Faschingsprinzenpaare sind die einzigen Majestäten, denen die Dauer ihrer Regierungszeit schon vom ersten Tag an bekannt ist. Jutta II. und Karl I., das aktuelle Prinzenpaar der 1. Hofer Karnevalsgesellschaft Narhalla, wird besonders lang im Amt sein, weil der Fasching heuer bis in den März hinein geht: insgesamt 115 Tage und damit fast ein Dritteljahr. Wie wird diese außergewöhnliche zeitliche Herausforderung gesehen?
„Das ist toll, da lohnt es sich wenigstens!“, antwortet Jutta II. voll Begeisterung. Dank der langen Faschingsdauer könne man besonders oft in die Rolle eintauchen und mehr Termine wahrnehmen als sonst üblich: Nach momentanem Stand wird das Hofer Prinzenpaar bis Aschermittwoch insgesamt über 30 öffentliche Auftritte absolvieren. Das freut vor allem die Prinzessin. Denn während Karl I. relativ spät zur Narhalla stieß, ist Jutta II. schon seit über 20 Jahren dabei – und das mit besonderer Leidenschaft.
Jutta regiert auch sonst
Jutta Jahn, so der bürgerliche Name der amtierenden Prinzessin, trat der Narhalla 1998 bei. Seit 2001 hat sie das Amt der Schatzmeisterin inne. Damit verwaltet sie als Prinzessin nicht nur die derzeit leere Stadtkasse, sondern auch die Finanzen der 285 Mitglieder starken Narhalla. „Sie regiert wirklich“, stellt Narhalla-Präsidentin Alexandra Puchta fest. Als Narhalla-Urgestein und bekennender Sissi-Fan sei Jutta Jahn schon mehrfach für das Amt der Prinzessin im Gespräch gewesen.
Aber unabhängig von allen Sissi-Träumen – wie ist es, wirklich in Amt und Würden zu sein? „Es ist ein bisschen wie bei echten Monarchen“, sagt Karl I., im bürgerlichen Leben Karl Jahn. Man dürfe nicht publikumsscheu sein und brauche eine hohe Stress-Resistenz. Im besten Fall erfülle man die Rolle mit Leben und verkörpere das Kostüm, das man trage. Damit das auch bei jedem Auftritt funktioniert, gibt es eine unentbehrliche Helferin im Hintergrund, nämlich Hofdame Elvira Pjetrovic, die bereits mehrere Prinzenpaare der Narhalla durch ihre Amtszeiten begleitet hat. Verantwortlich ist sie nicht nur für reibungslose Abläufe, sondern auch für das Make-up und für die Kostüme.
Auf diese Kostüme, an denen die Arbeit jeweils bereits im Sommer vor der nächsten Session beginne, werde besondere Sorgfalt gelegt. Das Kleid, gesponsert von der Brautmoden-Firma Kleemeier, wird der jeweiligen Prinzessin perfekt angepasst. Das Prinzenkostüm, oft eher schlicht, sei in Hof in den letzten Jahren ebenfalls sehr fantasievoll und aufwendig gestaltet und dem Prinzessinnenkleid optisch und von der Farbgebung her angeglichen worden – sodass am Ende das perfekte Paar herauskam. „Bei uns schauen sich die Leute auch den Prinzen ganz genau an“, stellt Elvira Pjetrovic fest.
Fast schon verzaubert
Tatsächlich seien die zahlreichen Gäste, die das amtierende Prinzenpaar bisher live erleben durften, regelrecht hingerissen gewesen. Vor allem Kinder reagierten ehrfurchtsvoll und andächtig, fast schon verzaubert. „Manche Mädchen haben mich ganz schüchtern gefragt, ob sie mich mal berühren dürfen“, berichtet Prinzessin Jutta II. schmunzelnd. Für die Narhalla-Präsidentin sind solche Momente nicht mit Gold aufzuwiegen. Denn das Prinzenpaar vertrete die Karnevalsgesellschaft nach außen und sorge für Sympathie. Das sei wichtig, da man mit den Veranstaltungen der Narhalla und den Auftritten des Prinzenpaares als feste Größe im Leben der Stadt und auf Augenhöhe mit Veranstaltungen wie dem Schlappentag und dem Volksfest professionell wahrgenommen werden möchte.
Dazu bestehen jetzt im Februar und im März noch viele Gelegenheiten. Neben öffentlichen eigenen Veranstaltungen wie der Prunksitzung besucht das Prinzenpaar auch verschiedene Einrichtungen, zum Beispiel fünf verschiedene Seniorenheime. Die Bewohner dort seien jedes Mal hingerissen vom Prinzenpaar. Indem sie ihre Faschingsglitzerwelt in den Alltag der Menschen trägt, sorgt die Narhalla für strahlende Augen, Freude und ein bisschen Glück, und das sei den Menschen auch anzusehen. „Das sind ganz starke Gänsehaut-Momente“, sagt Jutta Jahn.
Schon jetzt ist klar, dass der Aschermittwoch hart werden wird für das amtierende Faschingsprinzenpaar. Denn im Gegensatz zu manch anderer Faschingsgesellschaft gibt es bei der Narhalla Hof keine zweite Amtszeit. „Seit unserer Gründung im Jahr 1958 hatten wir tatsächlich in jeder Session ein neues Prinzenpaar“, sagt Alexandra Puchta, die übrigens schon seit über 40 Jahren in den unterschiedlichsten Funktionen für die Narhalla aktiv ist. Steht wegen der langen Vorbereitungszeit etwa jetzt schon fest, wer das künftige Faschingsprinzenpaar werden wird? Dazu ist der Präsidentin nichts zu entlocken. Alles, was sie verrät, ist: „Es gibt jedes Jahr Interessenten, die es gerne machen würden. Bewerbungen werden immer gerne gesehen.“ Manfred Köhler
Bild:
Die Narhalla Hof und ihr Prinzenpaar begeistern noch bis in den März hinein ihr Publikum. Das Bild zeigt (von links): Präsidentin Alexandra Puchta, Karl I. und Jutta II, und Hofdame Elvira Pjetrovic.
Foto: Thomas Neumann