Nein, mit Blumen und Gemüse hat sie nichts zu tun: die Hofer Gartengesellschaft. Der Name kommt von einer Vereinigung von Hofer Bürgern, die im Jahr 1798 einen Garten gepachtet hatte, um sich zwanglos treffen und austauschen zu können.
„Wir werden oft gefragt, was bei uns eigentlich gemacht wird“, erzählt Werner Eberhart, Vorsitzender des Vereins. Viele wüssten gar nicht, was die Hofer Gartengesellschaft tatsächlich pflege: in erster Linie Geselligkeit. „Wir lieben Tanz und Kultur in stilvollem Ambiente“, erklärt Eberhart. Der schönste Ball sei der traditionelle Neujahrsball, der immer am 5. Januar in den Räumen der Tanzschule „Swing“ stattfindet. Genauer gesagt im großen Saal im Gesellschaftshaus in der Marienstraße 12, das der Verein 1884 erbauen ließ. „Im Stil eines englischen Clubhauses“, erklärt Schriftführer und Vorstandsmitglied Rainer Meier. Die Tanzschule ist inzwischen seit vielen Jahren Mieterin der Gartengesellschaft.

Zum Vorstand gehören außerdem Rechtsanwältin Susanne Assmann, die „regelrecht in den Verein reingewachsen“ sei als Tochter des langjährigen Vorsitzenden Dr. Werner Schmiedel. Die ehemalige Lehrerin Brigitte Günthör ist vor allem für Veranstaltungen zuständig. Man sehe sich als Team, das gerne zupackt. „Das macht sehr viel Spaß“, sagt Werner Eberhart. „Sehr erfreulich ist auch, dass sich immer mehr Mitglieder einbringen.“
90 Mitglieder
Aber wie findet man eigentlich den Weg in den Verein? „Oft über Empfehlungen von Bekannten“, berichtet Schriftführer Meier, ein ehemaliger Kripo-Beamter. Wichtig sei, dass jemand den Gemeinschaftsgedanke mittragen und neue Freundschaften schließen wolle. „Wir sind offen für alle Menschen.“ Wer sich für gesellige Veranstaltungen und das Tanzen interessiere, sei bei der Gartengesellschaft genau richtig. Für Menschen, die nicht (mehr) so gerne tanzen, gebe es auch Angebote wie den Adventskaffee, ein Sommerfest oder auch mal einen Vortrag oder eine kleine Exkursion. Im Durchschnitt seien die rund 90 Mitglieder des Vereins „etwa 50 Jahre plus“ – viele aus akademischen Berufen, Freiberufler, Inhaber von Handwerksbetrieben sowie Angestellte. „Eine breite Vielfalt“, betont Rainer Meier.
Oft stelle sich nach kurzer Zeit heraus, dass ein Mitglied ein besonderes Talent habe, zum Beispiel ein Instrument spielt, gerne für andere Reiseberichte abgibt oder sein Können auf anderem Gebiet einbringt. So sei zum Beispiel die Homepage des Vereins entstanden – und vor Kurzem die ausführliche Chronik zur Geschichte des Vereins. Ehrenmitglied Peter Eitler habe etwa vier Jahre lang das umfangreiche Archivmaterial gesichtet und in Kooperation mit dem „Langnamenverein“ (Nordoberfränkischer Verein für Natur-, Geschichts- und Landeskunde) das fast 290 Seiten starke Buch herausgebracht. Angestoßen wurde das Projekt „Chronik“ von den ehemaligen Vorsitzenden Werner Schmiedel und Davor Tepez.
Gibt immer was zu tun
Schriftführer Reiner Meier sei gefragt, wenn Renovierungs- oder Bauarbeiten an dem historischen Gesellschaftshaus aus der Zeit des Klassizismus anstehen. Durch viel eigene Bauerfahrung und sein handwerkliches Geschick könne er manches in Eigenleistung erledigen oder anstehende Arbeiten und die Handwerker koordinieren, erzählt er. So sei erst vor Kurzem mit vereinten Kräften eine neue Küche eingebaut worden. Es gebe laufend etwas zu tun in dem Gebäude, das man bestmöglich erhalten wolle. „Als Hausbesitzer achten wir natürlich auf die Verkehrssicherheit des Gebäudes, egal ob es das Dach oder den Innenhof mit den drei großen Linden betrifft“, macht Vorsitzender Werner Eberhart deutlich.
Der gelernte Betriebswirt ist im richtigen Leben Vermögensberater bei der Commerzbank. „So kam ich auch zu dem Verein“, berichtet er. „Weil damals jemand für die Finanzen gebraucht wurde, wurde ich gefragt.“ Seit 2004 ist er Mitglied bei der Gartengesellschaft und seit 2023 Vorsitzender. Da er gerne Verantwortung übernehme, wolle er sich gerne in einer Gemeinschaft engagieren. Das gehöre für ihn zum Leben dazu. „Es kommt aber auch viel positive Energie zurück“, erzählt er. Besonders schätze er das gute Miteinander im Vorstand. „Und es macht einfach Spaß“, bekräftigt ihn Rainer Meier.
Gefragt nach herausragenden Ereignissen erinnern sich beide gern an den Festakt anlässlich des 200-jährigen Bestehens des Vereins, einen Jazz-Brunch vor einigen Jahren und an ein gelungenes Innenhofkonzert im Rahmen der gleichnamigen Veranstaltungsreihe in Hof. Eine Besonderheit sei außerdem die historische Kegelbahn im Haus Marienstraße 12, die von den Mitgliedern genutzt werden könne. Für 120 Euro Beitrag im Jahr könnten Mitglieder außerdem den sogenannten Gesellschaftsraum, der als einziger nicht an die Tanzschule vermietet ist, für Familienfeiern mit bis zu 50 Personen nutzen. Außerdem gebe es vergünstige Karten für Kammerkonzerte der Hofer Symphoniker (im Gegenzug unterstützt der Verein das renommierte Orchester). Ein besonderes Highlight sei aber die Ende letzten Jahres erschienene Chronik. Sie stellt auch ein Stück der Stadtgeschichte Hofs dar“, zeigt sich Werner Eberhart begeistert. „Das findet viel Anklang.“ Claudia Schott
Hof ist besser als sein Ruß – eine Revue in drei Akten
Verfasser der Revue aus dem Jahr 1927 war der seinerzeitige „Vergnügungsvorstand“ und ein weiteres Mitglied der Gartengesellschaft. „Alle Zuschauer waren begeistert“, heißt es in der Chronik. Durchweg angetan sei auch der „Hofer Anzeiger“ gewesen. Nachzulesen in: Chronik der Gartengesellschaft Hof von Peter Eitler; 76. Bericht des Nordoberfränkischen Vereins für Natur- Geschichts- und Landeskunde e. V. in Hof
ISBN 978-3-9826591-0-7
Fotos: Claudia Schot, Rainer Meier