Werde ich die Behandlung vertragen? Wer kümmert sich um meine Familie? Muss ich sterben? Eine Krebsdiagnose stellt das Leben Betroffener und Angehöriger von heute auf morgen auf den Kopf. Gut, dass es Menschen gibt, die den Betroffenen beistehen im Dschungel aus medizinischen Notwendigkeiten, organisatorischen Fragen und persönlichen Ängsten.
Da ist zum einen die Psychosoziale Krebsberatungsstelle der Bayerischen Krebsgesellschaft am Konrad-Adenauer-Platz in Hof. Dort unterstützt Sozialpädagogin Stefanie Kreissl die Betroffenen in all den Dingen, die über die akute medizinische Versorgung durch die behandelnden Ärzte hinausgehen: Sie berät in sozialrechtlichen Fragen rund um Arbeit, Krankengeld, Versorgung der Kinder, Rehabilitation und Nachsorgeleistungen, sie hilft bei der Beantragung des Schwerbehindertenausweises und kann in Härtefällen finanzielle Unterstützung vermitteln. Die psychische Beratung, die die ausgebildete Sozialpädagogin anbietet, soll Betroffenen helfen, besser mit Stress und Belastung umgehen zu können, und richtet sich auch an Angehörige, die ebenfalls unter der Situation leiden.
Zurück ins Leben
Um Betroffene bestmöglich und auch langfristig zu unterstützen, arbeiten die Krebsberatungsstellen eng mit den örtlichen Selbsthilfegruppen zusammen. „Hier kommen wir ins Spiel“, sagt Barbara Schall, Leiterin der Selbsthilfegruppe „Zurück ins Leben“, die die enge Zusammenarbeit mit der Hofer Beratungsstelle sehr lobt. Barbara Schall und Petra Siebert haben die Selbsthilfegruppe vor acht Jahren gegründet und sind ihr bis heute treu.
Hier kommen Menschen zusammen, deren Krebs-Diagnose neu ist und die mitten in der Behandlung stecken, frisch genesene, denen die Angst vor einem Rückfall noch schwer in den Knochen steckt, und solche wie Barbara Schall und Petra Siebert, die seit vielen Jahren als gesund gelten. Hier spricht man sich aus, hilft einander, stutzt der Angst die Flügel, feiert die Hoffnung – und genießt das Leben.
Das Programm der Hofer Selbsthilfegruppe ist bunt und vielseitig; die Teilnehmerzahl steigt beständig: „Vor acht Jahren haben wir mit acht Leuten angefangen, aktuell sind wir 36, Tendenz steigend.“ An jedem ersten Donnerstag im Monat trifft man sich vormittags zum gemeinsamen Frühstück, an jedem zweiten Dienstag im Monat steht nachmittags ein Gruppentreffen mit Austausch, oft mit Vortrag, zu einem bestimmten Thema an. „Da können auch mal Tränen fließen“, erzählt Barbara Schall. „Aber man wird eng aufgefangen.“
Auf aktuellem Stand

Weil sich die Möglichkeiten und Standards in der Krebsbehandlung ständig ändern, versuchen sich die Mitglieder der Selbsthilfegruppe stets auf aktuellem Stand zu halten. „Wir lernen selbst immer wieder etwas dazu“, sagt die stellvertretende Gruppenleiterin Petra Siebert. „Jeder weiß etwas anderes.“ Im gemeinsamen Austausch finde man oft Lösungen, wenn beispielsweise ein Mitglied Medikamente nicht verträgt, spezielle Hilfsmittel braucht oder Kontakt zu einem bestimmten Spezialisten sucht. Für das kommende Jahr planen Schall und Siebert in Zusammenarbeit mit Referenten von Sanitätshäusern, medizinischen Einrichtungen, Krankenkasse und Diakonie eine Vortragsreihe unter dem Motto „Was steht mir zu?“.
Über die regelmäßigen Gruppentreffen hinaus unternehme man gemeinsam verschiedenste Ausflüge – vom Theaterbesuch über eine Fahrt ins Arnika-Dorf bis hin zum Selbsthilfe-Kongress in München – oder biete eigene Seminare an. „In Bad Alexandersbad sind wir mit unseren Seminaren schon Stammgäste“, berichtet Barbara Schall. Tagsüber stehe Themenarbeit an, zum Beispiel unter dem Motto „Den Krebs von der Seele schreiben“, und abends „was Lustiges zum Runterkommen“. 2023 soll es unter anderem ins Erika-Fuchs-Haus, zur Kräuterstation Weismain, zur Bienenwelt bei Bayreuth, zur Luisenburg und wie jedes Jahr ins Theater Hof gehen.
Eigene App
Selbst die Corona-Zeit konnte dem Zusammenhalt nichts anhaben. Die Mitglieder blieben über eine eigens dafür eingerichtete App im Austausch – und die zusätzliche Quizz-App, die während der Lockdowns für willkommene Abwechslung sorgte, ist noch heute in Betrieb. „Unsere Gruppe ist über die Jahre sehr zusammengewachsen“, freut sich Barbara Schall. „Die meisten Gründungsmitglieder sind noch dabei, und alle Neuen werden ohne Fremdeln herzlich aufgenommen.“ Für neue Mitglieder, seien die „alten Hasen“, die erzählen, dass ihre Erkrankung schon zwanzig Jahre zurückliegt, echte Hoffnungsträger. Natürlich komme es aber auch vor, dass ein Mitglied erneut erkrankt oder den Kampf verliert. „Dann hoffen und fiebern wir mit. Und sind da und leisten Beistand – auch den Angehörigen.“ Sandra Langer
Kontakt
Die Psychosoziale Krebsberatungsstelle Hof der Bayerischen Krebsgesellschaft befindet sich am Konrad-Adenauer-Platz 1 (Eingang über Poststraße). Beratungstermine mit Sozialpädagogin Stefanie Kreissl können unter Telefon 09281/540090 oder E-Mail kbs-hof@bayerische-krebsgesellschaft.de vereinbart werden. Beratungen sind vertraulich und kostenfrei.
Die Selbsthilfegruppe „Zurück ins Leben“ für Menschen mit Krebs trifft sich zwei Mal monatlich – ein Mal zum gemeinsamen Frühstücken in den Räumen der Evangelisch-methodistischen Kirche in Hof und ein Mal zum Gruppentreffen in der Krebsberatungsstelle (Adresse siehe oben). Die nächsten Frühstücks-Treffen finden am Donnerstag, 1. Dezember, und Donnerstag, 5. Januar, jeweils um 9.30 Uhr statt, das nächste Gruppentreffen am Dienstag, 10. Januar, um 14.30 Uhr. Am Samstag, 21. Januar, ist zudem ein Filmnachmittag geplant. Leiterin Barbara Schall ist unter Telefon 09281/5071031 oder E-Mail info@shg-krebs.de für Infos und Anmeldungen erreichbar.
Fotos: Barbara Schall