Dieter Busch ist eine ganz besondere Art von Hofer Wärschtlamo: Er hat zwar keine Konzession, aber brachte schon Tausende von Wienerla und Knackern aus dem Messingkessel unter die Leute. Dank einer original Lederjacke aus den 1930-er Jahren und der passenden Mütze kann er sich in einen klassischen Wärschtlamo von früher verwandeln. Hunderte von Besuchern hat er als Gästeführer in dieser Aufmachung bereits durch die Sonderausstellung im Museum Bayerisches Vogtland zum Jubiläum „150 Jahre Hofer Wärschtlamo“ geführt. Und für ein neues Buchprojekt hat er so viel über die Geschichte der Hofer Wärschtlamänner recherchiert, dass er wohl mehr über das Thema weiß als die Wärschtlamänner selbst. Zum Abschluss unserer Serie über das Wärschtlamo-Jubiläum haben wir deshalb nachgefragt bei Dieter Busch:
Gibt es überhaupt noch etwas, das nach der Fülle an Berichterstattung im Jubiläumsjahr über die Historie der Hofer Wärschtlamänner zu ergänzen wäre?
Soweit ich das verfolgt habe, ist bisher noch kaum bekannt, dass die Wärschtlamänner vor dem Krieg jeweils dienstags und freitags auch Blut- und Leberwürste verkauft haben. Die konnte man dann mit nach Hause nehmen und sich damit eine Schlachtschüssel zubereiten. Normalerweise boten die Wärschtlamänner damals allerdings nur Wiener und später auch Knacker an. Weißwürste und Bauern haben die Wärschtlamänner erst seit neuerer Zeit im Kessel.
Warum fing es ausgerechnet mit den Wienerla an? Was haben Wiener Würste mit Hof zu tun?
Der Name täuscht. Diese Art von Würsten kommt ursprünglich nicht aus Wien, sondern wurde von Johann Georg Lahner aus Gasseldorf bei Forchheim kreiert, und zwar speziell auf den oberfränkischen Geschmack hin. Lahner selbst nannte seine Erfindung zunächst „Lahners Würstchen“ und später „Frankfurter“, weil er das Metzgerhandwerk in Frankfurt am Main gelernt hatte. Erst als er nach Wien umzog, wurde seine Spezialität zu „Wiener Würstchen“ – oder in Hof kurz zu Wienerla.
Aber wie kamen die Wienerla aus Forchheim beziehungsweise Wien nach Hof?
Ich gehe davon aus, dass der erste Hofer Wärschtlamo Johann Albrecht Sandner diese Wurstsorte in Hof unter die Leute bringen wollte und sich deshalb dafür entschied, sie anzubieten. Allerdings wissen wir nicht viel über diese Zeit und die tatsächlichen Hintergründe. Verbürgt ist lediglich, dass Sandner im Jahr 1871 einen Wursthandel in Hof eröffnet hat. Ob er mit seinem Wärschtlakasten auch schon herumzog, lässt sich nicht sagen. Sicher wissen wir das erst von Georg Jahn aus Schwarzenbach am Wald, der zehn Jahre später anfing und nachweislich mit seinem Wärschtla-Angebot durch Hof gelaufen ist.
Wie zufrieden sind Sie als Wärschtlamo-Experte mit dem Marketing für das Ur-Hofer Aushängeschild?
Grundsätzlich bin ich zufrieden damit. Was mir allerdings weniger gefällt, sind die Wärschtlamo-Räuchermännchen. Denn unter anderem wäre es mir hier wichtig, dass der Rauch nicht aus einer Pfeife kommt, sondern aus dem Wurstkessel aufsteigt. Der Wurstkessel sollte außerdem mehr dem echten Kessel gleichen, und die Wärschtlamo-Figur sollte ein paar Wienerla in der Hand halten. Der Brötchenkorb sollte neben der Figur stehen, so wie es heute bei den Hofer Wärschtlamännern der Fall ist. All diese Ideen habe ich bereits an eine Firma im Erzgebirge weitergeleitet. Daraus ist ein neuer Räuchermännla-Wärschtlamo entworfen worden, der aktuell in Planung ist und noch vor Weihnachten zu haben sein soll.
Machen Sie das auf eigene Faust, oder haben Sie Partner?
Dies ist zurzeit noch in Klärung mit der „Erzgebirgischen Holzbaukunst“. Denn auf Facebook habe ich bereits rund 50 Interessenten gefunden, die sich spontan für ein derartiges Räuchermännchen begeisterten und ihre Abnahme zusicherten.
Was fasziniert Sie persönlich am Thema Wärschtlamo?
Mich begeistert, dass mit dem Wärschtlamo der erste Fastfood-Verkäufer überhaupt aus Hof stammt. Das muss man sich mal, sozusagen, auf der Zunge zergehen lassen.
Wären Sie gern selbst ein Hofer Wärschtlamo?
Lange Zeit war ich auf diesem Gebiet praktisch so nebenbei als Hobby tätig. So übernahm ich in dem Reisezug „Hochfranken-Express – Hof geht auf Reisen“ als Hofer Wärschtlamo im Zug die Bewirtung. Dafür war keine besondere Konzession nötig. Aber man brauchte seine Unterweisung nach der Hygieneverordnung, und ich hatte zusätzlich noch bei der IHK einen Nachweis über die Unterrichtung für Schank- und Speisegaststätten. Im Hochfranken-Express wurden auch schon mal über 1.500 Paar Hofer Wärschtla von den Reisenden verspeist. Auch als Hofer Gästeführer repräsentiere ich bei Veranstaltungen den Hofer Wärschtlamo, wofür ebenfalls keine Konzession erforderlich ist. Weil mir solche Auftritte immer viel Spaß gemacht haben, könnte ich mir schon vorstellen, dass ich mir einen Reisegewerbeschein ausstellen lasse, um in meinem Ruhestand tatsächlich als Wärschtlamo tätig zu sein.
Die Fragen stellte Manfred Köhler
Zur Person:
Dieter Busch, 63, ist von Beruf Brandschutzbeauftragter der Firma Viessmann. Den Hofern ist er unter anderem als Gästeführer und Sammler von Fotos aus der Hofer Geschichte bekannt, die er auf Facebook regelmäßig mit den anderen Nutzern teilt. Nach umfangreichen Recherchen über die Geschichte der Hofer Wärschtlamänner arbeitet er aktuell zusammen mit Museumsleiterin Dr. Magdalena Bayreuther an einem neuen Buch zum Thema, das in den nächsten Monaten erscheinen soll.