Wer in Hof derzeit eine Wohnung sucht, tut sich nicht immer leicht. Vor allem für größere Familien, so hört man von Experten, kann es zur Geduldsprobe werden, angemessenen Wohnraum zu finden. Wir haben nachgefragt bei Christian Ludwig, dem Geschäftsbereichsleiter Wohnservice der Baugenossenschaft Hof:
Wie schätzen Sie die aktuelle Situation des Wohnungsmarktes in Hof ein?
Wir, als größter Vermieter in Hof, sehen den Wohnungsmarkt relativ angespannt. Aktuell erhalten wir eine Vielzahl von Wohnungsanfragen, sei es von externen Interessenten oder von Ur-Hofern, welche ihre aktuelle Wohnsituation ändern wollen. Dies führt dazu, dass wir teils mit Wartelisten arbeiten müssen. Die Akzeptanz hierfür ist von Mieterseite allerdings gegeben, da unsere Mietinteressenten gerne auf eine Wohnung der Baugenossenschaft warten. Grund hierfür sind die Risiken des privaten Marktes, beispielsweise Eigenbedarfskündigung oder Verkauf. Auch kann man sich bei der Baugenossenschaft darauf verlassen, dass sowohl unsere Mieter und Mitglieder als auch unsere Wohnungen an erster Stelle stehen.
Bekommt jeder, der etwas sucht, auch für ihn passenden Wohnraum?
Natürlich geben wir immer unser Bestes, den Interessenten schnellstmöglich die passende Wohnung anbieten zu können. Allerdings gibt es nicht immer sofort eine bezugsfertige Wohnung, die den Wünschen und Vorstellungen unserer Nachfrager entspricht.
Wie lang kann es mitunter dauern?
Im besten Fall können wir natürlich sofort eine Wohnung anbieten. Aber zunehmend haben wir keine den Wünschen entsprechenden Wohnungen frei, sodass wir die Interessenten auf eine Warteliste setzen müssen. Das resultiert daraus, dass wir weniger Kündigungen als Nachfragen erhalten, was natürlich erfreulich ist. Auch möchten einige Interessenten „die ganz spezielle Wohnung“, hier können auch Wartezeiten von mehreren Monaten entstehen.
Ist es nur eine Frage des Preises, oder ist der Markt einfach leer gefegt?
Als Baugenossenschaft verpflichten wir uns, unseren Mitgliedern eine gute, sichere und sozial verantwortbare Wohnungsversorgung zu bieten. Wir bewegen uns mit den Mietpreisen absolut im Rahmen und können für jeden Geldbeutel eine passende Wohnung anbieten. Nicht nur durch die hohe Anzahl von Nachfragen, sondern auch durch Renovierungen, die Zeit in Anspruch nehmen, ist der Markt aktuell recht leer.
Wo liegt überhaupt der Quadratmeterpreis derzeit im Vergleich zu vor einem und vor fünf Jahren?
Als Baugenossenschaft sind wir bestrebt, unsere Mieten unter dem Mietspiegel zu halten. Leider zwingen uns aktuelle Instandhaltungsanforderungen und Kostensteigerungen zum Erhöhen unserer Mieten, auch im Bestand. Nur so bleibt unsere ordnungsgemäße Bewirtschaftung möglich. Der Mietpreis lag 2016 bei 4,04 €/m². Im Jahr 2020 lag er bei 4,33 €/m². Aktuell befinden wir uns durchschnittlich bei 4,43 €/m². Hierbei sind sowohl Modernisierungen als auch Neubauten enthalten. Wir können also von Mietsteigerungen von etwa 1,7 Prozent pro Jahr sprechen. Damit sind wir unter der Inflationsrate, die durchschnittlich bei etwa zwei Prozent liegt.
Gibt es Gruppen, die sich bei der Wohnungssuche besonders schwertun, zum Beispiel Studenten?
