Rita Frank aus Hof hat mehrere Leidenschaften: Die erste gehört ihrer Familie, allen voran ihren drei Enkelkindern (3, 6 und 8 Jahre alt). Wer die fröhliche Frau erlebt, ahnt nicht, dass sie sich auch intensiv mit für viele Menschen traurigen Themen beschäftigt.
Schon als junges Mädchen wollte Rita Frank, Jahrgang 1954, eigentlich Krankenschwester werden, weil die Themen rund um Leben und Tod sie sehr interessiert haben – doch ihre Mutter redete ihr diesen Berufswunsch aus. So wurde sie Industriekauffrau, gründete eine Familie und leitete mit ihrem Mann ein Sportgeschäft in Hof. Bis ihre Mutter ganz plötzlich starb, mit gerade einmal 66 Jahren. „Das war der Worst Case in meinem Leben“, sagt Rita Frank. „Ich habe zehn Jahre lang getrauert.“
Denn sie habe nicht richtig Abschied nehmen können, sich oft gefragt, ob sie der Mutter genug Dankbarkeit entgegengebracht habe. Schließlich hatte die sich wie selbstverständlich um ihre zwei Kinder gekümmert, während Rita Frank im Geschäft tätig war. „Bei meinem Vater passiert mir das nicht“, nahm sie sich deshalb vor. Dieser wurde 91 Jahre alt und verbrachte sein letztes Lebensjahr im Haus der Tochter, sah gelassen seinem Lebensende entgegen. „Er hatte einen wunderbaren Tod“, erzählt Rita Frank ohne Scheu, diese scheinbar widersprüchlichen Worte zu verwenden.
Ausbildung wichtig
„Diese Themen, Tod und Sterben, waren mir schon immer nah“, sagt die 69-Jährige. Und so war es nur folgerichtig, dass Rita Frank in einer neuen Phase ihres Lebens bei der Caritas eine Ausbildung in Hospizarbeit machte. „Dabei beschäftigt man sich auch mit seiner eigenen erlebten Trauer“, berichtet Frank. Das sei wichtig, damit einen nicht Gefühle übermannen, wenn man Sterbende und ihre Angehörigen begleite.
Gleich nach der Ausbildung wurde ihr ihr erster „Fall“ zugeteilt. Sie sollte einen etwa vierzigjährigen Mann besuchen, der nicht mit dem absehbaren Tod seiner Mutter klarkam. Davor hatte sie „gehörig Respekt um nicht zusagen sogar ein bisschen Angst“, wie sie sagt. Das sei eigentlich Trauerbegleitung gewesen, auch wenn die Mutter noch nicht gestorben war. Und davon hatte sie „noch nicht so viel Ahnung.“
„Doch ich musste gar nicht viel sagen“, erinnert sich Rita Frank. Wichtig sei es gewesen, zuzuhören. Es gehe in der Trauerbegleitung wie auch in der Sterbebegleitung darum, dass die Menschen sich ihre Trauer, ihren Kummer von der Seele reden können. Oft teilten sich Betroffene lieber „neutralen“ Personen mit, weil sie Angehörige und Freunde nicht noch mehr belasten wollen. Manchmal sei auch einfach niemand mehr da. „Tröstlich ist der Gedanke, dass man nicht tiefer fallen kann als in Gottes Hand“, ist Rita Frank überzeugt.
Ist die Hospizarbeit also christlich geprägt? Durchaus nicht, betont die ehrenamtliche Mitarbeiterin Frank. In Hof gebe es einen weltanschaulich neutralen Hospizverein, für den sie nun schon seit einiger Zeit tätig ist. Sie selbst habe schon Muslime begleitet und sich mit verschiedenen Religionen beschäftigt. „Menschen stellen am Lebensende Glaubensfragen, selbst wenn sie ein Leben lang davon nichts wissen wollten“, hat sie beobachtet. „Sie hoffen zum Beispiel, bereits verstorbene liebe Menschen wiederzusehen.“ Und das sei ein schöner Gedanke, weil er das Loslassen ein bisschen leichter machen könne.
Offen für alle Menschen, egal wie sie denken oder was sie glauben, ist auch das Trauercafé des Hospizvereins, das Rita Frank seit einigen Jahren zusammen mit einer weiteren Mitarbeiterin des Hospizvereins anbietet. Denn nach der Sterbebegleitung hat Frank auch die Arbeit mit Trauernden in einem Kurs vertieft. Es gibt bei den monatlichen Treffen, wie der Name schon vermuten lässt, Kaffee und Kuchen, und man kann einfach ohne Anmeldung dazukommen. Auch wer schon länger um eine geliebte Person trauert, sei herzlich willkommen. Oft höre sie, dass Trauernden gesagt werde: „Jetzt ist doch mal genug. Schau nach vorne.“ Im Trauercafé habe alles seinen Platz, sagt Frank. Man müsse aber nichts von sich erzählen, könne auch einfach nur zuhören. Wichtig sei die Erfahrung, dass man nicht allein ist mit seiner Trauer.
Thema betrifft jeden
Schließlich sei dies ein Thema, das jeden Menschen irgendwann einmal betreffe – auch wenn es normalerweise gern verdrängt werde. Und warum ist nun gerade diese ehrenamtliche Tätigkeit so faszinierend für Rita Frank, schließlich könnte sie sich ja auch in anderen Bereichen engagieren (was ihr tatsächlich hin und wieder geraten wird)?
„Weil ich so immer wieder erfahre: Das Leben ist ein Geschenk.“ Es gebe viele Gründe, dankbar zu sein, selbst wenn man im Leben mit Widrigkeiten zu kämpfen habe. „Ich habe zum Beispiel gelernt, mit Schmerzen zu leben“, erzählt Frank. „Und bin jeden Tag dankbar dafür, wie gut es mir geht.“ Claudia Schott
Trauercafé
Das Trauercafé findet immer am letzten Montag im Monat von 15 bis 17 Uhr im Gemeindehaus von St. Lorenz in Hof (Flachbau im Lorenzpark) statt. Das nächste Treffen ist am 30. November. Man kann einfach ohne Anmeldung kommen und das Angebot ist kostenlos. Mehr Infos gibt es beim Hospizverein Hof e.V. unter der Telefonnummer 0173 35 311 09 oder hospizvereinhof@yahoo.de