„Nochmal!“, jauchzt das Kind, das von seinem Vater durch die Luft gewirbelt wird. „Ich muss unbedingt nochmal“, bittet der Teenager während des Volksfests an der Achterbahn. „Noch ein Stück bitte“, sagt Opa an der Kaffeetafel angesichts der leckeren Erdbeer-Sahne-Rolle. So ist der Mensch: Was schön war, möchte er gerne nochmal erleben. Denn von schönen Erlebnissen können wir lange zehren. Doch für viele von uns kommt der Tag, an dem die Wünsche zwar immer kleiner werden – aber dennoch plötzlich unerreichbar sind. Weil die Gesundheit nicht mehr mitspielt und die Kraft fehlt. Weil das Leben endlich ist.
Hier kommt das Team des Herzenswunschmobil ins Spiel, das der BRK-Kreisverband Hof ins Leben gerufen hat: Ehrenamtliche Mitarbeiter erfüllen schwerstkranken oder sterbenden Menschen einen letzten Wunsch. „Den Angehörigen ist das wegen der Notwendigkeit medizinischer Betreuung, wegen Unsicherheit im Umgang mit der Krankheit oder auch wegen finanzieller Gründe oft nicht möglich“, weiß Teamleiterin Anja Walter.
Viele Wünsche
Viele Menschen aus Stadt und Landkreis Hof haben unter der Regie des Herzenswunsch-Teams ein letztes Mal ihr Lieblingsrestaurant besucht, noch einmal zuhause auf der Terrasse Kaffee getrunken, am Lieblingsplatz in der Natur ausgeruht – oder sogar trotz schwerer Krankheit geheiratet.
Vor Kurzem stand ein Herzenswunsch-Tagesausflug auf dem Programm: Herr Z. aus Hof war als Kind mit seiner Familie oft am Chiemsee. Eine Zeit, an die er sich noch heute gerne erinnert. Erst wenn der Körper mit Gänsehaut übersät und die Lippen blau waren, kam der Junge widerstrebend aus dem Wasser. Nun neigt sich Herrn Z.s Leben dem Ende zu, und ein Wunsch bewegte ihn besonders: „Ich würde so gerne noch einmal meine Füße in den Chiemsee halten…“
Anette Rudorf, Palliativ Care-Fachkraft im BRK-Seniorenwohnheim, stellte den Kontakt zum Herzenswunsch-Team her; die Details waren schnell ausgemacht. Am vereinbarten Tag holten die ehrenamtlichen Mitarbeiter Hartmut Ring und Birgit Döhne Herrn Z. mit dem Herzenswunsch Hospizmobil ab, einem eigens für das Projekt umgerüsteten ausgedienten Rettungswagen. Auch liegende Transporte und bestimmte Lagerungen sind in diesem Fahrzeug möglich. Dank der medizinischen Ausbildung der ehrenamtlichen Helfer dürfen sich selbst schwerstkranke Patienten in guten Händen wissen.
Eigenes Fahrzeug
„Dass wir uns seit Kurzem über ein eigenes Fahrzeug freuen dürfen, anstatt wie bisher eines leihen zu müssen, verdanken wir vielen engagierten Sponsoren“, berichtet Birgit Döhne, die das Projekt bisher administrativ begleitet hat, und mit Herrn Z. zum ersten Mal selbst als Wunscherfüllerin unterwegs war. Unterstützt wurde die Anschaffung des Fahrzeugs von: Ärztegenossenschaft Hochfranken, Druckerei Habicht, Hospizverein Hof, Inner Wheel Club Oberfranken, Kliniken Hochfranken, Maxx factory, Rotary Club Bayerisches Vogtland, Sparkasse Hochfranken, Spielbank Bad Steben, VR Bank Bayreuth-Hof, Werbetechnik Ordnung, World of textiles und vielen weiteren Privatpersonen. „Wir freuen uns sehr, dass wir nun noch mehr Gäste annehmen und noch unkomplizierter Herzenswünsche erfüllen können.“
Herr Z. war im Vorfeld seines Ausflugs tüchtig aufgeregt, lag seit dem frühen Morgen wach, und verschlief die Fahrt an den Chiemsee in dem gemütlich ausgestatteten Wagen. Nach einer Schifffahrt zur Insel Herrenchiemsee und einem leckeren Mittagessen ging es endlich an den Strand. Hier hieß es: Socken aus, Füße ins Wasser und in Kindheits-Erinnerungen schwelgen…
Freude erleben
„Für uns ist es eine Selbstverständlichkeit, an einen See zu fahren und die Füße ins Wasser zu halten, mehr oder weniger wann immer uns danach ist“, erzählt Wunscherfüller Hartmut Ring. „Aber Herr Z. hätte das ohne das Herzenswunschmobil nicht mehr erleben dürfen. Die Freude in seinen Augen zu sehen, war wirklich bewegend.“
Auf dem Rückweg durfte Herr Z. sich sogar über die Erfüllung eines weiteren Wunsches freuen: In der Nähe von Erlangen traf er in einem Gasthof seine Telefonfreundin Ulrike, die er schon seit 20 Jahren nicht mehr gesehen hatte. Die beiden hatten sich, wie sie schmunzelnd feststellten, im Lauf der vergangenen Jahrzehnte zwar durchaus optisch verändert – verstanden sich aber nach wie vor prächtig und freuten sich riesig, einander zu sehen.
Nach dem ungewohnt anstrengenden und ereignisreichen Tag nutzte Herr Z. auch den Rest der Heimfahrt zum Schlafen – und kam einigermaßen fit und vor allem sehr glücklich wieder in Hof an. Von der Erinnerung an diesen Ausflug wird er, wie er sagt, noch lange zehren: „Es war ein rundum gelungener Tag. Ich danke Euch allen, dass Ihr mir das möglich gemacht habt.“ Sandra Langer
Bild: Anette Rudorf und Hartmut Ring erfüllten Herr Z.s Wunsch und brachten ihn noch einmal an den Chiemsee.
Foto: Birgit Döhne
Kontakt
Schwerstkranke Menschen sowie deren Angehörige können sich unter Telefon 09281/6293-17 oder unter kvhof.brk.de/herzenswunschmobil an das Team des Herzenswunschmobil wenden. Wünsche anmelden kann jeder, der an einer palliativen Grunderkrankung leidet. Der Gast muss sich jedoch nicht in der letzten Lebensphase befinden. Je früher ein Wunsch angemeldet wird, desto schöner ist die Wunscherfüllung.
Das kostenlose Angebot richtet sich vorrangig an Patienten aus Stadt und Landkreis Hof. Im Mittelpunkt stehen stets die Wünsche des Patienten – egal, ob dieser alleine oder mit Angehörigen unterwegs sein möchte, eine bestimmte Veranstaltung besuchen oder ganz alleine an einem bestimmten Ort Zeit verbringen. Einzige Voraussetzung ist aktuell, dass es sich maximal um eine Tagesreise handeln sollte.
Das Projekt finanziert sich ausschließlich über Spenden; alle Mitarbeiter helfen ehrenamtlich. Wer durch eine Spende selbst zum Wunscherfüller werden möchte, kann auf folgendes Spendenkonto überweisen: Bayerisches Rotes Kreuz, Kreisverband Hof, Sparkasse Hochfranken DE82 7805 0000 0380 1804 30, Verwendungszweck: Herzenswunsch Hospizmobil. Bis zu einer Spendensumme von 300 Euro gilt der Kontoauszug als Spendenquittung. Bei höheren Beträgen bitte bei der Überweisung eine Adresse angeben, wenn eine Spendenbescheinigung gewünscht wird.