Seit fast 40 Jahren sitzt Dr. Jürgen Adelt für die SPD im Hofer Stadtrat, wurde in dieser Zeit sechsmal wiedergewählt und hat drei Oberbürgermeister erlebt. Von der ersten Oberbürgermeisterin, Eva Döhla, hat er nun die goldene Bürgermedaille verliehen bekommen. Worauf der 74-Jährige stolz ist und welche Ideen er für Hof hat, hat er uns in einem persönlichen Gespräch verraten.
1984 wurde Jürgen Adelt zum ersten Mal in das Gremium gewählt – bald nachdem er seine Stelle als Assistenzarzt an einer Frauenklinik in Heilbronn aufgegeben hatte und nach Hof zurückgekommen war. Geboren ist er zwar in Selbitz, das Gymnasium hat er jedoch in Hof besucht. „Das sind neun Jahre, die einen prägen“, sagt er, und so sieht er sich eher als Hofer. Hier gründete er eine eigene Praxis und war von 1982 bis 89 auch Belegarzt am Krankenhaus, wo er in Spitzenzeiten 300 Entbindungen im Jahr begleitet hat. „Man musste immer erreichbar sein. Work-Life-Balance hat es damals nicht gegeben“, berichtet der dreifache Vater und zweifache Opa aus dieser Zeit.
„Doktor zum Anfassen“
Nach den Sprechstunden sei er oft nur kurz nach Hause gekommen, um sich umzuziehen, dann sei es schon zum nächsten Termin weiter gegangen – egal ob ins Theater, zu Parteisitzungen oder in den Stadtrat. Aber an erster Stelle habe ganz klar der Beruf gestanden. Schließlich habe er auch immer ein „Doktor zum Anfassen“ sein wollen. Nach seiner Einschätzung sei ihm das auch gelungen. Diese Beliebtheit habe sicher dazu beigetragen, dass die Leute ihn kannten – und viele ihn auch immer wieder in den Stadtrat wählten.
Seit vielen Jahren ist Jürgen Adelt unter anderem im Kultur,- Markt- und im Feuerwehrbeirat der Stadt. Diese Themen liegen ihm jedenfalls am Herzen. „In Hof fehlt eine Kunsthalle“, ist er überzeugt. Im Bereich der bildenden Kunst herrsche ein echter Mangel. Seit der Hofer Kunstverein sein Domizil im Theresienstein-Gebäude verloren hat, gebe es keinen geeigneten Ausstellungsraum, nur kleinere Galerien, und die Foyers der Freiheitshalle seien entweder zu klein oder zu groß. „Da bräuchte es einen Mäzen ähnlich wie beim Bismarckturm, der eine große Menge Geld mitbringt“, überlegt der „interessierte Laie“ Adelt. Und zum Theresienstein-Gebäude erläutert er: Noch laufe hier das Verfahren, bei dem man Ideen einbringen kann. Eine mögliche Nutzung könne ein Tagungshotel sein, meint Adelt, doch dafür müsste zusätzlich ein Bettenhaus errichtet werden. Dass dafür ein kleiner Teil des angrenzenden Parks geopfert werden müsste, müsse eben diskutiert werden.
Was ist dem 74-Jährigen noch wichtig? „Die Fußgänger sollten in Hof absoluten Vorrang haben“, sagt der Ruheständler Adelt, der Anfang 2020 seine Praxis an zwei junge Frauen übergeben hat. Er beobachte oft, dass Radfahrer selbst auf den Gehwegen oder in der Fußgängerzone viel zu schnell unterwegs seien. „Sie schießen von hinten ran, ohne dass man es bemerkt“, schildert er seine Erfahrungen. Die Radfahrer müssten mehr Rücksicht nehmen – und ja, es brauche auch mehr Radwege, damit die Gehwege nicht zweckentfremdet werden.
Fusion verhindert
Zurück zur Kultur. Jürgen Adelt geht selbst gern ins Theater (und schaut sich „alles“ an) und legt Wert auf die Feststellung, den Zusammenschluss mit dem Theater Plauen in den 90er Jahren mit verhindert zu haben. „1994 waren wir in Hof ganz stolz auf unser neues Theater“, erzählt er. Die Vorstellung, einen Verbund mit den sächsischen Nachbarn zu bilden, sei für ihn daher ein Unding gewesen. „Auch die Hofer Symphoniker wären dann gefährdet gewesen“, meint der Stadtrat, „da Plauen auch ein eigenes Orchester hatte.“ So habe er Mitstreiter gesucht und gegen den Zusammenschluss „massiv opponiert“, obwohl der damalige OB Dieter Döhla, also ein Parteikollege, und die Hofer Presse dafür geworben hätten.
Ein weiteres Herzensthema ist für Jürgen Adelt das Hofer Volksfest. In den 90er Jahren habe es ihn sehr gestört, dass die Qualität des Festes zu wünschen übrig gelassen habe. Manche Betreiber von Fahrgeschäften hätten einen Bogen um Hof gemacht. Durch intensive Gespräche sei es ihm schließlich gelungen, das Volksfest wieder zu einem „Highlight“ in Hof zu machen und neue Schausteller hierher zu bringen.
Etwas sorgenvoller schaut Adelt auf einen weiteren Höhepunkt im Veranstaltungskalender der Stadt: den Weihnachtsmarkt. Die Innenstadt vom Strauß bis zum Rathaus brauche in Zukunft noch mehr „Erlebnischarakter“, meint er, und dazu zähle im Winter auch der Weihnachtsmarkt – oder ein Winterdorf oder etwas ganz anderes. Der Vertrag mit dem jetzigen Ausrichter des Marktes werde bald enden, und: „Einen klassischen Markt mit vielen Buden wird es nicht mehr geben“, ist Jürgen Adelt überzeugt, denn die Leute würden nur durchlaufen und schauen, aber kaum was kaufen. So könne man keine Händler mehr finden, denn ihnen fehle schlichtweg der Umsatz. „Nur Essen und Trinken geht immer“, weiß Adelt. Besonders beliebt seien die Skihütte und die Glühweinpyramide. Entschieden sei aber noch nichts, Ideen gefragt.
Jedenfalls müsse es in der Innenstadt mehr „Aufenthaltscharakter“ geben, zum Beispiel Läden wie die kleine Kaffeerösterei in der Ludwigstraße. Für abgelegenere Straßen, die früher einmal zum Einkaufen genutzt wurden, sehe er dagegen wenig Chancen. „Hier kann man nur Büros oder Wohnungen draus machen“, meint Jürgen Adelt, „oder vielleicht Geschäfte, die ein ganz spezielle Klientel anziehen wie der Baby-Fachmarkt in der Marienstraße.
Wunsch: Neues Bad
Was wünscht sich Jürgen Adelt außerdem für seine Stadt? „Die Sanierung der Grünen Au können wir jetzt anpacken“, berichtet er. Die Gelder dafür seien zugesagt. Doch auch das Hofer Hallenbad müsse demnächst saniert werden. Sein Vorschlag: Ein kombiniertes Hallen- und Freibad. Doch da es sich bei so einer Einrichtung um eine sogenannte freiwillige Leistung einer Kommune handle, sei hier die Finanzierung für die Stadt Hof nicht so einfach. Jürgen Adelt dagegen kann seine freie Zeit im eigenen Garten genießen, den er zusammen mit seiner Frau angelegt hat, seit er im Ruhestand ist. „Ich setz mich gern in die Sonne und schau in den Himmel.“ Claudia Schott