Es sieht so unbeschwert und einfach aus, wenn Rollkunstläuferinnen und -läufer auf ihren acht Rollen zu stimmungsvoller Musik über das Parkett fegen, Pirouetten drehen und strahlend den ein oder anderen Sprung präsentieren. Doch hinter all dem steckt harte Arbeit – für Sportler und Trainer. Verantwortliche des TSV Hof plaudern aus dem Nähkästchen. Und werben für einen abwechslungsreichen Sport, der ihnen sehr am Herzen liegt.
Im Herbst vergangenen Jahres hatte die Rollkunstlauf-Abteilung des TSV Hof zu „Spiel und Spaß auf Rollen“ eingeladen. „Wir hatten nicht mit allzu großem Andrang gerechnet“, erinnert sich TSV-Schriftführer Udo Schmidt. Doch die TSV-ler wurden im wahrsten Sinne des Wortes vom Erfolg der Aktion überrollt: Über 150 Leute hatten bei eiskalten Temperaturen auf dem Eisteich mächtig Spaß. Und die Verantwortlichen freuten sich im Nachgang über 20 Neuanmeldungen.
Am 1. Mai fand nun unter dem Namen „Spring & Skate“ ein weiteres Schnupper-Event statt; für den Herbst sind Aktionen in Kindergärten und Grundschulen sowie eine weitere Veranstaltung geplant. Früher waren es vor allem die großen Schaulaufen, die sowohl neue Kinder zum Rollkunstlauf als auch frisches Geld in die Kasse gebracht haben. Seit Beginn der Corona-Pandemie mussten die beliebten Vorstellungen ausfallen. Doch die rührigen Trainerinnen haben den Übungsbetrieb nicht nur wann immer möglich aufrechterhalten, sondern weiter ausgebaut.
BLSV-Stützpunkt
Inzwischen ist der TSV Hof als Stützpunkt-Trainingsort des BLSV bestimmt. Maria Schink, früher selbst aktive und erfolgreiche Läuferin, gibt seit rund 20 Jahren ihr Wissen und ihre Begeisterung an den Nachwuchs weiter. Auch Schinks ehemalige Trainerin, Christine Höpfl-Schmidt, investiert nach ihrer Aktivenzeit seit nunmehr 40 Jahren viel Freizeit und Herzblut in die Ausbildung der Nachwuchsläufer. Die Dritte im Bunde, Manuela Vogt, ist ebenfalls seit 15 Jahren dabei. „Ein absolut bewährtes und eingespieltes Team, in dem sich jeder auf den anderen verlassen kann, und wo man gerne füreinander einspringt“, sagt Maria Schink.
Auch dass weitere ehemalige Läuferinnen beim Training oder verschiedensten anderen Aktionen unterstützen, zeugt vom guten Zusammenhalt der Truppe. Am alljährlichen Ferienprogramm der Stadt Hof beteiligen sich die TSV-Rollkunstläufer traditionell mit mehreren Terminen. In den Osterferien fand ein Lehrgang des Bayerischen Rollsport- und Inlineverbandes (BRIV) in Hof statt, bei dem Kinder des TSV und von externen Vereinen gemeinsam mit aus Berlin angereisten Trainern intensiv üben konnten.
Wer bei Rollkunstlauf „nur“ an Choreografie und Sprünge auf Rollschuhen denkt, liegt übrigens mächtig falsch. Denn bis das, was bei Turnieren und beim Schaulaufen scheinbar mühelos vorgeführt wird, wirklich reibungslos klappt, investieren die Sportlerinnen nicht nur viel Zeit und Mühe, sondern beschäftigen sich auch mit Sportgeräten, die kaum jemand kennt. Dazu gehört beispielsweise der „Spinner“ – eine elektronisch geregelte Drehscheibe, auf der die Kinder lernen, die vertikal rotierende Körperachse zu beherrschen. Das ist für viele Drehungen und Sprünge wichtig.
Auch ein Airtrack – eine 12 Meter lange mit Luft gefüllte Matte für Akrobatik-Übungen – hat die TSV-Abteilung für die Rollkunstläuferinnen angeschafft. Was Handstand und Flick-Flack mit Rollkunstlauf zu tun haben? „Man braucht eine Menge Kraft im Rücken für die Posen und Figuren im Rollkunstlauf“, erklärt Trainerin Maria Schink. „Ohne einen entsprechenden Muskelaufbau wäre die Verletzungsgefahr viel zu groß.“
Auch Ballettstunden stehen wöchentlich auf dem Programm. Ebenso wie natürlich Konditions- und Koordinations-Training. Zu den Trainingsgeräten gehören neben Wackelboards auch Koordinatonsleitern, wie man sie vom Fußball kennt. Beim Üben von Sprüngen kommt manchmal ein sogenannter Sprung-Galgen zum Einsatz.
Leih-Equipment
Nicht nur für diese Trainingsgeräte investiert der TSV viel Geld, sondern auch für Leih-Rollschuhe für Kinder. „Nicht alle Eltern wollen oder können gleich Geld ausgeben, wenn ihr Kind sich für diese Sportart interessiert“, weiß Udo Schmidt. Der TSV hat deshalb Equipment in verschiedensten Größen angeschafft und leiht es an Schnuppernde und Mitglieder aus. Unermüdlich sucht Schmidt für diese und andere Angebote Spender und Sponsoren, organisiert Crowdfunding-Aktionen und klopft Fördermöglichkeiten des Sportverbandes ab.
Die jüngsten Rollkunstläufer des TSV sind vier Jahre alt, die ältesten 17. Rund 50 Kinder trainieren aktuell über alle Wochentage und den Samstag verteilt in verschiedensten Hofer Turnhallen, schwerpunktmäßig in der Jahnturnhalle, sowie in den Sommermonaten am Eisteich. Der Aufwand für die Trainer ist enorm, doch die Freude über Erfolge und vielversprechende Talente macht jeden Aufwand wett.
Im vergangenen Herbst konnte der TSV beim Breitensportwettbewerb erste Erfolge feiern. Gerne denken Schmidt und die Trainerinnen an die Zeit zurück, als die Rollkunstläuferinnen des TSV deutschlandweit und international Siege feierten. „Wir versuchen, noch mehr Kinder für den Rollkunstlauf zu begeistern und ihnen durch Spiel und Spaß viel Freude an diesem herausfordernden Sport zu vermitteln. Mal sehen, wo uns diese Arbeit in den nächsten Jahren so hinführt“, sagt Maria Schink. Udo Schmidt bringt nach der angestrebten Zertifizierung zum Stützpunkt-Trainingsort das „Fernziel“ Leistungszentrum ins Gespräch. Denn: „Ohne Träume stirbt der Mensch.“ Sandra Langer
Im Sommer wird am Eisteich trainiert, im Winter in verschiedenen Hofer Turnhallen. Wer sich für Rollkunstlauf interessiert, darf gerne zum Schnuppern vorbeikommen. Eigene Rollschuhe sind dafür nicht nötig; die stellt der Verein. Alternativ kann ein Probetraining auch mit eigenen Inlineskates stattfinden. Die Trainerinnen geben gerne Auskünfte zu Terminen und Trainingszeiten: Maria Schink, 0157/71331815; Christine Höpfl-Schmidt, 0170/4183868; Manuela Vogt 09281/86354.
Wer die Arbeit der Rollkunstlauf-Abteilung finanziell unterstützen möchte, spendet an IBAN_DE49_7806_0896_ 0000_0380_08, Stichwort „Rollkunstlauf“.
Fotos: Thomas Neumann