Im März beginnt in der Hofer Altstadt eine neuen Ära: Nach rund fünf Jahrzehnten als Chef des Schuh- und Sporthauses Pfersdorf übergibt Inhaber Lutz Pfersdorf die Geschäftsführung an seinen Nachfolger Christian Döhla. Die Entscheidung fiel nicht über Nacht: „Meine Kinder haben mich vor drei Jahren gefragt, wie ich mir meinen Rückzug vorstelle“, erzählt Lutz Pfersdorf auf Nachfrage. Damals war er 75 Jahre alt und habe sich dagegen gesträubt, einen Termin festzulegen, wann Schluss sein soll. Heute weiß er: „Es war das einzig Richtige.“
Die Firma Pfersdorf wurde 1938 von Heinrich Pfersdorf am heutigen Standort als „Das Schuhhaus für alle“ gegründet. Die Söhne Lutz und Axel stiegen in das Unternehmen ein. Alte Fotos aus der Zeit zeigen ein Geschäft, in dem sich die Schuhkartons bis zur Decke stapeln und ein kleines Kinderkarussell als Publikumsmagnet für fröhliche Gesichter sorgt.
Der Wandel zum Sportgeschäft lief über den Ski-Bereich: „Früher kauften die Leute ihre Skistiefel im Schuhladen, den Rest dann im Sportgeschäft“, erinnert sich Lutz Pfersdorf. Sein Bruder Axel habe in der Filiale in Hersbruck deshalb den Vorstoß gewagt, auch Skiausrüstung und andere Sportartikel mit aufzunehmen, und sei damit erfolgreich gewesen. Also sei man in Hof den gleichen Weg gegangen. Das Geschäft entwickelte sich über die Jahre zum Sport-Vollsortimenter, hat sich aber inzwischen auf die Schwerpunkte Laufen, Wandern, Wintersport und Fitness spezialisiert. Die Bereiche Schuhe und Sport sind heute in zwei nebeneinanderliegenden Geschäften klar getrennt.
Über sein eigenes Unternehmen hinaus ist Lutz Pfersdorf den Hofern auch als langjähriger Vorsitzender des Einzelhandelsverbandes Stadt und Landkreis Hof bekannt. „Als Ernst-Dieter Rochon einen Nachfolger suchte, habe ich das gerne gemacht“, berichtet er. Damals habe noch eine andere Stimmung unter den Händlern in Hof geherrscht. Gerne erinnert er sich daran, wie Ernst-Dieter Rochon mit ein paar Kollegen „in Nullkommanix“ den Hofer Herbstmarkt aus dem Boden gestampft habe. Eine maßgebliche Rolle dabei habe auch der damalige Kaufhof-Direktor Björn Weishaupt gespielt – „ein toller Mann, der wichtig für Hof war“. Gemeinsam habe man 60.000 Mark zusammengebracht, um den Herbstmarkt zu bewerben. Verglichen mit damals sei heute alles sehr ruhig geworden, was mit der allgemeinen Entwicklung zusammenhänge, allem voran dem Internethandel.
Dem hat sich Lutz Pfersdorf von Anfang an mit der geballten Stärke des Einzelhandels entgegengestemmt: dem persönlichen Kundenkontakt. Sein Erfolgskonzept sei zu 100 Prozent sein starkes Verkaufsteam, dem er alles zu verdanken habe, denn: „Das sind fantastische Leute mit Einsatzbereitschaft, Begeisterung und Empathie für die Kunden.“ Eine Wohlfühlatmosphäre, wie man sie in einem Laden aufbauen könne, sei im Internet nirgends zu finden.
Mit dem gleichen Credo wird auch Christian Döhla, der Nachfolger von Lutz Pfersdorf, weitermachen. Er habe im Sporthaus gelernt und eine erstaunliche Entwicklung hingelegt. So helfe er zum Beispiel dank einer speziellen Laufband-Analyse im Geschäft nicht nur jedem, seinen idealen Sportschuh zu finden, sondern betreue die Kunden darüber hinaus auch in einer regelmäßigen Laufgruppe und organisiere mit seinem Team spezielle Lauf-events.
Wenn Lutz Pfersdorf jetzt sein Unternehmen übergibt, wird er zwar sein kleines Büro über dem Laden behalten, unter anderem um den Aktenbestand auszusortieren. Aus dem aktiven Geschäft will er sich aber komplett raushalten. „Es gibt nichts Ungeschickteres, als wenn der Alte weiter ständig nach dem Rechten schaut“, meint er augenzwinkernd. Im Ruhestand will er sportlich aktiv bleiben und in die Sauna gehen, sich ansonsten aber der Familie widmen. Große Pläne habe er nicht, aber sicher werde er mit seiner Frau zusammen das eine oder andere unternehmen und sich um die Enkel kümmern, „ohne ihnen dabei auf die Nerven zu gehen“. Für sein Alter ist Lutz Pfersdorf in außergewöhnlicher Form, an seinem Körper sei „von den Zähnen bis zu den Füßen alles noch original“. Anders ausgedrückt: „Ich fühle mich rundum wohl, und dafür bin ich sehr dankbar.“ Manfred Köhler