
Bekannte Firmen aus ganz Deutschland, aber auch welche aus Hof und der Umgebung, schätzen die Arbeit des Fotografen Jörg Schleicher. Manche davon arbeiten schon seit Jahrzehnten mit ihm zusammen. In einem Vierseithof in Wölbattendorf lebt Jörg Schleicher.
Für den gebürtigen Rehauer war das Fotografieren schon als Jugendlicher eine Leidenschaft, die über die Jahre hinweg zu seinem Beruf wurde. In einer kleinen Werbeagentur, in der er nach seiner Ausbildung als Partner einstieg, und später mit eigener Agentur begann sein Weg als Grafikdesigner. Ende der neunziger Jahre bekam er immer mehr Foto-Anfragen von Firmen. Er wagte die Kursänderung in Richtung Fotografie und hatte Erfolg. Inzwischen macht die Fotografie sein Hauptgeschäft aus.
Vor zweieinhalb Jahren wagte der Macher einen weiteren Schritt und dreht seitdem Unternehmensfilme, beispielsweise für einen großen Impfstoffhersteller. „Jörg Schleicher – Visuelle Kommunikation und Fotografie“ steht auf seinem Firmenschild.
Bei der Auftragsarbeit für Firmenkunden ist es seine Aufgabe, innerhalb seines persönlichen Stils, nach den Vorgaben und Vorlieben der Firmen zu arbeiten. Dabei muss er sich auf Wünsche und Vorstellungen des Kunden einstellen und sondieren, was genau dieser möchte. Hier ist außer seiner Fachkenntnis, Kreativität und technischem Verständnis viel Empathie und Feingefühl gefragt.
Eigene Bildsprache
Jörg Schleicher entwickelt für seine Firmenkunden eine Bildsprache, schreibt Drehbücher für Imagefilme und dreht diese auch. Kreativität innerhalb einer vorgegebenen „Kunden-Leitplanke“ – so könnte man diesen Part seines Jobs beschreiben. Das ist die eine Seite von Jörg Schleichers Arbeit.
Aber da gibt es noch die andere Facette im Leben des Lichtjägers – die ohne Leitplanke. Hier steuert er komplett selbst, hat jede Menge Spielraum und kann seine Ideen ausleben. Dabei verschwimmt Hobby mit Beruf und Leidenschaft, in die vollkommen schöpferische Seite des Fotografierens. „Ich habe oft eine Vision von einem Bild. Das Ergebnis dieser Projekte kann dann beispielsweise auf Instagram zu sehen sein“, erzählt er. „Das ist etwas ganz anderes, als die Auftragsfotografie.“
Gerne lichtet er Menschen an ungewöhnlichen Orten, in ungewöhnlichen Kleidern und Posen ab. Manche Fotos muten farblich und stilistisch an wie Bilder aus längst vergangenen Tagen. Schöne Frauen an bizarren Schauplätzen. Ungeschminkte Charaktergesichter vor nacktem Beton. Körper im Nebel, im Wasser, im Schatten, im Licht. Viele seiner Fotos zeigt er in Schwarzweiß. Andere in warmen Tönen, gefühlt wie in goldenes Licht getaucht.
Schleicher liebt mystische Orte, die viel Spielraum für Fantasie lassen. Er mag das Spiel mit Licht und Schatten an ungewöhnlichen, oft vergessenen Plätzen. „Mit der Zeit entwickelst du als Fotograf einen bestimmten Bild-Stil. Das ist deine eigene Bildsprache, das bist du“, erzählt er. „Es würde mir schwerfallen, einen anderen Stil nachzuahmen. Es ginge vermutlich nicht.“ So bleibt er seinem Stil treu. In seinem Hauptgeschäft, wie auch bei seinen freien Projekten.
Jeden Tag kreativ
Und was ist das Beste am Beruf? „Die Freiheit, jeden Tag kreativ sein zu können“, antwortet Jörg Schleicher überzeugt. So mietet er für die Umsetzung seiner Ideen schon mal eine Wohnung in einem alten Haus, die, verlassen vom Bewohner, den ehemals eleganten Charme der Gründerzeit ausstrahlt. Sofas mit glänzendem smaragdfarbenem Samt bezogen, zwischen ehemals feinem Inventar, vor zerschlissenen Tapeten. In diese Bühne inszeniert er sein Model.
Und was macht Jörg Schleicher, wenn er nicht hinter seiner Kamera steht? „Bei uns auf dem Hof gibt es jede Menge Arbeit“, versichert er. So werkelt, arbeitet und renoviert er zusammen mit seiner Lebensgefährtin Nicole seit Jahren am gemeinsamen Zuhause. „Ohne die Nici würde das alles hier nicht funktionieren“, verrät Schleicher. „Sie ist die Kraft hinter mir“, schiebt er nach. Der Antrieb für Jörg Schleichers beruflichen Weg, ist seine stetige Weiterentwicklung. Das untermauert auch sein Standpunkt: „Man sollte sich immer weiterentwickeln, niemals stillstehen!“ Und so arbeitet er auch bereits an seinem nächsten Projekt: einem eigenen Buch über Fotografie. Heike Sommermann