Die Hofer Wärschtlamänner feiern heuer 150. Jubiläum: Seit dem Jahr 1871 sind sie in Hof unterwegs und verkaufen ihre Wienerla, Knacker oder Bauern. Viel hat sich in den 150 Jahren geändert, aber das Erscheinungsbild der Wärschtlamänner mit ihrem Messingkessel und dem großen Korb für die Brötchen ist immer gleich geblieben. Aus Anlass des Jubiläums haben wir bereits die Wärschtlamänner vorgestellt, die in Hof heute noch mit Kessel und Brötchenkorb an einem bestimmten Standort ausharren. Es gibt aber auch Wärschtlamo-Dynastien in Hof, deren Nachfahren zwar nicht mehr mit dem Kessel umherziehen, aber dem Wärschtla-Gewerbe treu geblieben sind.
So kann die Familie Weigold das Gewerbe ihrer Ahnen bis fast in die Anfangszeit der Hofer Tradition zurückverfolgen: In den 1920er Jahren kam Wilhelm Weigold aus Lippertsgrün bei Naila nach Hof, um sich als Wärschtlamo zu betätigen. Er heiratete in die bereits bestehende Wärschtlamo-Dynastie Grüner in der Leimitzer Straße ein. Seine Söhne Hans und Alwin stiegen zunächst ins Familienunternehmen ein. Die schwere Kriegszeit erzwang dann aber Veränderungen. Wilhelm Weigold eröffnete ein Milchlädchen in der Jägerzeile, Alwin wurde Frisör und Hans ging zur Bahn.
Die nächste Generation kehrte dann allerdings zu den Wurzeln der Familie zurück. Rudolf, der Sohn von Hans, griff selbst zum Wurstkessel und Brötchenkorb. Dessen Schwiegertochter Karin, heute 77 Jahre alt, erinnert sich daran, wie hart das Gewerbe vor allem für die „Wärschtlafrauen“ war: „Sie haben die Kästen geputzt und ihren Männern zu Fuß hinterhergetragen“, erzählt sie. Zwischen den Grüners und den Weigolds habe anfangs eine Art Krieg geherrscht, sie gingen sogar mit der Wärschtlagabel aufeinander los. Kein Wunder, waren doch allein fünf Grüner-Brüder als Wärschtlamänner aktiv – und die Konkurrenz bei zeitweise bis zu 50 Wärschtlamännern in Hof immens groß.
Die Weigolds gingen mit dem Druck auf ihre Weise um. Von ihrem Stammplatz an der Lorenzkirche aus erschlossen sie sich neue Geschäftsfelder und zogen zum Beispiel mit einem kleinen Wagen umher. Seit 1924 ist die Dynastie Weigold-Grüner außerdem auf dem Hofer Volksfest präsent. Der Einstieg erfolgte damals schon als Kind. Ralf Weigold (54), der Sohn von Karin und Rudolf Weigold, stand schon im Alter von zwölf Jahren am Bratwurstrost auf dem Hofer Volksfest. Zwar absolvierte er zunächst eine völlig andere Ausbildung, nämlich als Bürokaufmann im Autohandel, aber nach der Bundeswehr stieg er dann doch ins elterliche Gewerbe ein.
Nach und nach bauten sich die Weigolds ein Imbiss-Imperium in Hof auf. „Als das Hofer Hallenbad 1988 umgebaut und zum heutigen Hof-Bad erweitert wurde, übernahmen wir die feste Gastronomie“, erinnert sich Ralf Weigold. Hinzu kamen das Schnellrestaurant im damaligen Meisterkauf und die Skihütte am Hofer Weihnachtsmarkt. 2013 brachte Ralf Weigold die alte neue Hofer Skihütte als Attraktion wieder auf den Weihnachtsmarkt zurück, worauf er besonders stolz ist. Auch nach dem Tod des Vaters 1996 erweiterte Ralf Weigold den Betrieb. So betreut er seit über 20 Jahren die Freibäder in Hof und Oberkotzau. Nach wie vor hat er auch seinen Stand auf dem Hofer Volksfest – und steuert damit ein bedeutendes Jubiläum an: „2024 werden es 100 Jahre, dass die Familie Weigold mit ihrer Bratwurstbraterei auf dem Volksfest präsent ist“, erzählt er.
Weil Karin und Ralf Weigold die Geschichte des Wärschtla-Verkaufs in Hof so wesentlich mit geprägt haben, waren sie auch eine unschätzbare Informationsquelle für Dr. Magdalena Bayreuther, die Leiterin des Museums Bayerisches Vogtland Hof, als sie die Sonderausstellung zum Jubiläum „150 Jahre Hofer Wärschtlamo“ zusammenstellte. Und nicht nur das: Für die Ausstellung stellten die Weigolds neben vielen historischen Fotos auch einige der zentralen Utensilien als Leihgaben zur Verfügung, nämlich je einen original Wurstkessel samt Zubehör und einen Brötchenkorb.
Für ihre Ausstellung hat die Museumsleiterin bisher durch die Bank positive Rückmeldung bekommen, und das nicht nur von Hofern, sondern auch von auswärtigen Gästen. „Vor allem bei den Hofern werden natürlich Kindheitserinnerungen geweckt, was die Ausstellung für sie zum emotionalen Erlebnis macht“, erzählt Magdalena Bayreuther. Besucher von außerhalb freuten sich darüber, dass sie ein typisches Stück Hofer Genusskultur vor Augen geführt bekommen. Weil die Schau so erfolgreich ist, sollen Teile davon auch nach dem Ende im Museum als Dauerausstellung präsent bleiben, denn: „Wir wollen hervorheben, dass die Wärschtlamänner, die anfangs auch in anderen Städten vorkamen, sich nur in Hof gehalten haben, was sie einzigartig für uns macht.“ Manfred Köhler
Info:
Die Sonderausstellung zum Jubiläum „150 Jahre Hofer Wärschtlamo“ ruht auf drei Säulen, nämlich der Präsentation im Museum Bayerisches Vogtland Hof vor Ort, ergänzenden Beiträgen auf der Homepage www.museum-hof.de und einer Broschüre mit dem Titel „Mit oder ohne Sempft?“ von Dr. Magdalena Bayreuther, die im Museum zu bekommen ist. Stadtarchivar Dr. Arnd Kluge erforscht das Thema außerdem wissenschaftlich. Seine Arbeit soll noch in diesem Jahr unter dem Titel „Hofer Fastfood“ im Rahmen der Veröffentlichungen des Langnamenvereins erscheinen.
Die Ausstellung ist bis zum 12. Dezember im Museum Bayerisches Vogtland zu sehen (Dienstag bis Freitag 10 bis 16 Uhr, Samstag, Sonntag 13 bis 18 Uhr, Montag geschlossen).