„Ich werde nicht müde, das Engagement unserer ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer zu loben und in den Mittelpunkt zu stellen“, sagt Silvia Gulden, Leiterin der Regionalstelle Hof des Technischen Hilfswerks (THW). Die Regionalstelle Hof ist eine von elf Regionalstellen der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk in Bayern. Mit 14 hauptamtlich beschäftigten Mitarbeitern fungiert sie als Servicestelle für die neun Ortsverbände Bayreuth, Hof, Kronach, Kulmbach, Marktredwitz, Naila, Pegnitz, Selb und Weiden. Alle Helfer in den Ortsverbänden sind ehrenamtlich tätig.
Wer „Feuerwehr“, „rotes Kreuz“ oder „Wasserwacht“ hört, sieht vor seinem inneren Auge sofort Bilder vom Kampf gegen Feuersbrunst, erster Hilfe bei Unfällen oder Wasserrettung. Was jedoch machen die Helfer des THW? Vieles! Zum Teil handelt es sich dabei um hoch spezialisierte Hilfeleistungen, die von einem eigenen Gesetz – dem THW-Gesetz – geregelt werden. „Unsere wichtigsten Aufgaben sind die Bekämpfung von Katastrophen, öffentlichen Notständen und Unglücksfällen größeren Ausmaßes auf Anforderung der für die Gefahrenabwehr zuständigen Stellen, technische Hilfe im Ausland im Auftrag der Bundesregierung sowie technische Hilfe im Zivilschutz im Verteidigungsfall“, erklärt Silva Gulden.
Unwetter und Flut
Öffentliche Notstände und Unglücksfälle größeren Ausmaßes können beispielsweise Unwetter sein. Bilder der Flutkatastrophe in Nordrhein-Westfalen im vergangenen Sommer stehen uns allen noch vor Augen. Mancher erinnert sich vielleicht auch noch an das Schneechaos im Jahr 2019, das verschiedenste Hilfsorganisationen forderte. Doch auch bei Stromausfällen, Großbränden oder Zugunglücken unterstützt das THW die Feuerwehr oder die Polizei. Häufiger als man annehmen würde, rücken die Ehrenamtlichen in den blauen Uniformen außerdem auch in unserer Region zu Gebäudeexplosionen oder Abstürzen von Kleinflugzeugen aus. Währen der Corona-Pandemie half das THW beim Aufbau und Betrieb von Impfzentren oder der Verteilung von Masken und Impfstoff.
Hilfe auf vielen Gebieten
Die speziell ausgebildeten Helfer übernehmen im Katastrophenfall die verschiedensten Aufgaben – von der Verpflegung hunderter anderer Helfer in mobilen Großküchen über Trinkwasserversorgung oder die Sicherung einsturzgefährdeter Gebäude bis hin zur Ortung verunglückter Personen und Rettung aus Höhen und Tiefen. Jeder der 668 Ortsverbände in Deutschland verfügt über die gleiche Grundausrüstung. Unter dem Dach jeder Regionalstelle organisieren sich ebenfalls bundesweit identisch ausgestattete Fachgruppen. So gibt es beispielsweise in Kulmbach Experten fürs Räumen und Bergen, in Naila für Wasserschäden und Pumpen und in Hof die Fachgruppe Elektroversorgung. „Die bundesweit einheitliche Struktur sorgt dafür, dass im Notfall Spezialisten aus ganz Deutschland schnell mit hoher Schlagkraft zusammenarbeiten können“, erklärt Silvia Gulden.
Zur Ausstattung jedes Regionalbereiches gehören spezielle Geräte und Fahrzeuge wie Radlader, Teleskopstapler, Raupen, Kipper mit Ladekran, Werkstattcontainer, Sprengausstattung, Hochleistungspumpen und Aggregate, die ganze Stadtteile oder Krankenhäuser mit Strom versorgen können. „Als ich zum ersten Mal sah, wie die Kollegen im Rahmen einer Übung quasi aus dem Nichts einen begehbaren Steg über die Saale bauten, war das ungeheuer faszinierend“, erinnert sich Silvia Gulden. Auch die Elektroversorgung, Beleuchtung, Kraftstofflogistik oder Wiederherstellung von Infrastruktur und Brückenbau gehören zu den Aufgaben des THW im Katastrophenfall.
