Zusammen mit Leo Reichel hatte ProHof e.V. im letzten Jahr die Hoferinnen und Hofer zu einer großen Spendenaktion für den Hofer Bismarckturm aufgerufen. Viele beteiligten sich und brachten damit zum Ausdruck, wie wichtig ihnen der Erhalt des Hofer Wahrzeichens ist. Doch wie geht es nun weiter mit dem Spendenprojekt? Wir haben uns dazu mit dem engagierten Stadtheimatpfleger unterhalten.
Herr Reichel, wie steht es derzeit um den Hofer Bismarcktum? Bis wann muss man baulich reagieren, wenn man das Wahrzeichen retten will?
Gute Nachrichten: Für unseren schönsten Hofer Aussichtsturm schaut es derzeit nach sehr langen Jahren im Dornröschenschlaf recht hoffnungsvoll aus. Auch die anfangs eher ideologisch geprägten Bedenken Einzelner oder Ideen für eine Umbenennung des Turms konnten beigelegt werden. Darüber bin ich persönlich sehr froh. Uns Hoferinnen und Hofern geht es doch wirklich einzig und allein um den Erhalt des imposanten Bauwerks in der herrlichen Grünanlage auf dem Rosenbühl.
Zuletzt war von einer großen Spende im sechsstelligen Bereich die Rede. Wie ist es Ihnen gelungen, einen solchen Spender zu finden?
Das ist weiß Gott nicht mein Verdienst. Der großherzige Spender von 350.000 Euro – der bis auf weiteres ausdrücklich nicht namentlich genannt werden möchte – ist von sich aus auf mich als Stadtheimatpfleger zugekommen. Allerdings freue ich mich wirklich sehr, dass es Menschen gibt, die ihrer Heimatstadt Hof ganz bescheiden Dank sagen wollen. Ich würde mir wünschen, dass es noch mehr solche Bürgerinnen und Bürger gäbe, die sich derart unkompliziert und selbstlos um das Wohl unserer Stadt verdient machen.
Das ist wirklich sehr erfreulich. Aber wie steht es darüber hinaus grundsätzlich um die Spendenbereitschaft? Wie groß ist die Identifikation der Hoferinnen und Hofer mit ihrem Turm?
Ich bin sehr dankbar für diese Frage, denn sie spricht einen „wunden Punkt“ an. Die Identifikation der Hoferinnen und Hofer mit dem Bismarckturm ist unverändert stark. Zahlreiche Zuschriften und Telefonate haben mich in den vergangenen eineinhalb Jahren erreicht, die sich ausnahmslos für eine Rettung und Wiederöffnung des Aussichtsturmes aussprachen. Unter den Anrufern waren auch mehrere, die eine konkrete Spende zur Unterstützung in Aussicht stellten. Und da hatte leider die Ankündigung der anonymen Privatspende eher eine ungewollte Wirkung.
Inwieweit?
Viele Unterstützerinnen und Unterstützer dachten und denken offensichtlich nun „Wenn genug Geld da ist, dann brauche ich selbst ja nichts mehr zu spenden“. Aber genau das ist eben nicht richtig.
Zusätzlich zu der Privatspende in Höhe von 350.000 Euro gibt es derzeit Spenden von knapp 50.000 Euro. Das sind etwa 80 Prozent der geschätzten Sanierungssumme. So sind im Augenblick noch über 100.000 Euro offen, die es zu stemmen gilt. Anträge an gemeinnützige Stiftungen mit der Bitte um Unterstützung sind in Vorbereitung, konnten aber mangels technischer Unterlagen bisher noch nicht eingereicht werden.
Umso mehr bedanke ich mich ganz herzlich bei ProHof und seiner Vorstandschaft für die erst kürzlich übergebene Spende in Höhe von 15.000 Euro. Diese wirklich hohe Zuwendung ist ein weiterer Schritt nach vorn. Zudem setzt es ein positives Signal für die Rettungsinitiative, wenn ein so renommierter Bürgerverein wie ProHof sich für den Turm einsetzt.
