Der Park rund um den Bismarckturm ist um eine neue Attraktion reicher. Dank einer Spende der Hermann und Bertl Müller-Stiftung konnte ein neuer, zusätzlicher Spielplatz gebaut werden. Die Stiftung hat in Hof bereits zahllose Projekte umgesetzt und steht immer gern bereit, wenn es darum geht, die Stadt zu verschönern. Wir haben nachgefragt bei Dr. Gisela Strunz, der Vorsitzenden der Hermann und Bertl Müller-Stiftung:
Wie kam es zum Bau des neuen Spielplatzes am Bismarckturm?
Nachdem die Müller-Stiftung schon etliche Projekte für die Stadt Hof finanziert oder mitfinanziert hat, bat der damalige Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner um eine Spende für einen Kleinkinderspielplatz am Bismarckturm. Die daraufhin entwickelten Vorschläge der Stadtverwaltung gefielen uns gut, und so konnte das Vorhaben – coronabedingt verzögert – realisiert und jüngst eingeweiht werden. Wir hoffen nun, dass viele, viele Kinder sich den Spielplatz vergnügt erobern. Während der Einweihung konnten wir schon die Kinder der Kita Emilia darauf herumklettern sehen.
Wie schafft es Ihre Stiftung, trotz jahrelanger Niedrigzinsphase weiter erfolgreich zu arbeiten?
In den letzten Jahren ist es viel schwieriger geworden, das Stiftungskapital möglichst gewinnbringend und gleichzeitig möglichst risikoarm anzulegen. Aufgrund der Zinsentwicklung an den Kapitalmärkten haben sich die laufenden Erträge der Stiftung sukzessive reduziert. Deshalb haben wir uns vor längerem im Vorstand dazu entschieden, unsere Anlagestrategie anzupassen. So haben wir die Aktienquote und die dividendenstarken Werte in unserem Portfolio in den letzten Jahren deutlich erhöht. Denn nur so lassen sich entsprechende Erträge generieren. Negativzins zahlen wir nicht, weil wir die liquiden Mittel weitestgehend angelegt haben. Und so sind wir erfreulicherweise weiterhin in der Lage – so unser Finanzvorstand Robert Werner – „interessante Projekte großzügig finanziell zu unterstützen“.
Kannten Sie das Stifterpaar noch persönlich?
Leider habe ich das Stifterpaar Hermann und Bertl Müller nicht persönlich kennengelernt. Aber mein Vorgänger Dr. Hans Heun und seine Frau Ilse, die mit beiden befreundet waren und sich später sehr um die damals hochbetagte Bertl Müller gekümmert haben, konnten mir viel über das Ehepaar und seine Erfolgsgeschichte erzählen. Beide Müllers kamen nach 1945 als Vertriebene von Asch über Rehau nach Hof, wo sie rasch aus dem Nichts äußerst erfolgreich ihre Färberei aufbauten. Weil sie hier eine neue Heimat gefunden hatten, entschlossen sie sich, der Hofer Bürgerschaft aus Dank etwas zurückzugeben, indem sie ihr gesamtes Vermögen in eine Stiftung umwandelten: die segensreiche Hermann und Bertl Müller-Stiftung. Sie existiert seit 1995 und hat über die Jahre zahlreiche Projekte der verschiedensten Antragsteller in Hof und auch Rehau mit mehreren Millionen Euro vollständig oder zum Teil finanziert.
Was hat Ihnen Dr. Heun geraten, als Sie das Amt von ihm übernommen haben?
Er hat mir tatsächlich in seiner Eigenschaft als Altoberbürgermeister einen guten Rat gegeben, aber den verrate ich hier nicht.
Wer wendet sich in der Regel an Ihre Stiftung?
In der Regel bekomme ich als Vorsitzende der Müller-Stiftung Anfragen oder Anträge verschiedenster gemeinnütziger kleinerer und größerer Organisationen aus Hof, die ich als Hoferin in der Regel kenne und wo ich bei Bedarf schnell nachfragen kann. Bei größeren Vorhaben informieren wir uns als Vorstand natürlich besonders gründlich über die Förderwürdigkeit und Satzungskompatibilität des beantragten Projektes. Die Stiftung muss jedoch nicht immer nur reagieren. Sie kann auch selbst Impulse setzen, indem sie operativ tätig wird und Projekte initiiert. Ein ausgezeichneter Kooperationspartner war hier vor allem die Volkshochschule Hofer Land.
Was gefällt Ihnen an Ihrer Stiftungsarbeit besonders, was mögen Sie vielleicht nicht so?
Ich freue mich immer sehr, wenn wir mit unserer Förderung Stiftungsmittel möglichst effektiv einsetzen und damit sinnvolle Projekte ermöglichen können. So konnten wir mit einer Anschubfinanzierung zum Beispiel den Bau der „Klangmanufaktur“ der Hofer Symphoniker realisieren helfen. Ich bedauere manchmal, wenn wir durchaus gute Anträge ablehnen müssen, weil sie unserer Stiftungssatzung nicht entsprechen oder weil unser Finanzrahmen bereits ausgeschöpft ist. Ich bemühe mich aber immer, meine Absage plausibel zu begründen und eventuell auf Stiftungen hinzuweisen, die passgenauer für die jeweiligen Vorhaben sind.
