„Es ist schon ein erhabenes Gefühl, auf dem Wasser zu sein und über den See zu gleiten“, sagt Christian Tippelt. „Durch das kleine Boot fühlt man sich mit dem Wasser sehr verbunden.“ Der Hofer weiß, wovon er spricht: Im zarten Alter von elf Jahren verschrieb er sich dem Kanusport, lernte im Faltboot-Club Hof seine spätere Ehefrau Victoria kennen, die seit ihrem sechsten Lebensjahr paddelt, und ist heute Sportwart des Faltboot-Club Hof. Die Söhne von Christian und Victoria Tippelt scheinen diese Leidenschaft geerbt zu haben. Sie drehen – wie könnte es anders sein – ebenfalls schon erste Runden auf dem Untreusee.
Nach zwei Jahren Sport- und Vereinsleben mit angezogener Handbremse wegen der Corona-Pandemie geht es nun endlich wieder richtig los beim Faltboot-Club Hof, vor allem im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit, die der Verein weiter ausbauen möchte. Dabei geht es um weit mehr als „nur“ ums Paddeln: Es geht um Gruppendynamik, Geselligkeit, Zusammenhalt von Groß und Klein und das Teilen von Freude und Leid. Trainiert wird ganzjährig, doch während im Winter vornehmlich Konditionstraining und Spiele in der Halle auf dem Programm stehen, geht es ab dem Frühjahr endlich aufs Wasser – und an den Wochenenden auf Regatta.
Guter Zusammenhalt
Christian Tippelt schätzt am Kanusport besonders, dass die Sportler aller Altersklassen gemeinsam an den Regatten teilnehmen. Die Wettkämpfe finden im Wechsel statt. „Da können die Kleinen von den Großen lernen, und es herrscht ein guter Zusammenhalt.“ Ein besonderes Highlight ist für die Kinder an den Regatta-Wochenenden das Zelten und Campen am Wasser gemeinsam mit ihren Trainern und einigen Elternteilen. Vom Verladen der Boote über die Verpflegung und den Auf- und Abbau der Zelte hat jeder Teilnehmer seine Aufgaben und lernt, selbstständig zu denken und Verantwortung zu übernehmen. Die meisten der Wettkämpfe finden in Bayern, Sachsen und Thüringen statt; Top-Fahrer nehmen zu Süddeutschen oder Deutschen Meisterschaften auch mal weitere Anreisen in Kauf. Zur vereinseigenen Regatta des Faltboot-Clubs am Tauperlitzer See reisen traditionell bis zu tausend Teilnehmer aus Deutschland und den Nachbarländern an, und nicht nur Fans des Kanusports wissen das spannende und bunte Spektakel vor den Toren Hofs zu schätzen.
Sportliche Erfolg stellen sich natürlich nicht immer so ein, wie man sich das wünscht. Aber: „Alle genießen das Miteinander, und es entsteht eine gewisse Gruppendynamik. Man freut sich über die Erfolge der anderen, auch wenn es bei einem selbst mal nicht so läuft“, erklärt Tippelt. Natürlich seien solche Events auch ein Ansporn, beim nächsten Mal vielleicht doch noch eine Schippe drauf zu legen. Die Trainer unterstützen und regulieren die Ambitionen ihrer Schützlinge. So werden beispielsweise beim Training im Zweier oder Vierer auch mal schwächere und stärkere Sportler zusammengesetzt, um voneinander profitieren zu können.
Fünf Trainer
Insgesamt fünf Trainer kümmern sich aktuell um die rund zehn Nachwuchs-Paddler, von denen die meisten zwischen zehn und 15 Jahre alt sind. Viele Kinder fanden und finden den Weg zum Faltboot-Club Hof über Aktionen im Rahmen des Sommerferienpasses – wie übrigens auch Melanie Gebhardt, die im vergangenen Jahr an den Olympischen Spielen teilnahm und dem Vereinsnachwuchs ein großes Vorbild ist.
Einzige Voraussetzung für Interessierte: Sie müssen sicher schwimmen können – auch wenn beim Training Schwimmwesten getragen werden. Denn wer aus dem Rennkajak fällt, kann auf dem See nicht mehr einsteigen und muss es – eventuell unterstützt von Vereinskameraden vom Boot aus – selbst bis zum Ufer schaffen. Die Trainer arbeiten zu Wasser (vom Boot aus) und zu Land (teilweise vom Fahrrad aus) daran, den Nachwuchssportlern frühzeitig die richtige Technik beizubringen. So manche Trainingseinheit wird mit Action-Cams aufgenommen und im Anschluss gemeinsam besprochen.
Technik trainieren
„Kanu-Rennsport ist sehr technisch“, weiß Christian Tippelt. Fortgeschrittene können auf dem vereinseigenen Paddel-Ergometer auch an Land Technik trainieren. In ihrer Freizeit treffen sich die jungen Kanuten gerne auch abseits des Trainings – zum Beispiel zum Langlauf-Fahren, zu einem Ausflug ins Schwimmbad, oder, wenn es sie doch wieder an den See zieht, zum Ausprobieren der Drachenboot-Events, die ebenfalls ein beliebtes Angebot des Faltboot-Club Hof sind.
„Kosten für Jugendliche
sind nicht hoch“
Die Kosten für den Kanusport sind für Kinder und Jugendliche nach Auskunft des Sportwarts nicht hoch. Die Boote stellt der Verein, der größtenteils auch die Startgebühren für Regatten übernimmt. Anfänger fahren häufig mit den Wildwasserbooten, die etwas stabiler sind und nicht ganz so leicht kippen. Fortgeschrittene steigen später auf Rennboote um, die noch etwas flotter durchs Wasser gleiten. Und auch Original Holzboote von der Olympiade 1972 sind im Bootshaus zu finden. „Die sind ebenfalls recht stabil und man kann sie vor allem gut reparieren.“
Der Vereinsbeitrag des Faltboot-Clubs sei nicht hoch. „Alles, was die Kinder brauchen, sind passende Klamotten wenn’s kalt wird.“ Denn Kanusport ist kein Schönwettersport. Naturverbundenheit und Abhärtung sind hier inklusive. Auf den See geht es bei jedem Wetter – sofern es nicht donnert und blitzt. Und, zumindest was Christian Tippelt und „die Großen“ angeht, „am besten sobald das Eis weg ist“. Minusgrade sind für die besonders hartgesottenen Paddler nicht unbedingt ein Hindernis. Sandra Langer
Kontakt
Wer sich für die Kinder- und Jugendarbeit oder sonstige Angebote des Faltboot-Club Hof interessiert, erreicht Sportwart Christian Tippelt unter Telefon 0160/90230892 oder E-Mail chr.tippelt@web.de. Wenn das Bootshaus am Untreusee geöffnet ist, dürfen Interessenten auch gerne einfach vorbeischauen und mit den Vereinsmitgliedern ins Gespräch kommen.