…genau das hoffen wir natürlich…!
Alle Hoferinnen und Hofer, auch die Auswärtigen, sind nach wie vor herzlich aufgerufen, einen finanziellen Rettungsbeitrag für den „Bisser“ zu leisten und auf eines der beiden hier genannten Sonderkonten zu überweisen. Ab 100 Euro kann selbstverständlich eine Spendenbescheinigung zum steuerlichen Absetzen beim Finanzamt erstellt werden.
Was sind nun die nächsten Schritte?
Der von der Stadt Hof beauftragte Sachverständige der Landesgewerbeanstalt Bayern für historische Bauwerke in Nürnberg hat kurz vor Weihnachten die Ausschreibungsunterlagen fertig gestellt. Das heißt, die Ausschreibung des Bauauftrags für den ersten Bauabschnitt durch die Stadt Hof könnte erfolgen.
Ich möchte auch der Hofer Stadtverwaltung meinen Dank aussprechen. Insbesondere Frau Oberbürgermeisterin Eva Döhla, Baureferent Dr. Stephan Gleim und Stadtkämmerer Peter Fischer haben unser bürgerschaftliches Rettungsprojekt von Anfang engagiert unterstützt. Nun gilt es, kurzfristig gemeinsam mit dem Baufachmann der LGA Bayern einen Zeitplan festzulegen. Dieser muss ganz konkret alle Schritte vom Entwurf über Genehmigung, Ausschreibung, Vergabe und Baubeginn umfassen. Zusätzlich müssen zeitnah Anträge auf finanzielle Unterstützung an das Landesamt für Denkmalschutz und mehrere Stiftungen gestellt werden. Um es kurz zu sagen: ab jetzt fängt die eigentliche Arbeit an. Aber für die Stadt Hof ist der Bismarckturm halt leider nur eine von vielen offenen „Baustellen“.
Welche Hürden erwarten Sie?
Hürden gibt es noch mehr als genug. Diese reichen von den mangelnden personellen Kapazitäten im Stadtbauamt über die restliche Finanzierung, die enorm steigenden Baupreise bis hin zur derzeitigen Situation in der Baubranche überhaupt. Aber diese Herausforderungen zu bewältigen macht die Sache richtig spannend. Und unser Ziel – der Erhalt unseres schönsten Hofer Aussichtsturms – ist doch durchaus lohnend.
Bis wann könnte der Bismarcktum im besten Fall wieder begehbar und für die Öffentlichkeit nutzbar sein?
Der Fachplaner hat eine Sanierung in fünf Bauphasen vorgeschlagen. Diese folgen zeitlich aufeinander, was schon einige Jahre in Anspruch nehmen wird. Hinzu kommt, dass der völlig durchfeuchtete Turm ja auch erst auf natürliche Weise von innen her austrocknen muss. Es wäre schon viel erreicht, wenn im Frühsommer 2023 die Bauarbeiten im Erdgeschoss beginnen könnten. Bis zur öffentlichen Begehbarkeit wird es mit Sicherheit noch dauern. Aber vielleicht wird es möglich, dass zumindest ein eingeschränktes Besteigen des Aussichtsturms in Kleingruppen unter Einhaltung der Sicherheitsvorgaben an bestimmten Besichtigungsterminen zu verantworten ist.
Das Interview führte Rainer Krauß
Foto: Fatima Kießling
Wohin kann man sich mit seiner Spende wenden, wenn man jetzt noch mithelfen möchte?
Es wurden zwei Sonderkonten eingerichtet.
Stichwort: „Bismarckturm Hof“
Stadt Hof:
IBAN DE10 7805 0000 0222 8269 68
Sparkasse Hochfranken
oder:
Hermann und Bertl Müller-Stiftung:
IBAN DE06 7806 0896 0100 0340 45
VR-Bank Hof