Die neue Pflegeleitstelle liegt zentral gelegen am Berliner Platz in Hof, und das ist auch Teil des Programms. „Wir wollen nach außen sichtbar sein“, sagt Alexandra Puchta. Sie leitet die Einrichtung, in der acht verschiedene Beratungsstellen unter einem Dach gebündelt sind. Nur eines ist die Leitstelle nicht: ein Pflegedienst.
Eine wichtige Säule unter dem Dach der Leitstelle seien die Fachstellen für pflegende Angehörige, sagt Puchta, die sich in 30 Jahren fachliches Know-how bei einer Betriebskrankenkasse angeeignet und die Einrichtung im Auftrag von Stadt und Landkreis Hof aufgebaut hat. Bei den drei Fachstellen gehe es um Entlastungsmöglichkeiten, zum Beispiel Vermittlung von Helfern, die stundenweise ins Haus kommen und sogenannte haushaltsnahe Dienstleistungen erbringen oder die pflegende Person vertreten. Auch über Verhinderungspflege und die Möglichkeit, Urlaub oder eine Reha zu machen, beraten die Fachkräfte. Wichtig seien dabei auch Einzelgespräche – zusätzlich zu den Gesprächsgruppen für pflegende Angehörige. Alexandra Puchta weiß: „Manchmal hilft schon ein Gespräch.“ Kaum jemand, der es noch nicht erlebt habe, könne sich vorstellen, was es bedeutet, einen Menschen „24/7 an 365 Tagen im Jahr“ zu pflegen. Da sei auch psychosoziale Entlastung notwendig.
Und wie sieht es in der stationären Pflege aus? „Angedacht ist es, eine Pflegplatzbörse einzurichten“, berichtet Alexandra Puchta, doch gebe es dabei einige Hürden. Die Heime müssten täglich die freien Plätze melden, „die sind aber sowieso voll belegt.“ Außerdem müssten weitere Details mitgeteilt werden: Für welche Personen ist der freigewordene Platz geeignet? Welche Pflegestufe, welches Geschlecht – und so weiter. „Wollen das die Heime überhaupt?“, fragt sich Puchta. Das sei im Moment noch offen. Eine enge Zusammenarbeit mit den unterschiedlichen Trägern und Einrichtungen sei dennoch sehr wichtig. Die Leitstelle arbeite zum Beispiel mit den Sozialdiensten der Krankenhäuser, den Spezialisierten Ambulanten Palliativ Versorgungen, Ärzten und Betreuungsstellen zusammen.
Vorträge vor Ort
Vorträge gebe es außerdem in Kommunen, Seniorengruppen oder Selbsthilfegruppen. So können sich der Hofer Seniorenrat ebenso an die Leitstelle wenden wie die Senioren- und Behindertenbeauftragten in den Kommunen im Landkreis, die alle ehrenamtlich arbeiten. Sie werden unterstützt von den Fachkräften Dr. Sandra Häupler (Stadt Hof) und Lisa-Maria Moritz für den Landkreis, die nun beide ebenso in der Leitstelle angesiedelt sind.
Informationen über die Pflegeversicherung, Pflegedienste und weitere Beratung bieten drei Mitarbeiterinnen des Pflegestützpunkts an, einer weiteren Säule der Pflegeleitstelle. Wie wird ein Pflegegrad beantragt? Welche weitern Sozialleistungen kann ich in Anspruch nehmen? Wo finde ich praktische Unterstützung? „Das ist alles sehr individuell“, weiß Puchta. Daher werde auch individuell beraten, entweder telefonisch, persönlich in der Pflegeleitstelle oder bei den Pflegebedürftigen und deren Angehörigen zuhause. „Kostenlos und neutral“, betont sie.
Wohnberatung
Das gelte auch für die Wohnberatung, für die zwei weitere Mitarbeiterinnen fachlich qualifiziert seien. Geplant sei, in einer Musterwohnung zu zeigen, wie barrierearm gebaut werden könne. Wobei es immer darauf ankomme, um welche Behinderung es sich handle. „Sitzt jemand im Rollstuhl oder ist er blind?“ Braucht er nur etwas technische Unterstützung beim Öffnen der Haustür oder genügt es, Stolperfallen wie dicke Teppiche zu entfernen? Häufig helfe es auch, im Bad die Wanne in eine Dusche umzuwandeln. Die Beraterinnen informieren darüber, welche Leistungen es unter Umständen für Umgestaltungen in der Wohnung von der Pflegekasse geben könne.
Doch nicht immer geht es um so schwerwiegende Fragen. Es könne schließlich jedem passieren, dass er plötzlich ins Krankenhaus müsse und zunächst nicht ansprechbar sei. Wer darf dann entscheiden, was geschehen soll? „Das ist oft nicht geregelt“, weiß Alexandra Puchta. Weder Ehepartner noch Eltern von volljährigen Kindern seien gesetzlich dazu befugt; das sei vielen aber nicht klar. „Eine Vorsorgevollmacht sollte deshalb für jeden ab 18 Jahren Pflicht sein“, meint die Fachfrau. Man könne die Vollmacht jederzeit ändern. Wichtig sei es aber, überhaupt eine zu haben.
Text und Foto: Claudia Schott
Kontakt:
Leitstelle Pflege Hofer Land
Berliner Platz 3, 95030 Hof
Tel. 09281 / 5469949
info@leitstelle-pflege.de
Unter dem Dach der Leitstelle befinden sich das Netzwerk Pflege Stadt und Landkreis Hof, der Pflegestützpunkt, die Seniorenkoordinatorin vom Landkreis Hof und Seniorenbeauftragte der Stadt Hof, die Fachstellen für pflegende Angehörige, die Wohnberatung, die Fachstelle Demenz und Pflege Oberfranken, die Unabhängige psychiatrische Beschwerdestelle und die Gerontopsychiatrische Beratungsstelle.