„Hof impft sich“ prangt es in großen Lettern und mehreren Sprachen auf der Werbetafel vor der Freiheitshalle, flankiert von einem Gesicht der Lokalprominenz – einem Wärschtlamo natürlich. Daneben sind die Daten verschiedenster Impfaktionen ohne Anmeldung aufgelistet. Und es stimmt: In Hof wird geimpft, so fleißig wie in kaum einer anderen Region.
„Achtung, es piekst kurz… Noch ein Pflaster – fertig.“ Wer den Rehauer Arzt Dr. Andreas Pötzl fragt, wie oft er diesen Satz in den vergangenen Monaten gesagt, und wie viele Menschen er gegen Covid19 geimpft hat, erntet Lächeln und Kopfschütteln: „Ich habe jeden Überblick verloren.“
Im Akkord geimpft wird in Hof nicht erst seit Deutschland der vierten Corona-Welle hinterherläuft und realisiert hat, dass die aktuellen Impfquoten bei weitem nicht ausreichen, um die Pandemie in den Griff zu bekommen. Bereits im Frühjahr vergangenen Jahres, die Region steckte gerade besonders tief in der Krise, haben Politiker und Ärzte aus der Region, allen voran Dr. Andreas Pötzl und Dr. Stephan Kudlich, gemeinsam zusätzlichen Impfstoff organisiert, im Rekordtempo geimpft, und dabei später zunehmend auch auf niederschwellige Angebote gesetzt.
„Dass wir in der Region mit unseren Zahlen aktuell vergleichsweise gut dastehen, verdanken wir unserer relativ hohen Impfquote“, ist sich Dr. Pötzl sicher. Zeit zum Ausruhen ist dennoch keine: Es gilt noch (zu) viele Ungeimpfte von den Vorteilen einer Impfung zu überzeugen. Gleichzeitig werden bei denen, die schon vor Monaten geimpft wurden, die dritten Impfungen fällig. Neben dem Impfzentrum in Helmbrechts (mit Terminvereinbarung) gibt es regelmäßig in Hof und verschiedenen anderen Gemeinden und Arztpraxen im Umland Impfaktionen ohne Anmeldung. Mobile Angebote ergänzen die stationären. Unter www.impfung-hoferland.de kann man Kontakt zum Impfzentrum aufnehmen oder unter „Impfaktionen“ die aktuellen Termine in der Region einsehen.
Bundes- und landesweit griffen im Dezember verschiedene Medien in ihrer Berichterstattung das vorbildliche Impf-Angebot in der Region auf. Thema war stets auch, dass viele Nachbarn aus dem sächsischen und thüringischen Vogtland die Angebote in Hof und Umland sehr zu schätzen wissen. Denn dort hakt es. Während die Impfwilligen in den Nachbarlandkreisen oft stundenlang anstehen und am Ende doch ohne Impfung nach Hause fahren müssen, erhalten sie beispielsweise in der Hofer Freiheitshalle ohne Anmeldung unkompliziert eine erste, zweite oder dritte Impfung. Impflinge aus Sachsen und Thüringen sind Andreas Pötzl genauso willkommen wie die aus der Region: „Hauptsache, es wird geimpft.“ Impfstoff gebe es genug, und von Anfang an arbeiten die Ärzte in der Region eng zusammen und helfen sich gegenseitig aus.
Ende vergangenen Jahres waren der Rehauer Arzt und seine Kollegen auch in den Firmen der Region unterwegs, beispielsweise bei Motor-Nützel oder im Medienhaus in der Pfarr in Hof. Alexander Pflaum, Geschäftsführer der Motor-Nützel Vertriebs-GmbH, freute sich über die positive Resonanz: „Es ist gut zu sehen, dass viele Mitarbeiter eine solche Aktion unterstützen und annehmen. Wir alle wünschen uns wieder einen normalen Arbeitsalltag und weniger Beschränkungen. Nur reden hilft in diesen Tagen wenig, man muss selbst aktiv werden.“
Anke Bogler, Prokuristin von TV Oberfranken, hatte nicht nur ihre Kollegen, sondern alle im Medienhaus Arbeitenden und deren Angehörige zur Impfaktion eingeladen – und viele waren dem Ruf freudig gefolgt. Nach nicht einmal einer Stunde hat Dr. Andreas Pötzl, der das Prozedere längst perfektioniert hat, alle Impfwilligen durch und fährt zur nächsten Firma. „Das ist eine sehr effektive Geschichte. Und gerade für Menschen, die arbeiten müssen, sind solche Angebote sehr gut.“ Seine Motivation, über so viele Monate einen so großen Teil seiner (Frei-)Zeit dem Impfen zu widmen: „Irgendwann wollen wir ja auch einmal fertig sein damit und wieder normal leben.“ Sandra Langer
Foto: Christian Kirchmann