Das THW ist weltweit im Einsatz. Die technische Hilfe im Ausland im Auftrag der Bundesregierung umfasst beispielsweise die Ortung und Rettung durch die SEEBA (Schnell-Einsatz-Einheit Bergung Ausland), Trinkwasseraufbereitung und -verteilung durch die SEEWA (Schnell-Einsatz-Einheit Wasser Ausland), Pumparbeiten, Instandsetzung von Brunnen oder den Aufbau und Betrieb von Camps. Auch bei den großen Waldbränden wie im vergangenen Jahr in Griechenland oder beim Zyklon in Madagaskar waren Helfer aus der Region vor Ort.
Regionalstelle koordiniert
Aufgabe der fest angestellten Mitarbeiter der Regionalstelle unter Leitung von Silvia Gulden ist es, Material und Ausrüstung sowie Aus- und Weiterbildung für die ehrenamtlichen Kräfte zu koordinieren. „Darüber hinaus kümmere ich mich gemeinsam mit den ehrenamtlichen Führungskräften in den Ortsverbänden um den Aufbau und die Pflege von Netzwerken im Bevölkerungsschutz“, erklärt die Regionalstellenleiterin. Das betreffe Regierung, Städte und Kommunen, aber auch Einrichtungen wie Handwerkskammer oder Hochschulen.
Jeder volljährige Bürger kann sich beim THW als ehrenamtlicher Helfer engagieren. Vorkenntnisse sind nicht nötig. Vor den ersten Einsätzen stehen eine Grundausbildung sowie eine kleine Prüfung an. Die Helfer werden für Einsätze und Ausbildung von der Arbeit freigestellt; das Gehalt übernimmt in dieser Zeit das Technische Hilfswerk. Auch Bundesfreiwilligendienst (Bufdi) kann man beim THW schon ab dem Alter von 16 Jahren leisten – und damit einen wichtigen Beitrag im Zivil- und Katastrophenschutz. Einzige Voraussetzung ist die Erfüllung der allgemeinen Schulpflicht. Eine Altersgrenze nach oben gibt es nicht. „Es ist schön, dass neben jungen Erwachsenen auch Senioren Bufdis bei uns sind“, erzählt Silvia Gulden.
„Viele Senioren haben den Wunsch, auch im Ruhestand noch etwas Sinnvolles zu leisten und sich sozial zu engagieren – sie sind gerne bei uns willkommen“ erklärt Silvia Gulden. Die Aufgaben im THW sind vielseitig und richten sich auch nach den Interessen und Vorerfahrungen der Bufdis. Schwerpunkte seien die Unterstützung der Ehrenamtlichen bei der Vorbereitung auf Einsätze oder bei der Aufrechterhaltung der Einsatzfähigkeit sowie die Unterstützung der hauptamtlichen Mitarbeiter der Regionalstelle, beispielsweise bei Prüfung der technischen Ausstattung, Ausbildungsplanung, Helfergewinnung oder Veranstaltungen.
Viele Freiwillige
„Dass sich so viele Menschen unter dem Dach des THW ehrenamtlich engagieren, freut und berührt mich immer wieder“, betont Silvia Gulden, die der Regionalstelle seit August 2021 vorsteht. „Mit meiner Arbeit Gutes zu tun, Menschen zu helfen und die ehrenamtliche Leistung der Helferinnen und Helfer in der Region und weit darüber hinaus bekannt zu machen – und für dieses Ehrenamt zu werben – ist das, was mich antreibt.“ Es sei keine Selbstverständlichkeit, dass die vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer sich neben Beruf und Familie in ihrer Freizeit für das THW engagieren. „Dafür kann man ihnen nicht genug danken.“ Sandra Langer
Zur THW-Regionalstelle Hof gehören die Ortsverbände Bayreuth, Hof, Kronach, Kulmbach, Marktredwitz, Naila, Pegnitz, Selb und Weiden. Der Hofer Ortsverband feiert heuer 70. Jubiläum.
Die Regionalstelle mit insgesamt 14 fest angestellten Mitarbeitern wird seit August 2021 von Silvia Gulden geleitet. Die Helferinnen und Helfer in den Ortsvereinen sind ausschließlich ehrenamtlich tätig und opfern wertvolle Freizeit für den Zivil- und Katastrophenschutz.
Wer sich für das vielseitige Ehrenamt interessiert, kann sich unter www.jetzt.thw.de informieren und ein Kontaktformular ausfüllen, das an den jeweils nächstgelegenen Ortsverband weitergeleitet wird. Neben den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern gibt es beim THW auch Bufdis aller Altersklassen – von Jugendlichen bis hin zu Senioren. Bufdis können sich unter www.thw-bufdi.de bewerben oder telefonisch unter 09281/144950 Kontakt mit der Regionalstelle aufnehmen.