Ein Raum, bestückt mit den verschiedensten Sesseln und Sofas aus längst vergangenen Zeiten. Dazwischen stimmungsvoll beleuchtete Tischchen: Dieses „Wohnzimmer“ im Stil der 60-er bis 80-er Jahre ist derzeit der Multivisionsraum des Textilmuseums in Helmbrechts. Die Kulturwelten-Macher haben aus der Not eine Tugend gemacht und ihren Saal, die Corona-Vorgaben einbezogen, in eine urgemütliche „gute Stube“ verwandelt. Dafür wurden nach einem Aufruf betagte Sitz-Schätzchen im Umkreis eingesammelt und arrangiert.
Heinz König werkelt am großen Bildschirm. Er möchte die innovative Neuerung der Kulturwelten, exklusive Live-Mitschnitte der letzten Veranstaltungen, vorführen. Durch eine hochwertige Video-Ausstattung mit fünfzehn im Raum verteilten Kameras entstehen seit Kurzem Mitschnitte der Auftritte, die den Künstlern direkt nach dem Auftritt als Geschenk zur Verfügung gestellt werden.
Aus dem Nähkästchen
Etwas später sitzt Heinz König lässig auf einem der betagten Sitzmöbel und plaudert aus dem Nähkästchen der Kulturwelten, deren Organisator er seit rund 20 Jahren ist. Er erzählt von Bands, die zum X-ten Mal in Helmbrechts gastieren und sich nach dem Auftritt aufs Hotel freuen, in dem sie so toll versorgt würden. Von den Bedenken und der Aufregung, die ihn vor und während der Vorstellungen immer wieder packen und die in der schwierigen Zeit mit Corona nicht weniger, sondern mehr wurden. Er berichtet, wie er mit und an dem Kulturwelten-Konstrukt gewachsen ist und noch immer dazu lernt. Und er freut sich, wenn Helmbrechts als heimliche Hauptstadt des guten Musikgeschmacks bezeichnet wird.
Heinz König spricht aber stets vom „wir“, lobt seine Crew und alle, die zum Gelingen der Veranstaltungsreihen beitragen, denn ihm ist es nicht wichtig, die Lorbeeren für sich zu ernten. Er erläutert, dass das Grundgerüst der Kulturwelten auf fünf zentralen Säulen aufbaut. Da seien beispielsweise die privaten Sponsoren, die in den vielen Jahren die Kulturwelten immens unterstützten und es noch tun. Die Kulturwelten belebten die Stadt und machten sie attraktiv, das fördern die Unternehmer gerne. „Man merkt, dass wir den Sponsoren wirklich am Herzen liegen“, betont König. Eine weitere Säule seien die Stadt und der Museumsverein Oberfränkisches Textilmuseum, die wie ein Fels hinter den Kulturwelten stünden.
Das Team, auf das der Kulturwelten-Boss richtig stolz ist und welches 2021 neu aufgestellt wurde, sei der nächste bezeichnende Kulturwelten-Pfeiler. Rund 30 Helmbrechtser Kultur-Macher zögen die Fäden hinter den Kulissen der Kulturwelten. Entweder als Angestellte der Stadt, oder ehrenamtlich – aber alle arbeiteten voller Enthusiasmus zusammen. Die Öffentlichkeitsarbeit mit vielen Berichten der Veranstaltungen in regionalen und überregionalen Zeitungen, die die Kulturwelten bekannt gemacht haben, sieht König als enormen weiteren Aspekt. „Ohne die oft überregionalen Veröffentlichungen der Presse über unsere Veranstaltungen stünden wir heute nicht da, wo wir stehen“, ist sich König sicher.
Lob für die Hotellerie
Zu Guter Letzt lobt er die Hotellerie, die für ihn essenziell sei. Die Unterkünfte, in denen die Kulturwelten-Künstler untergebracht werden, leisteten einen großen Beitrag mit Wohlfühlcharakter und rundeten mit ihrer Top-Betreuung den Service ab. „Unsere Akteure genießen das Rundumpaket und die Fürsorge, die sie in unseren Hotels ganz selbstverständlich bekommen“, weiß König. „Manche Gastgeber warten sogar mit einem Schlummertrunk in entspannter Atmosphäre auf die Künstler.“
Die Musiker, Schauspieler und Komödianten perfekt zu versorgen und zu hofieren ist die eine Seite. Andererseits ist da das Publikum, das ebenso wichtig sei und ohne das die Kulturwelten nicht leben würden. „Wir wollen unsere Gäste berühren, ihnen unvergessliche Erlebnisse bescheren. Die Begeisterung des Publikums sowie dessen Interaktion mit den Künstlern beeinflussen natürlich die Stimmung der Veranstaltung. Dabei entwickelt sich oft eine ganz besondere Eigendynamik, die sich von außen nicht steuern lässt“, spricht König aus langer Erfahrung.
Um die Fans bei der Stange zu halten und immer wieder auch neue zu begeistern, strickt er, zusammen mit seinem Team, das Programm der Kulturwelten.
„Mit unserem Programm möchten wir möglichst viele Menschen ansprechen“, erklärt Heinz König. „Das Ziel ist, sich breit gefächert aufzustellen. Und dabei muss es nicht immer nur abgefahren sein.“ Er hat beim Zusammenstellen des Programms ziemlich viele Freiheiten, aber eben auch eine große Verantwortung. Seit Beginn der Kulturwelten 2003 sei es das Ziel gewesen, einen immer größeren Kreis an Interessierten anzusprechen. Allerdings betont Heinz König auch, dass man die Qualität einer Veranstaltung nicht an der Besucherzahl festmachen könne.
Die richtige Mischung
Wie gelingt die richtige Mischung? Der Mix aus bekannten Größen des Unterhaltungsbusiness und solchen, die sich nicht aus den Auftritten finanzieren, bilde die Basis. Spannung entstehe zusätzlich durch „spezielle“ Künstler und ein gutes Gleichgewicht aus unterschiedlichen Darbietungen. Kabarett, Blues, Jazz oder Pop – die Kulturwelten seien extrem facettenreich und hätten sich mit den Jahren von einer kleinen Veranstaltungsreihe zum heutigen Umfang mit einer beachtlichen Anzahl an jährlichen Vorstellungen, in normalen Nicht-Corona-Zeiten, entwickelt.
Fast familiär
„Manche Zusammentreffen kann man schon fast als familiär bezeichnen“, freut sich der Cheforganisator. „Und die Künstler loben das Helmbrechtser Publikum, das ihnen so viel zurückgibt.“ Derzeit laufen die Planungen für 2022 und ab April sind die Nachholveranstaltungen von 2021 geplant. Die Kernölamazonen, Max Mutzke und Chris Thompson stehen unter anderem bereits auf dem Plan. Ebenfalls öffnete endlich das Museumscafé im „Wohnzimmer“ des Helmbrechtser Textilmuseums wieder seine Pforten. Heike Sommermann
Informationen
Infos gibt´s unter www.textilmuseum.de. Aktuelle Veranstaltungen im Textilmuseum finden sie auch auf Seite 21.
Foto: Heike Sommermann