Die Produktionen des Theaters Hof, die aktuell in Hof das Publikum begeistern, für Gesprächsstoff sorgen und Presseberichte dominieren, sind für Helmut Popp und seine Kollegen längst ein „alter Hut“: Im Malsaal hatten sie mit den ersten Wochen der aktuellen Saison schon vor der Sommerpause mehr oder weniger abgeschlossen und all die Kulissen gestaltet und bemalt, die aktuell die Bühne zieren – wie beispielsweise das prägnante Bahnhofsgebäude in „Das Wunder von Hof“.
Wer „Malsaal“ hört, denkt an Kunst und Kreativität – und liegt damit sicher nicht falsch. Jedoch erklärt Helmut Popp: „Hier muss alles genau durchgetaktet und abgesprochen werden. Das braucht viel Planung und Struktur.“ Der Maler- und Lackierermeister Helmut Popp, die Bühnenmalerin Susanne Keiner, der Kunstmaler Goga Chedia sowie seit September die Auszubildende Paula Müller erstellen oder bemalen nach Modellen und Plänen der Bühnenbildner die Kulissen für alle Stücke, die das Hofer Theater auf die Bühne bringt.
Dabei gilt es viel zu beachten: Zeitpläne und auch Kostenrahmen müssen eingehalten werden; die Kulissen müssen auf der großen Bühne so wirken, wie der Bühnenbildner sich das vorstellt; sie müssen manchmal begehbar und in jedem Fall leicht zu transportieren und mobil sein, wenn ein Stück auch auswärts gespielt wird. Weil Material, das auf Theaterbühnen eingesetzt wird, nicht leicht brennbar sein darf, und verschiedene Unfallvorschriften eingehalten werden müssen, spielen auch Sicherheitsfragen eine Rolle. Dazu kommt: Jeder Bühnenbildner arbeitet anders. Manche besprechen sich oft mit den Kollegen vom Malsaal und wollen den Prozess intensiv begleiten; andere lassen den Malern nach der ersten Besprechung der Pläne und Modelle mehr freie Hand.
„Geht nicht“ gibt’s nicht bei Helmut Popp und seinen Kollegen. „Viele Sachen haben wir auch noch nie gemacht – aber dann probieren wir’s halt aus. Da ist Einfallsreichtum gefragt, vor allem wenn das Material immer teurer wird und man ein bestimmtes Budget einhalten muss.“
Dass er einmal den Malsaal eines Theaters leiten würde, hätte sich Popp zu Beginn seiner beruflichen Laufbahn nicht träumen lassen. Als junger Geselle eines Malerbetriebs war er mit einer Kundin ins Gespräch gekommen, die im Theaterchor sang. „Sie wären ein Maler fürs Theater“, befand die Sängerin und vermittelte ein Gespräch mit dem technischen Leiter. „Ich hatte ja keine Ahnung von Theater“, gibt Helmut Popp unumwunden zu. „Und habe mich erst mal gefragt: Wo bin ich denn da gelandet?“ Doch die Begeisterung für die Theaterwelt war geweckt, und der Maler trat 1991 mit 27 Jahren seinen Dienst am Theater an – zunächst als Techniker, um Bühnenerfahrung zu sammeln. Viele Jahre lang hat er die Aufführungen und Auswärts-Gastspiele des Musiktheaters betreut, und auch den Umzug in das neue Haus Mitte der 90er Jahre miterlebt.
2002 wechselte Helmut Popp schließlich in den Malsaal; Kollegin Susanne Keiner, die das Theater schon immer geliebt und auch selbst Theater gespielt hatte, kam 2003 aus Freiburg nach Hof. Von ihrem ursprünglichen Beruf Bankkauffrau hatte sie „die Nase voll gehabt“ und eine Ausbildung zur Theatermalerin absolviert. Kunstmaler Goga Chedia stammt aus Georgien und gehört seit sechs Jahren zum Team, in dem viel gelacht und viel gearbeitet wird. Viele Wege führen zu dem Beruf „Theatermaler“, der erst seit dem Jahr 2000 ein klassischer Ausbildungsberuf ist. „Aber eine künstlerische Ader braucht man schon“, stellt Helmut Popp fest. Susanne Keiner ergänzt: „Man sollte auch körperlich robust sein, da man oft schwere Bühnenbauten bewegen und meistens im Stehen auf dem Boden arbeiten muss.“ Was sie an ihrem Job liebt: „Er ist sehr spannend und wird nie langweilig.“
Dieser Meinung schließt sich auch Andrea Scarabello aus der Abteilung Dekoration an, die sowohl räumlich als auch inhaltlich eng mit den Kollegen vom Malsaal zusammenarbeitet. Die gelernte Dekorateurin arbeitet seit 1981 am Theater Hof, war früher selbst im Malsaal und hat vor über 20 Jahren den Bereich Dekoration übernommen. Sie ist beispielsweise für alle Polsterungen, Drapierungen und Vorhänge zuständig – „oder kurz gesagt für alles, was mit Stoff zu tun hat“. Scarabello schätzt am Hofer Theater vor allem die kollegiale Zusammenarbeit, und wie man einander gegenseitig hilft.
Auch Helmut Popp lobt die inhaltliche und räumliche Nähe der einzelnen Abteilungen. Weil Werkstatt, Schreinerei, Schlosserei, Malsaal und Deko aneinander angrenzend und auf einer Ebene untergebracht sind, könne man gut und effektiv zusammenarbeiten. Das sei ein großer Vorteil im Vergleich zu größeren Häusern, wo sich die Werkstätten oft außerhalb befinden, und man viel hin und her fahren müsse.
Gleichzeitig verlangt der begrenzte Platz im Malsaal den Verantwortlichen noch mehr Planungs- und Logistikarbeit ab, als es der Spielplan und die Vorstellungen der Regisseure und Bühnenbildner ohnehin schon tun: „Wenn da ein 13 mal 8 Meter großes Prospekt auf dem Boden liegt, wird die übrige Arbeitsfläche schon schmal…“ Das gilt vor allem vor der Sommerpause, denn ab September jagt bekanntlich eine Premiere die nächste. Und bei besonders aufwendigen Stücken ist man im Malsaal auch schon mal mehrere Monate lang mit den Kulissen beschäftigt.
Probleme, von denen die Zuschauer im Angesicht der spektakulären Bühnenbilder nichts ahnen – und die dafür sorgen, dass er Arbeitsalltag im Malsaal nie langweilig wird. Sandra Langer
Was ein Schauspieler tut, weiß jedes Kind. Und auch von den Aufgaben eines Regisseurs haben die meisten Menschen eine ungefähre Vorstellung. Wie viele Menschen jedoch in einem Theater hinter den Kulissen am Gelingen einer Vorstellung mitwirken, was Maler, Schreiner und Schneider dort tun, und welche unterschiedlichen Berufsbilder es in der Theaterwelt gibt, weiß kaum jemand. Das ProHof-Magazin stellt deshalb in loser Folge verschiedene „Theaterberufe“ vor und präsentiert Gesichter und Geschichten hinter den Kulissen des Hofer Theaters.