Stadt Hof, der Freiheitshalle, dem Jean-Paul-Gymnasium, dem Johann-Christian-Reinhart Gymnasium, der Musikschule der Hofer Symphoniker, dem Central-Kino Hof, sowie der Frankenpost und dem Jazz-Fun.de Magazin. Dank der finanziellen Unterstützung durch die Dr. Hans Viessmann Stiftung und die Hermann und Bertl Müller-Stiftung stehen die diesjährigen Hofer Jazznächte ganz im Zeichen der Jugendförderung sowie der Förderung lokaler und internationaler Talente.
Die Hof Jazz Nights beginnen mit einem Konzert des Michael Flügel Quartetts in der KlangManufaktur der Hofer Symphoniker. Im Central-Kino wird ein Film über junge Jazz-Musiker gezeigt. Unter der Schirmherrschaft des Ukrainischen Kulturinstituts machen eine Fotoausstellung und ein deutsch-ukrainisches Quintetts im Jean-Paul-Gymnasium Station, die bereits in Berlin, Budapest oder Paris zu sehen und hören waren.
Bei ihrem gemeinsamen Konzert stehen die Bigbands zweier Hofer Gymnasien gemeinsam mit professionellen Jazzmusikern der Bigband der Hochschule für Musik aus Nürnberg auf der Bühne. Des Weiteren treten die zwei jungen lokalen Jazzmusiker Benjamin Greim und Matthias Schmidt auf. Zum Finale der Hof Jazz Nights steht die Sängerin Melanie Ibemba, alias Ki‘luanda mit ihrer energiegeladenen achtköpfigen Band auf der Bühne – Stars der Nürnberger Jazzszene.
Ausführliche Infos sowie Karten gibt es unter www.hofjazznights.de.