Ingeburg und Rudolf Buchta haben über Jahrzehnte tausende Einzelstücke aus der Vergangenheit ihres Bäckereibetriebes zusammengetragen und präsentieren sie liebevoll in den Räumen ihrer ehemaligen Bäckerei. Auch Bekannte und Freunde überließen ihnen Gegenstände, die mit dem Backhandwerk zu tun haben. Und als echte Sammler auf ihrem Gebiet erwarben die beiden ebenso besondere Stücke in Antiquitätenläden. Es gibt keinen Aspekt zum Thema Bäckerei und Backwaren, der nicht berücksichtigt wurde. Ingeburg Buchta kann zu allen Ausstellungsstücken Geschichten, Anekdoten und Wissenswertes erzählen.
Die Bäckerei in der Sophienstraße 34 wurde im August 1899 von Rudolf Buchtas Großvater Friedrich, der aus Almbranz stammte, im neu gebauten Haus eröffnet. Nächster Inhaber war sein Sohn Hans, dann folgte ab 1965 wiederum sein Sohn Rudolf Buchta. Ab September 1999, kurz nach dem 100. Jubiläum der Bäckerei, wurde der Laden zweimal verpachtet. Danach hatte man beschlossen, die Räumlichkeiten als privaten Ausstellungsraum zu nutzen, aber auch für Besucher.
Ausstellung statt Laden
Wenn man den Laden wie früher betritt, erwarten einen zwar keine frischen Backwaren in der Auslage, aber dafür jede Menge metallene Plätzchen-Ausstechformen als Osterhasen, Fische, Katzen, Teddybären, Enten, Blumen, sogar Werkzeugen und vieles mehr. Wo damals hinter der Verkäuferin das gebackene Brot ausgestellt wurde, findet man heute Dutzende verschiedener Strohbackschüsseln, in die man den Teig für ein Brot legte, damit er gehen konnte. Rechts im Laden befindet sich in Regalen unter anderem ein wunderschöner, seltener Spielzeug-Kaufladen von der Firma Maggi, viele Kinderbücher zum Thema Backen und sogar abschließbare Aufbewahrungsdosen für Brot. Frau Buchta erklärt, in den Zeiten in oder nach den beiden Weltkriegen hätten die hungrigen Kinder während der Abwesenheit der Eltern den Brotvorrat für die ganze Familie „weggefuttert“.
Ein weiterer Teil des Hauses birgt unglaublich viele sehenswerte Exponate, zum Beispiel ein originalgetreuer Tante-Emma-Laden aus der Zeit um 1900 mit komplettem Inventar. Das Sortiment wurde früher lose angeboten, d.h. ohne Verpackungen. Der Kunde oder die Kundin brachte selbst Behälter zum Befüllen mit, weiß Frau Buchta.
In der Sammlung finden sich auch alte Mehlsäcke aus grobem Leinen mit aufgedrucktem Namen des Bauern, wozu Ingeburg Buchta eine ihrer Lieblingsgeschichten erzählt.
Einst lieferten die Bauern aus dem Hofer Umland ihr Getreide in solchen Säcken bei den Hofer Mühlen an. Nach dem Mahlen brachten die Hofer Müller die Mehlsäcke zu den Bauern zurück – und zwar auf Eseln transportiert! Die Kinder riefen, wenn die Esel in der Ferne auftauchten: „Die Hofer Esel kommen!“ Mit der Zeit wurden die Hofer Bürger scherzhaft als „Hofer Esel“ betitelt. Sonja Wietzel-Winkler
Bild: Ingeburg Buchta im ehemaligen Verkaufsraum der Bäckerei
Fotos: Sonja Wietzel-Winkler