Lieblingsplätze sucht man sich nicht aus. Sie entstehen, oft ganz unbemerkt, durch häufige Besuche. Und irgendwann zieht es einen dann auch bewusst und geplant hin.
Mir ist das mit dem Saaleufer nördlich von Saaldorf so passiert. Vor 20 Jahren war das nur ein Rastplatz bei einer meiner Rundfahrten am Saaleradweg – eine von vielen Stationen. Über Monate und Jahre hinweg wurde diese eine Station immer mehr zum Fixpunkt und dann zum Ziel einer jeweiligen Tour.
Und irgendwann machte ich die Fahrt nur noch, um genau da hin zu gelangen. Warum? Mit Worten erklären lässt sich die Magie eines Ortes kaum. Man kann auf die landschaftliche Schönheit verweisen, die schroffe Felswand gegenüber, den Wald ringsum, die Anziehungskraft einer großen Wasserfläche. Das alles gibt es auch anderswo.
Eigentlich Anlegeplatz
Das Ufer nördlich von Saaldorf ist kein offizieller Badestrand, sondern ein Anlegeplatz. Hier lassen Bootsbesitzer ihre Motorboote zu Wasser. Sie kommen aus Bad Lobenstein, aber auch aus Saalfeld, Forchheim oder Bayreuth. Badegäste sind erlaubt, doch weil der Strand sehr versteckt liegt, tummeln sich meist nur wenige Einheimische. Es ist immer was los, aber ganz selten überfüllt. Und nur wenige Meter abseits vom Anlegeplatz findet man ein Ufer-Idyll wie an einem naturbelassenen Teich.
An schönen Tagen wird der Blick aufs Wasser nie langweilig. Die Balancierversuche von Stand-Up-Paddlern sind ebenso zu beobachten wie Ruderboote, Sport-Kajaks und schnittige kleine Motorjachten. Regelmäßig tuckern die Ausflugsschiffe aus Saalburg vorbei, Touristen auf dem Freideck winken zum Ufer herüber. Die großen Passagierschiffe und die Motorboote verursachen Wellengänge am Strand, die an ein Meeresufer erinnern. Man fühlt sich weit weg – wie im Urlaub. Und das an jedem beliebigen Tag nur ein paar Kilometer vom Hofer Land entfernt.
All das erklärt noch nicht das besondere Gefühl eines Lieblingsplatzes. Es findet tief drin statt und ist am ehesten als gewisse Zufriedenheit zu beschreiben: Jetzt ist man angekommen, hier will man erst mal nicht mehr weg. Die Gedanken kommen zur Ruhe. Die Zeit bleibt stehen. Man ist aus der Welt, scheinbar nicht mehr erreichbar. So schön und spektakulär auch andere Orte entlang der Saalewindungen bei Saaldorf sind, zum Beispiel das südliche Ufer mit seinen Ferienhäuschen, der Heinrichstein, der Marienstein oder die weniger bekannte Agnesruh – eine Magie wie das nördliche Ufer üben sie nicht aus.
Neue Entdeckungen
In jedem Jahr ergeben sich beim Radeln neue, vorübergehende Lieblingsplätze. 2022 war das der hintere Teich im Seifengrund bei Bad Steben, wo man von einer Bank aus nach rechts über die Wasserfläche und nach links auf die Frankenwarte, den Aussichtsturm von Hirschberglein, schauen kann. Auch heuer zog es mich, als der Winter vorbei war, auf ersten kleineren Touren zunächst dort hin. Die erste größere Tour aber führte wie jedes Frühjahr nach Saaldorf zu „meinem“ Strand. Dort nach längerer Zeit mal wieder zu verweilen, fühlt sich immer wieder an wie endlich zurückzukehren und zugleich nie wirklich weg gewesen zu sein. Manfred Köhler
Bild: Nördlich von Saaldorf, hinter dem Ferienpark und auf der gegenüberliegenden Seite vom Marienstein, findet sich eines der schönsten Saaleufer. Fotos: Manfred Köhler
Wo ist Ihr Lieblingsort?
Schicken Sie bis 16. August ein Foto von sich an Ihrem Lieblingsort an anke.bogler@pro-hof.de und beschreiben Sie kurz, was Sie an diesem Platz fasziniert.