Seit 2003 ist Annerose Zuber Korrespondentin für den Bayerischen Rundfunk in Hof – seit 2021 in einem eigenen voll ausgestatteten Studio in der Ludwigtstraße. Doch natürlich ist sie auch viel unterwegs in Stadt und Landkreis Hof. Dass sie bei dem Job immer neugierig sein darf, ist ihr dabei von Anfang an wichtig.
Beim Bayerischen Rundfunk ist Zuber schon seit 1993. Obwohl sie Bibliotheks- und Politikwissenschaften studiert hat, war ihr bald klar, dass sie in den Journalismus wollte. Geboren in Würzburg und aufgewachsen in Ludwigshafen hatte sie schon als Schülerin für die Lokalzeitung gearbeitet, später ein Volontariat in Kitzingen gemacht und dann einige Jahre als Redakteurin gearbeitet. In all der Zeit habe sie „schon immer leidenschaftlich gern Radio gehört“, wie die heute 58-Jährige erzählt. Besonders an eine Sendung erinnert sie sich gern, bei der es neben Musikwünschen um die Geschichten der Anrufer ging. Was Menschen erzählen, habe sie fasziniert.
„Die Geschichten liegen auf der Straße. Man muss sie nur aufheben und gut erzählen“
„Ein Ausbilder hat mal gesagt: ‚Die Geschichten liegen auf der Straße. Man muss sie nur aufheben und gut erzählen‘“, erinnert sich Zuber. 1993 dann also der Einstieg beim Hörfunk in Würzburg als sogenannte „feste freie Mitarbeiterin“ – ein Modell, dass in dieser Branche noch heute üblich sei; allerdings ist sie inzwischen fest angestellt beim Bayerischen Rundfunk. Damals jedoch habe sie keine Arbeitslosenversicherung gehabt und die Krankenversicherung sei nach den abgelieferten Radiobeiträgen immer wieder neu berechnet worden. Bis die Versicherung irgendwann nachgefragt habe, ob sie eigentlich ständig den Arbeitgeber wechsele. Dennoch: „Dieser Job war eine tolle Chance!“ Überhaupt halte sie das Radio für das beste und schnellste Medium. Wenn sie auf der Autobahn von einem Unfall berichte, seien die Hörer quasi live dabei.
1995 zog Annerose Zuber mit ihrem Mann nach Hof und pendelte zunächst noch zum BR nach Würzburg, machte Reportagen und lernte nebenbei die Region Hof kennen. Als ihr Vorgänger im Studio Hof 2002 nach Berlin ging, kam für sie die Gelegenheit, das „Studio Hof“ des Bayerischen Rundfunks zu übernehmen – übrigens auf 9 Quadratmetern im Dachgeschoss des eigenen Wohnhauses. Das sei schon lange vor dem Thema Homeoffice so üblich gewesen, sagt sie. Die Korrespondenten des Bayerischen Rundfunks arbeiteten meistens von zuhause aus, mit voller technischer Ausstattung. Damals sei ihr das mit zwei kleinen Kindern auch sehr gelegen gekommen. Inzwischen gibt es ein kleines Studio in der Ludwigstraße 2 in Hof.
Typischer Arbeitstag
Und wie sieht ein typischer Arbeitstag einer Reporterin aus? „Es beginnt damit, dass ich um 8.30 Uhr den Tag plane. Um halb zehn ist der Plan über den Haufen geworfen“, erzählt Annerose Zuber. Das sei aber auch das Schöne an ihrem Beruf: Dass man flexibel reagieren könne. Themen würden zwar geplant – in Absprache mit den Redaktionen in Nürnberg und München – doch man müsse eben auch schnell umdenken können, wenn was Aktuelles reinkommt. Manchmal übrigens auch nachts, wenn sie Bereitschaft hat und das Handy mit einem extra laut eingestellten Ton eine SMS von der Polizei meldet. Gibt es zum Beispiel einen nächtlichen Brand, muss sie entweder selbst die Meldung darüber verfassen oder, je nach Lage, den Chef vom Dienst und einen Kollegen verständigen, der näher am Ort des Geschehens ist. Denn Zuber ist nur für die Stadt und den Landkreis Hof zuständig, Wochen-end- und Nachtbereitschaft besteht aber regelmäßig für das Gebiet von ganz Oberfranken. Mit den Kollegen an den anderen oberfränkischen Standorten des BR ist Annerose Zuber daher in regem Austausch, und man vertritt sich auch gegenseitig im Urlaub.
Kritische Sicht bewahren
„Was ist für die Menschen in Bayern interessant?“, sei dabei immer die Leitfrage. Besonderheiten der Region wie der Wärschtlamo seien dabei ebenso ein Thema wie das Klimaschutzkonzept der Stadt Hof oder eine ungewöhnliche Operninszenierung. Bei alledem sei sie jedoch „nicht die PR-Frau von Hof“. Sie sehe zwar viele positive Dinge, die die Hofer selbst oft gar nicht mehr wahrnehmen, doch gehöre es genauso zu ihrem Beruf, sich eine kritische Sicht zu bewahren. Und eben immer neugierig zu bleiben, etwas zu entdecken.
Herausforderung
Eine neue Herausforderung war es für die erfahrene Journalistin, als es für sie mit Mitte Fünfzig hieß, „crossmedial“ zu arbeiten, will heißen: auch Fernsehproduktionen zu machen. „Ins kalte Fernsehwasser springen“, nennt sie das. Denn das sei schon ein eigenes Format, das man sich erst mal aneignen müsse. Sie ließ sich also schulen und lernte, selbst Beiträge zu erstellen. Wie filmt man eigentlich richtig? Wann schwenkt man die Kamera oder besser nicht? – Inzwischen kein Problem mehr für Annerose Zuber, die kurze Beiträge nun selbst mit dem Handy macht. Nur für umfangreichere Dreharbeiten kommt ein Kameramann angereist, zum Beispiel wenn sie selbst Interviews führt wie bei den letzten Filmtagen: Eine iranische Regisseurin hatte angekündigt, ein politisches Statement abgeben zu wollen.
Auch Zuber selbst steht ab und zu vor der Kamera wie vor Kurzem im Fall Peggy, als die Mutter des getöteten Kindes von einem Mann Schmerzensgeld forderte (obwohl der Mordfall nach wie vor ungeklärt ist). An diesem Abend war Zuber mehrfach im Fernsehen zu erleben: in der Frankenschau, der Abendschau und der Rundschau. Außerdem werden die Beiträge des Bayerischen Rundfunks auch von der ARD übernommen.
Wie aber geht man mit solchen belastenden Themen wie dem Fall Peggy oder anderen Mordprozessen um, die ja niemanden kalt lassen? Sie berichte gern aus dem Gericht, sagt Annerose Zuber, auch wenn die Themen schon manchmal schwer zu verdauen seien, aber: „Nicht berichten ist keine Option“, ist sie überzeugt. Claudia Schott