Ohne Menschen wie ihn würde vieles in unserer Gesellschaft nicht funktionieren: Karl Helgert war mehr als 20 Jahre lang ehrenamtlicher Mesner in der Hofer Marienkirche. Vor Kurzem hat er das Amt abgegeben – nicht aber die Schlüssel zur Kirche …
Die Verbundenheit bleibt bestehen: Nach so langer Zeit könne er nicht einfach alles stehen und liegen lassen, erzählt Karl Helgert beim Ortstermin in der Marienkirche. Schließlich war er seit dem Jahr 1998 immer zur Stelle, wenn der hauptamtliche Mesner seinen freien Tag oder Urlaub hatte. Jeden Montag und im Sommer drei Wochen am Stück bereitete er alles für Eucharistiefeiern und Andachten vor: an jedem Wochentag mindestens eine, sonntags sogar vier. Kein Wunder, dass Helgerts Frau einmal sagte: „40 Jahre warst Du mit Deiner Firma verheiratet, jetzt bist Du es mit der Kirche!“. Das zeitaufwendige Ehrenamt wurde auch erst möglich, als der heute 78-Jährige in den Ruhestand ging, nach einem Berufsleben als kaufmännischer Angestellter.
Zu seinen Aufgaben rund um die Gottesdienste gehörte es auch, die Treppenstufen und die Gehwege rund um die Kirche sauber zu halten und im Winter Schnee zu räumen; außerdem war Karl Helgert oft auf dem Friedhof anzutreffen. Mit einem Vortragekreuz geht der Mesner bei einer Beerdigung hinter dem Sarg bis zum Grab und bedient zusätzlich das Weihrauchfass und das sogenannte Schiffchen (darin werden die Weihrauchkörner aufbewahrt).
Wichtig ist es auch, für jeden Anlass die richtige Kleidung zu tragen: Am Friedhof ist es ein Ministranten-Gewand mit violetter Kordel, zu den Festtagen eine weiße Kordel. Noch aufwendiger sind die Gewänder für den Pfarrer: Talar, Schultertuch, Albe und Stola. Doch nicht nur diese müssen vorbereitet und wieder ordentlich aufgeräumt werden; auch für die Ministranten gibt es Gewänder in jeder Größe.
Wenn der Haupt-Ministrant einmal nicht da ist, muss der Mesner die anderen – im Hauptgottesdienst am Sonntag sind es schon mal sieben bis neun junge Menschen – einteilen und ihnen erklären, wo sie stehen sollen. Wochentags können die jungen Leute bei den Eucharistiefeiern, die meistens um 9 Uhr am Vormittag stattfinden, natürlich nicht dabei sein, da sie ja zur Schule gehen. Dann ist es die Aufgabe des Mesners, den Pfarrer am Altar zu unterstützen – und nebenbei die Glocken zu bedienen, wenn die sogenannten Wandlungsworte gesprochen werden. Natürlich sollten die Glocken dann auch wieder ausgeschaltet werden, was man schon mal vergessen könne, wie Karl Helgert schmunzelnd erzählt. „Man muss sich eben voll konzentrieren“, erklärt er.
Nach dem Gottesdienst muss alles wieder verstaut werden: kostbare Bücher ebenso wie alle Mikrofone. „Was nicht niet- und nagelfest ist, muss man wegräumen“, sagt der erfahrene Helfer. „Die Leute brauchen alles …“ Am Ende eines Tages werden auch die angezündeten Opferlichter abgeräumt. An der Zahl sehe man, wie viele Leute am Tag die Kirche besuchen: von 100 Kerzen am Tisch seien etwa 60 abends abgebrannt. Touristen, Pilger, aber auch Passanten kämen gern in die Kirche und hätten auch schon mal die eine oder andere Frage. Ansonsten habe der Mesner jedoch eher wenig Kontakt mit den Menschen: schließlich müsse er immer schon eine Stunde vor dem Gottesdienst da sein und am Abend als Letzter die Tür zusperren.
Guten Kontakt hat Helgert über die vielen Jahre zu den verschiedenen Pfarrern entwickelt: zunächst mit Edmund Kräck, später mit Holger Fiedler, aber auch mit den jeweiligen Urlaubsvertretungen. Diese wurden von der Erzdiözese Bamberg nach Hof vermittelt: Pfarrer aus dem Senegal, Nigeria und Indien. „Da sind gewisse Freundschaften entstanden“, berichtet Helgert. Denn die Gastprediger sollten ja nicht nur Kirche und Pfarrhaus sehen, sondern auch etwas von Deutschland. So sei er mit seiner Frau und den Gästen gerne nach Vierzehnheiligen oder Bamberg gefahren. Noch heute habe man mit einem Pfarrer aus Indien Kontakt per WhatsApp – ebenso wie zu ehemaligen Kaplänen, die früher zur Unterstützung des Pfarrers in die Gemeinde kamen. „Das waren schöne Zeiten“, erinnert sich Helgert. Leider gebe es jetzt keine Kapläne mehr in Hof.
Und wer ist nun der Mesner in Hofs großer katholischer Kirche – nachdem auch der Haupt-Mesner vor Kurzem seinen Dienst beendet hat? Zum Zeitpunkt des Interviews Anfang Dezember war diese Frage noch offen. Helgert hat aber auf jeden Fall versprochen, seiner Marienkirche treu zu bleiben. Seine Frau allerdings wünscht sich, dass er in Zukunft etwas mehr Zeit für den gemeinsamen Garten am Geigengrund hat. Schließlich ist Karl Helgert ja jetzt auch im „ehrenamtlichen Ruhestand“ … Claudia Schott