Bei Studenten gibt es wenige Probleme. Auch dieses Jahr, trotz Nachwirkungen der pandemiebedingen Online-Vorlesungen, war die Anfrage für Studentenwohnungen wieder sehr hoch, und wir konnten viele Einzimmer-Wohnungen an unsere Hofer Studenten vermieten. Etwas schwieriger gestaltet sich die Wohnungssuche für große Familien ab sechs Personen. Auch für Alleinerziehende mit geringem Einkommen ist es schwierig, einen passenden Wohnraum zu finden.
Lässt sich der Mangel an Wohnraum in Zahlen bemessen?
Diese Frage ist schwer zu beantworten, da der Mangel nicht nur durch fehlenden Wohnraum besteht. Wie bereits in den Fragen zuvor erwähnt, gibt es für spezielle Wünsche teilweise keine Wohnungen. Wenn man eine Zahl beziffern möchte, so können wir aktuell nur von unserer Warteliste ausgehen, welche Stand Dezember 2020 bei rund 400 lag.
Was wird gegen den Mangel getan?
Wir versuchen die Wohnungen schnellstmöglich zu renovieren. Auch der Neubau ist für uns ein Thema. Allerdings sind wir hier an die Verfügbarkeit von Handwerker- und Baufirmen gebunden. Das macht die Sache deutlich problematischer, da diese Firmen immer ausgelasteter sind.
Wann ging es mit der Wohnraumknappheit los? Wo liegen die Ursachen?
Natürlich gibt es viele Anfragen, aber von einer direkten Wohnraumknappheit kann man nicht sprechen. Es sind Wohnungen zur Vermietung vorhanden, nur bei speziellen Wünschen kann es zu Problemen kommen. Auch bei den diversen Online-Portalen ist ein weitläufiges Angebot an Wohnungen zu finden, sodass sicher noch genug freier Wohnraum vorhanden ist.
Gibt es über den offiziellen Markt hinaus Möglichkeiten, über die Vermieter und Mieter zusammenfinden können?
Wir möchten hier gerne auf die Immobilienbörse der Stadt Hof verweisen. Hier können sämtliche Hofer Vermieter ihre Wohnungen anbieten, und den Mietinteressenten steht eine sehr gute Auswahl zur Verfügung.
Was kann man Menschen raten, die dringend eine Wohnung suchen und sich schwertun?
Diverse Angebotsplattformen benutzen und sich nicht auf eine Wohnung versteifen. Man sollte sich mehrere Wohnungen ansehen, um eine größere Auswahl von Alternativen zu haben. Auch wirken die Wohnungen bei den Besichtigungen oftmals anders als auf den Fotos.
Die Fragen stellte Manfred Köhler
Unsere Fragen haben wir auch Matthias Heilmann, dem geschäftsführenden Vorstand der Eisenbahner-Wohnungsgenossenschaft Hof, vorgelegt. Seine Antworten decken sich in wichtigen Punkten mit denen von Christian Ludwig. Bei seiner Genossenschaft sind derzeit hauptsächlich kleinere Wohnungen frei, speziell Zwei-Zimmer-Wohnungen. „Nach oben hin wird es problematisch“, sagt Matthias Heilmann. Eine Nachfrage nach größeren Wohnungen sei vorhanden, zum Beispiel von großen Familien, aber man könne sie momentan nicht bedienen. Vor ein paar Jahren sei es noch umgekehrt gewesen. Mit Wartelisten arbeite man nicht, weil man nicht wisse, wann etwas frei werde. Der Quadratmeterpreis bei der Eisenbahner-Wohnungsgenossenschaft Hof liege derzeit bei 3,38 Euro, vor fünf Jahren seien es 3,16 Euro gewesen. Abgesehen von diesen Durchschnittswerten müsse man bei neuen oder sanierten Wohnungen auch schon mal mit 5,60 Euro pro Quadratmeter rechnen. Menschen, die gerade auf der Suche nach Wohnraum sind, rät der Experte, auf alles zu schauen, was der Markt hergibt, und nicht nur sein Heil bei Genossenschaften zu suchen.
Foto: Manfred Köhler