Zuletzt bot das bekannte Café Hemingway in der Hofer Kreuzsteinstraße einen eher tristen Anblick. Seit im November 2019 der letzte Pächter die Flinte ins Korn geworfen hatte, war die Lokalität verwaist. Dies hat sich mittlerweile geändert: Dank einer Gruppe von Studierenden der Hochschule Hof ist das nach Schriftsteller Ernest Hemingway benannte Café aufgeblüht und dient als echter Treffpunkt in der Hofer Altstadt – nicht zuletzt auch für andere Studierende.
Kai Gollwitzer, im Hauptberuf Rechtsanwalt in Hof und Eigentümer des „Hemingway“, sah sich inmitten der Pandemie plötzlich mit einem dauerhaften Leerstand seiner Immobilie konfrontiert: „Es gab während Corona-Lockdowns und Ausgangssperren natürlich nicht die geringste Chance einen neuen Pächter für unsere Bar zu finden“, erzählt Gollwitzer, der auch als Stadtrat in Hof häufig mit dem Thema Leerstand konfrontiert ist.
Nun machte Gollwitzer aus der Not eine Tugend und versuchte die Zeit der Pandemie bestmöglich zu nutzen: „Wir sind ins Risiko gegangen und haben einfach drauflos investiert. Die Räumlichkeiten wurden komplett entkernt, saniert und umgestaltet“, erzählt Kai Gollwitzer. Innerhalb von zwei Jahren Bauzeit gelang es so Stück für Stück, dem Lokal ein modernes und gleichsam stilvolles Äußeres zu geben. Doch das Problem mit dem fehlenden Pächter war damit leider noch immer nicht gelöst. Und so war im Frühjahr 2022 alles fertig, die Baustelle beendet und dennoch prankte das „Geschlossen“-Schild an der Ladentür. „Die Befürchtung kam auf, die Kosten der Sanierung seien vergebens gewesen“, blickt Gollwitzer zurück.
Die Situation verändert sich erst als Kai Gollwitzer – seit immerhin fast 23 Jahren im Nebenberuf Dozent der Hochschule Hof in den Fächern Wirtschaftsprivatrecht, Arbeitsrecht, Systematik und Rechtsanwendung – die Malaise der leerstehenden Bar auch seinen Studierenden an der Hochschule Hof erzählte: „Es war im Mai 2022. Da schlug mir Jorit Husen, ein Student im 5. Semester Wirtschaftspsychologie, nach meiner Vorlesung Arbeitsrecht vor, ihn und andere Kommilitonen anzustellen. Er sprach sofort von einer Bar von und mit Studierenden der Hochschule Hof“, erzählt Gollwitzer. Der Eigentümer zeigt sich angetan von dem Vorschlag, woraufhin sich schon am folgenden Sonntagnachmittag fünf Studierende, sein eigener Sohn Jannis sowie dessen Klassenkameradin Sarah im „Hemingway“ trafen, um konkrete Pläne zu schmieden.
Studentenangebote
Nur wenige Wochen später war es dann tatsächlich soweit: Am 18. Juni 2022 eröffnete die Bar Hemingway neu und präsentiert sich seither als stylische Bar – samt attraktiver Studentenangebote, versteht sich (alle Studierenden erhalten 10% Rabatt auf alles gegen Vorlage des Studentenausweises). Sie wird seitdem überwiegend von Studierenden betrieben: „Aktuell „schmeißen“ mit Annika Steller, Vincent Fleck, Saphira Thate, Amy Rehde, Florian Gießler und Smilla Richter insgesamt sechs Studierende der Hochschule Hof die Bar – das macht auch mir als Eigentümer einen Riesenspaß“, freut sich Kai Gollwitzer. Nicht zuletzt aufgrund der schnell anlaufenden Mund-zu-Mund-Werbung zählen jetzt auch immer mehr Studierende zur Stammkundschaft der Bar. „Für uns ist das eine ganz praktische Erfahrung – wir sind hier ja nicht einfach im Rahmen eines 0815-Nebenjobs angestellt und verdienen uns halt etwas im Studium dazu, sondern wir tragen gemeinsam eine große Verantwortung für das Funktionieren der gesamten Bar und für ihre Gäste“, so Studentin Amy Rehde.
Probleme mit der Besetzung der Bar ergeben sich naturgemäß in den Semesterferien, der Prüfungszeit und zu Weihnachten. Doch auch dafür haben sich mittlerweile Lösungen gefunden: Mit Lehramtsstudent Lennart Hobelsberger, Jannis Gollwitzer sowie zwei Klassenkameradinnen von Jannis, die aktuell noch in der Q12 des Jean-Paul-Gymnasiums aktiv sind, können die Ausfälle aufgefangen werden. Gerade Gollwitzers Sohn Jannis freut sich dabei sehr über den Kontakt zu den Hochschulstudieren – denn er möchte im Herbst mit dem Studium der Informatik an der Hochschule Hof beginnen.
Foto: Haben das „Hemingway” zu ihrem Projekt gemacht (von links): Vincent Fleck, Amy Rehde, Florian Gießler und Jannis Gollwitzer (es fehlen: Annika Steller, Saphira Thate und Smilla Richter).
Foto: Rainer Krauß/Hochschule Hof