Viele Wege führen nach Hof – so auch einige Jakobswege. Beispielsweise der Jakobsweg Via Imperii, der Jakobsweg Vogtland und der sächsische Jakobsweg. In Hof angekommen ist es ein Leichtes, einen Stempel ins Pilgerbuch zu bekommen. In Hof drücken sowohl die Hospitalkirche und die St. Michaeliskirche, als auch die St. Marienkirche, die St. Lorenzkirche und die Mitarbeiter der Tourist-Info gerne einen Stempel in den Pilgerausweis.
Vor einigen Jahren kam es immer öfter vor, dass Pilger in unserer Stadt nach einer Unterkunft suchten. Die kamen damals meist bei Pfarrern oder in Gemeindehäusern unter. Seit 2012 können Pilger ganz standesgemäß im ehemaligen Klarissenkloster am Klostertor 2 unterkommen: in Hofs Pilgerherberge, die mitten im Herzen der Stadt liegt. In dem historischen Gebäude am Klosterhof erwartet den Wanderer seitdem eine einfache, gepflegte Unterkunft mit insgesamt vier Betten, Sanitäranlagen und sogar einem kleinen Aufenthaltsraum. Zudem gibt es den idyllischen „Ort der Stille“, an ruhiger und zugleich historischer Stelle, im Bereich der Grenze zwischen den beiden ehemaligen Klöstern, der den Pilgern ebenfalls frei zugänglich ist.
Passionierter Pilger
Günter Müller aus Köditz, selbst seit 2004 passionierter Pilger, weiß, wie wichtig eine Unterkunft für einen Wallfahrer ist. Diese muss weder luxuriös noch exklusiv sein, sondern dem Gast lediglich eine saubere Schlafmöglichkeit und einfache Sanitäranlagen bieten. Mit diesem Wissen und Anliegen hatte sich Müller 2012 bemüht, in Hof Räumlichkeiten zu finden. Zufälligerweise kam er mit Pfarrer Neugebauer ins Gespräch und rannte bei diesem und weiteren Verantwortlichen offene Türen ein. Just zu diesem Zeitpunkt standen bei der Diakonie Hochfranken zwei Räume im Erdgeschoss ihres Gebäudes im Klosterhof leer. Diese stellten sie gerne zur Verfügung.
Seitdem stehen die Türen der Herberge zwar nicht ständig offen, der Schlüssel aber ist für den Herbergssuchenden rund um die Uhr zugänglich. Im gegenüberliegenden Pflegeheim der Diakonie „Haus am Klosterhof“ wird er dem Pilger ausgehändigt.
Die Patenschaft für die Herberge zu übernehmen, war für Günter Müller eine Herzenssache und so sorgt er seither dafür, dass sich die Pilger in der Hofer Herberge wohlfühlen. In Hofs Herberge kümmert sich Müller um dies und jenes und sorgt sogar dafür, dass immer ein kleiner Vorrat an haltbarer Verpflegung, Getränken sowie ein paar Süßigkeiten zur Stärkung für die müden Wanderer bereitliegen. Auch ein Gästebuch liegt dort bereit und viele der Pilger verewigen sich darin mit guten Wünschen, Dankesworten oder einem kleinen Auszug aus ihrer Gedankenwelt.
Der Herbergs-Pate, wie ihn manche nennen, ist gerne auch Ansprechpartner für nahezu alle Fragen rund ums Pilgern. Viele kann er allein schon durch viele Erlebnisse während der eigenen unzähligen Pilgerreisen beantworten. Dazu gekommen war er selbst nach dem Tod seines Sohnes. „Wenn nichts mehr geht, geh´ los!“ – getreu diesem Ratschlag lief er 2004, nach rund einem Jahr Vorbereitung, von Nürnberg bis Santiago. Wie ein Rennpferd, das endlich losgelassen wird, fühlte er sich damals. Nicht wenige interessante Begegnungen und verschiedenste erwähnenswerte Erlebnisse begleiteten Müllers Pilgerwanderungen.
Kopf wird frei
Beim Wandern, so erklärt es der 72-jährige, spüre er, wie sein Kopf frei werde und verdrängte Gefühle emporsteigen. Das Unterwegssein bezeichnet er im Nachhinein als seinen persönlichen Höhepunkt. Gelaufen ist Günter Müller immer wieder – und hat so einen ganzen Stapel an voll gestempelten Pilgerausweisen gesammelt. Sein enormes „erlaufenes“ Wissen gibt Günter Müller gerne als Pilgerberater weiter. Beispielsweise dann, wenn es sich um Fragen zu Strecken in Frankreich, Spanien, Portugal oder Deutschland handelt.
Doch nicht nur die Wege und Strecken sind sein Ding. Günter Müller ist auch Ansprechpartner für alles andere, was das Pilgern betrifft. Wie schwer ist so ein Pilger-Rucksack? Wo läuft man am besten los? Wie fühlt es sich an, alleine zu laufen? Welche Vorbereitungen sollte man treffen? Wie stellt man sich auf die langen Etappen am besten ein? Günter Müller gibt gerne den ein oder anderen Ratschlag. Heike Sommermann
Foto: Heike Sommermann