Was war für Sie das großartigste Projekt, das in Ihrer Zeit verwirklicht wurde, und warum?
Das finanziell größte Projekt war der Beitrag der Stiftung zur „Klangmanufaktur“ der Hofer Symphoniker, mit der endlich eigene, neue Proberäume für die Musiker in nächster Nähe zum Festsaal der Freiheitshalle und zum Theater geschaffen wurden. Auch aus städtebaulicher Sicht wurde damit das Ensemble von Theater und Freiheitshalle deutlich verschönert. Ein anderes Projekt, das die Stiftung maßgeblich initiiert und das über Hof hinaus sehr viel positives Aufsehen erregt hat, waren die wissenschaftliche Studie von Dr. Ekkehart Hübschmann über die „Schicksale der jüdischen Hofer Familien im Nationalsozialismus“ und der daran anknüpfende Schülerwettbewerb zum Thema „Antisemitismus“ an den Hofer Schulen. Im Rahmen der Preisverleihung präsentierten die Schülerinnen und Schüler mit ihren engagierten Lehrkräften durchweg großartige Beiträge. Sogar der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland Dr. Josef Schuster kam nach Hof, um sie sich anzuschauen.
Was wird das nächste Projekt sein?
In Kürze kann ein sehr schönes, von der Stiftung finanziertes Projekt der Volkshochschule Hofer Land eingeweiht werden: der historische Torbogen aus Granit, der in ein Stück alter Stadtmauer an einem der schönsten Plätze Hofs, dem Maxplatz, eingepasst wurde. Nach aufwendiger Restauration wurde er wieder aufgestellt und verbindet hervorragend alt und neu. Neben etlichen kleineren Projekten wie dem Dokumentarfilmpreis „Granit“, dem eintrittsfreien „Museumssonntag“ oder einem neuen Buch über Johann Christian Reinhart von Professor Dieter Richter engagieren wir uns auch für das Museum Bayerisches Vogtland, für das wir ein wissenschaftliches Volontariat über zwei Jahre finanziert haben. Demnächst fördern wir wieder ein größeres Spielplatzprojekt. Der neue Waldorfkindergarten braucht zur motorischen Förderung der Kinder dringend Spielgeräte zum Balancieren und Klettern. Hier engagieren wir uns sehr gerne, denn in Kinder zu investieren ist uns immer eine besondere Freude.
Was würden Sie persönlich gerne noch umgesetzt sehen?
Ein Herzenswunsch meines Vorgängers Dr. Hans Heun war es, die prächtige und mit enormem bürgerschaftlichem Engagement restaurierte Münch-Ferber-Villa in ein offenes Kunst-, Kultur- und Literaturhaus umzuwandeln, das allen Bürgern und ehrenamtlich tätigen Kultur- und Kunstvereinen offen stehen sollte. Hier sollte endlich ein Kunstmuseum für die reiche Städtische Kunstsammlung entstehen und das großartige Reinhart-Cabinett in adäquaten Räumen untergebracht werden. Hier sollten die ehrenamtlichen Kultur- und Kunstvereine eine Heimstatt finden, und es sollte ein lebendiger Austausch zwischen den Akteuren stattfinden. Und hier könnte im Rahmen der Hofer Filmtage endlich die schon lange angedachte Residenz für Drehbuchschreiber und -schreiberinnen etabliert werden. Dieses Konzept sähe ich persönlich auch gerne umgesetzt und halte es für ein – gerade nach den Pandemiezeiten und der damit verbundenen lähmenden sozialen Isolation – enorm wichtiges kommunikatives, soziokulturelles Zentrum. Das wäre ein zukunftsweisendes Modellprojekt für unsere Stadt und ihre gesamte Bürgerschaft, für das sich auch die Stiftung engagieren könnte.
Die Fragen stellte Manfred Köhler
Zu den Projekten, die dank der Hermann und Bertl Müller-Stiftung verwirklicht werden konnten, gehören auch die neue Museumsabteilung, das Reinhart-Cabinett, die Kinderspielplätze am Untreusee, am Botanischen Garten, im Zoo oder am Bismarckturm, die Sanierung des Wartturms, der Brunnen am Maxplatz, die Ballerina oder der Freiheitstrompeter. Auch das Windspiel am Untreusee und der Imagefilm über Hof von TVO wurden von der Stiftung ermöglicht. Von der Kirchengemeinde bis hin zur „Filzfabrik“, von den „Ascher Schützen“ bis hin zur Stadtbücherei reichen die Antragsteller, die sich an die Stiftung wenden.
Fotos: Manfred Köhler, Lydia Würkner/Stadt Hof